Yann Sommer: Es sah nach einem sehr undankbaren Nachmittag für den Keeper aus. Er wurde so gut wie gar nicht geprüft, musste aber dreimal hinter sich greifen. Weder beim Hübner-Kopfball noch beim Grilltisch-Schuss hatte er eine Abwehrchance, beim Elfmeter ahnte er zwar die Ecke, doch Kramaric schoss zu platziert. Erst in der Schlussphase konnte sich Sommer auszeichnen. Zunächst hielt er den Nachschuss von Nordtveit nach dem Lattenkracher von Schulz und in der Nachspielzeit parierte Sommer stark beim Schuss von Kramaric, der sonst das 3:4 bedeutet hätte. Note 3,0.
Tony Jantschke: In der Dreierkette auf der rechten Seite mit einer konzentrierten und soliden Partie. Vor allem in der ersten Halbzeit sehr oft in den Spielaufbau eingebunden und hier mit ordentlichem Passspiel. Jantschke dirigierte in der Anfangsphase mehrfach die Kollegen (u.a. Cuisance) im Positionsspiel. Beim 0:1 kam er nicht mehr rechtzeitig hoch gegen Hübner, der allerdings auch nicht sein Gegenspieler war. Vor der Großchance von Kramaric im ersten Durchgang verlor Jantschke an der Außenlinie das Duell gegen Schulz. Hier und da wurden bei Hoffenheimer Umschaltaktionen Tempodefizite deutlich, doch zumeist kompensierte Jantschke dies mit aufmerksamen Stellungsspiel. In der Entstehung des 2:3 ließ er sich von Uth etwas zu einfach verladen. Vor dem gegnerischen Tor tauchte Jantschke ganz zu Beginn auf, als er den Ball nach einer Ecke mit der Hacke am kurzen Pfosten vorbei bugsierte. Note 3,5.
Matthias Ginter: Als zentraler Mann in der neuformierten Dreierkette der ruhende Pol. Hatte die meisten Ballaktionen aller Akteure (114) und überzeugte mit einer Passquote von 94%, wobei er bewusst auf Risikopässe verzichtete. In den Zweikämpfen bei der Sache und mit der nötigen Konsequenz. Die Kopfballduelle entschied Ginter allesamt für sich. Nicht 100%ig aufzulösen war seine Rolle bei den gegnerischen Ecken. Angesichts der Mannorientierung schien Ginter für Hübner zuständig zu sein. Sowohl beim Gegentor (da ging er jedoch gemeinsam mit Stindl auf Vogt), als auch bei der zweiten Hoffenheimer Ecke in der Nachspielzeit (da sprang Ginter unter dem Ball hindurch), kam Hübner frei zum Kopfball. Vorne schmiss sich Ginter nach Standards in Mittelstürmermanier in die Bälle, bei seinem Treffer zum 3:3 reagierte er cool. Bezeichnend, dass er danach gestenreich darauf drängte, noch den Siegtreffer zu erzielen. Note 2,5.
Nico Elvedi: Der linke Mann in der Dreierkette machte eine durchweg vernünftige Partie ohne nennenswerte Aussetzer. Beim 0:1 schaffte er es nicht mehr, Hübner am Kopfball zu hindern. Allerdings war Elvedi nicht Hübner zugeteilt, sondern Akpoguma. Dass er nicht mehr rechtzeitig dran war, kann man Elvedi nur bedingt vorhalten. In mehreren Laufduellen war der Schweizer Sieger, beim Passspiel agierte er konzentriert. Die Quote von 97 Prozent war herausragend, jedoch beschränkte er sich ausschließlich auf Kurzpässe. Nach der Freistoßflanke von Cuisance hätte Elvedi mit seinem Kopfballaufsetzer fast das 3:3 markiert, aber Baumann reagierte hervorragend. Note 3,0.
