Marco Rose rotierte kräftig durch und nahm gegenüber dem Pokalspiel in Stuttgart am Mittwoch gleich sieben Veränderungen vor. Lediglich Ginter, Lainer, Neuhaus und Stindl blieben in der Mannschaft. Sommer, Jantschke, Wendt, Zakaria, Herrmann, Wolf und Embolo rückten in die Startelf.
Das Spiel begann äußerst unglücklich für die Borussen. Schon nach wenigen Sekunden sah Stindl die Gelbe Karte, nachdem er im Mittelfeld gegen Rexhbecaj etwas heftig zur Sache gegangen war. Rexhbecaj orientierte sich wenige Augenblicke später nach vorn, startete im Rücken von Zakaria durch und nahm einen gut getimten Pass von Duda auf. Den Flachschuss aus 15 Metern fälschte Lainer mit der Hacke noch ab, so dass Sommer dem Ball nur noch hinterschauen konnte, der zur Kölner Führung ins Netz rutschte (3.).
Borussen kaum zwingend, aber mit dem glücklichen Ausgleich
Blöder hätte das Derby kaum starten können. Köln zog sich fortan weit zurück und verteidigte die eigene Hälfte mit großem Laufaufwand und hoher Zweikampfintensität. Die Borussen hatten im ersten Durchgang 60 Prozent Ballbesitz, taten sich aber äußerst schwer, an und in den gegnerischen Strafraum zu kommen. Gladbacher Torchancen gab es keine, so dass der Ausgleich schon etwas überraschend war. Stindl passte vor dem Strafraum auf Neuhaus, der von halblinks einen Schlenker in die Mitte machte und mit rechts einfach mal ins Getümmel schoss. Özcan fälschte leicht ab, dann fälschte Meré stark ab und das Leder landete unhaltbar für Horn im Kölner Tor (16.).
Die Borussen konnten also durchatmen, wobei sich an der Spielausrichtung in der Folgezeit nichts änderte. Gladbach hatte den Ball, Köln hielt dagegen und wartete auf Umschaltmomente. Den Fohlen gelang es nicht, das Spieltempo hochzuhalten und überraschende Aktionen einzustreuen. Den Kölnern wiederum gelang es nicht, die wenigen eigenen Ballbesitzphasen zu nutzen. So war es ein ziemlich zäher Kick im leeren Borussia-Park - ohne Torchancen oder sonstigen Highlights.
Rexhbecaj nutzt Aussetzer von Lainer und tunnelt Sommer
Unmittelbar nach dem Seitenwechsel musste Zakaria angeschlagen raus, für ihn kam Kramer. Kurzzeitig sah es so aus, als ob die Borussen nun etwas Geradlinigkeit in ihr Spiel bekommen würden. Neuhaus eroberte den Ball, trieb ihn nach vorne und spielte einen guten Pass auf Embolo. Der Schweizer wurde jedoch im letzten Moment von Meré gestört (54.).
Nur wenige Augenblicke später erfolgte die nächste kalte Dusche. Einen langen Ball der Kölner in Richtung Eckfahne erlief Kramer, der auf Lainer passte. Der Österreicher wollte lässig zu Neuhaus weiterleiten, unterschätzte aber die Aufmerksamkeit von Rexhbecaj. Der schnappte sich die Kugel, lief aus spitzem Winkel aufs Tor zu, wo er Sommer tunnelte und zur erneuten Kölner Führung einschob (55.).
Die Einwechslungen verpuffen - Borussia völlig harmlos
Dieser Treffer änderte die Lage komplett und Marco Rose reagierte umgehend. Er brachte Thuram, Plea und Hofmann ins Spiel mit der Hoffnung, dass die Mannschaft es schaffen würde, die Partie in der letzten halben Stunde noch auf ihre Seite zu ziehen. Doch die Hoffnung erwies sich als trügerisch. Auch mit der vermeintlichen A-Besetzung blieb das Gladbacher Spiel dermaßen durchschaubar, dass die Kölner allein mit ihrer Laufarbeit nahezu alles wegverteidigen konnten.
Obwohl die Borussen - bei denen auch noch Bensebaini für Wendt gekommen war - praktisch alles nach vorne warfen, blieben sie völlig harmlos. Weder spielerisch noch nach hinten raus mit der Brechstange kamen sie zu einer nennenswerten Torchance. Die einzige klare Abschlussmöglichkeit gab es für Stindl nach einer Halbfeldhereingabe von Ginter, als er aus 15 Meter das Leder nicht voll traf und weit über den Kasten beförderte (78.).
Die Kölner warfen sich aufopferungsvoll in die Zweikämpfe und brachten den Sieg letztlich verdient über die Zeit. Dass die Borussen ein Derby auf diese Art und Weise verdaddeln könnten, war wirklich nicht zu erwarten und hinterlässt neben einer bodenlosen Enttäuschung auch eine Menge Fragezeichen.
Kurzstatistik zum Spiel:
Borussia Mönchengladbach: Sommer - Lainer, Ginter, Jantschke, Wendt (72. Bensebaini) - Zakaria (47. Kramer), Neuhaus - Herrmann (58. Hofmann), Stindl, Wolf (58. Thuram) - Embolo (58. Plea)
weiter im Kader: Sippel (ETW), Beyer, Elvedi, Lazaro
1.FC Köln: T. Horn - Jorge Meré, Czichos, Cestic - Ehizibue (82. Schmitz), Jakobs (90.+3 J. Horn), Rexhbecaj, Skhiri, Duda (90+3 Arokodare), Özcan - Dennis (58. Thielemann)
Tore: 0:1 Rexhbecaj (3.), 1:1 Neuhaus (16.), 1:2 Rexhbecaj (55.)
Gelbe Karten: Stindl, Herrmann, Jantschke, Neuhaus - Ehizibue, Rexhbecaj
Schiedsrichter: Christian Dingert
Zuschauer: -
von Marc Basten