Patrick Herrmann: Kam mal wieder zu einem Startelfeinsatz und besetzte die rechte Seite im Fünfermittelfeld. Eine anspruchsvolle Aufgabe, weil er bei eigenem Ballbesitz quasi Rechtsaußen spielte, bei gegnerischen Angriffen die Rechtsverteidigerposition in der sich dann ergebenden Fünferabwehrkette übernehmen musste. Das machte Herrmann mit Hingabe, auch wenn er sich hier und da sowohl im Defensiv-, als auch im Offensivzweikampf als etwas zu wenig standhaft erwies. Vorne hatte er die erste richtig gute Gladbacher Chance mit einem Flugkopfball nach Cuisance-Hereingabe, den Baumann mit starker Reaktion parierte. In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit stand Herrmann mit einem Ballgewinn gegen Schulz an der Basis des Angriffs, den er mit einem fulminanten Schuss aufs kurze Eck abschloss - allerdings war Baumann erneut reaktionsschnell zur Stelle. Auch nach der Pause war Herrmann aktiv, seine durchaus ordentlichen Flanken fanden jedoch keine Abnehmer. Zwanzig Minuten vor Schluss machte er Platz für Raffael. Note 3,5.
Jonas Hofmann: Er ist und bleibt ein Mysterium - auch in der Rolle im rechten Mittelfeld. In der ersten Halbzeit mit mehreren guten Ansätzen und im Kombinationsspiel solide. In der Rückwärtsbewegung stellte er sogar das eine oder andere Mal einen Gegenspieler. Mit einer starken Aktion auf der rechten Seite stand er an der Basis des 1:1. Nach dem Seitenwechsel entwickelte er noch mehr Zug nach vorne und preschte einige Male durch die Zentrale schwungvoll an und in den gegnerischen Strafraum. Mitten in die gute Phase hinein unterlief Hofmann das ungeschickte Foul - sein einziges im Spiel - gegen Gnabry, was den Elfmeter zur Folge hatte. Den Fauxpas machte er durch seinen tollen Außenristpass auf Stindl zum 2:2 wieder gut, ehe er Hoffenheim postwendend das 2:3 auflegte. Er verlor Kopf und Überblick, dribbelte in den schuldlosen Schiedsrichter und verbummelte den Ball. Ärgerlich zudem, dass es Hofmann im Anschluss verpasste, energischer nachzusetzen. Er hätte noch die Möglichkeit gehabt, Grillitsch beim Abschluss zu stören. Ein krasser Ballverlust von Hofmann gegen Uth leitete den Hoffenheimer Konter ein, in dessen Folge Schulz die Unterkante der Latte traf. In der 90. Minute trat Hofmann die Ecke, die zum Ausgleich führte. Note 4,5.
Michael Cuisance: In der zentralen defensiven Rolle der Mittelfeldreihe mit viel Verantwortung, die den 18-Jährigen offensichtlich nicht groß belastete. Er spielte ausgesprochen positionsgetreu und der Aufgabe entsprechend mannschaftsdienlich. Das wirkte schon sehr erwachsen. Seinem Naturell entsprechend suchte er immer wieder den Weg nach vorne, ohne dass dabei zu große Lücken im Verbund entstanden. Stark seine Hereingabe zum Flugkopfball von Herrmann, genauso wie der Steckpass in Richtung Drmić vor dem 1:1 (von den Statistikern übrigens als Fehlpass gewertet). Auch die Kopfballchance von Elvedi leitete Cuisance mit seiner Freistoßflanke ein. Er selbst schoss einen direkten Freistoß relativ deutlich am Tor vorbei, ein Distanzschuss im zweiten Durchgang flog über den Kasten. Defensiv mit kleineren Problemen, so bekam er vor dem 2:3 gemeinsam mit Jantschke Vorbereiter Uth nicht zu packen. Bemerkenswert die Passsicherheit des jungen Franzosen, der 90 Prozent der Bälle an den Mann brachte. Note 2,5.
Lars Stindl: Begann mit drei misslungenen Abspielen in den ersten elf Minuten, fand sich dann in der neuen Rolle im linken Mittelfeld immer besser zurecht. Stindl kombinierte munter mit, stand an der Basis der Wendt-Chance und bereitete nach energischer Balleroberung die Möglichkeit von Hazard in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit vor. Nach dem Wechsel weiter sehr aktiv, was endlich belohnt wurde. Überragend, wie er das Hofmann-Zuspiel mit einer fließenden Bewegung mitnahm und dann mit dem rechten Innenrist mit der Selbstverständlichkeit vollendete, die zuletzt so vermisst wurde. Bei der Schlussoffensive war Stindl der Anführer und hatte Pech, dass sein gut getimter Schuss von der Strafraumgrenze haarscharf über den Querbalken aufs Tornetz segelte. Am Ende führte er sogar eine Ecke selbst aus, weil er unbedingt noch die drei Punkte wollte. Note 2,5.
Oscar Wendt: Gab sein Comeback auf der linken Außenbahn, wo er wie Pendant Herrmann die Linie rauf und runter laufen musste. Er scheute den Aufwand nicht und zeigte, dass er der Mannschaft mit seiner Routine und Abgeklärtheit gut zu Gesicht steht, auch wenn er den einen oder anderen Fehlpass spielte. Vorne hatte Wendt eine Großchance, die er selbst einleitete und schließlich den Ball im Anschluss an die Hereingabe von Hazard über das Tor knallte. Defensiv sicherte Wendt mehrfach gekonnt den Ball, mit einer starken Grätsche im Mittelkreis unterband er einen gefährlichen Hoffenheimer Konter. Auch nach der Pause engagiert und bis zu seiner Auswechslung in der 81. Minute ohne einen Fehlpass. Note 3,0.
Thorgan Hazard: Startete als zweite Spitze in die Partie, wurde jedoch zunächst nur dann auffällig, wenn er über die linke Seite kam. So bereitete er die Chance von Wendt gut vor. Hazard selbst hatte in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit eine gute Möglichkeit, als er fast schon gewohnt von halbrechts über den Kasten ballerte. Nach dem Seitenwechsel präsentierte sich der Belgier mit deutlich mehr Zielstrebigkeit. Stark, wie er sich in der Entstehung des 2:2 durchsetzte und Drmić anspielte. Als Raffael kam, übernahm er die Herrmann-Rolle auf der rechten Seite. Hier noch mit einigen guten Antritten. Note 3,5.
Raúl Bobadilla: Gab in der 3. Minute einen Torschuss ab, der geblockt wurde. Wurde danach in mehrere Duelle verwickelt, konnte aber kaum eines für sich entscheiden oder den Ball sichern. Fasste sich früh an den Oberschenkel und musste bereits nach 21 Minuten mit einem Muskelfaserriss ausgewechselt werden. Ohne Note.
Josip Drmić: Kam ›kalt‹ für Bobadilla ins Spiel und sah zunächst kaum Land. Startete in der 33. Minute aufmerksam in die Gasse nach dem Cuisance-Pass, erreichte den Ball aber um eine Fußspitze nicht. Doch endlich hatte Drmić mal Glück im Gladbach-Trikot: Baumann schoss ihn aus kurzer Distanz an, der Ball prallte ihm vom Arm vor die Füße und er musste nur noch einschieben. Richtig, dass der Schiedsrichter den Treffer gab: Es lag keinerlei Absicht vor. Nach der Pause zunächst mit zwei, drei leichten Ballverlusten, ehe er sich steigerte. So bediente Drmić nach einer guten Aktion auf der linken Seite mit einem überlegten Zuspiel Hofmann auf dem Weg zum 2:2. In der Schlussphase, als Borussia auf den Ausgleich drängte, war Drmić sehr aktiv. Note 3,5.
Raffael: Kam in den letzten zwanzig Minuten und brachte gleich Feuer ins Spiel. Er versuchte sogar per eingesprungener Grätsche, einen Gegenangriff der Hoffenheimer zu verhindern. Raffael forderte die Bälle und inszenierte mehrere gefährliche Aktionen am und im Strafraum. Ein Schuss im Sechzehner wurde gerade noch geblockt, dann bereitete er klasse für Stindl vor, dessen Schuss auf dem Tornetz landete. Alsdann steuerte er den Assist zum 3:3 bei, als er den Ball energisch in die Mitte brachte. Ohne Note.
Fabian Johnson: Comeback des US-Nationalspielers in den letzten zehn Minuten auf der linken Seite in der Wendt-Rolle. Mischte munter mit und hatte in der Nachspielzeit die Möglichkeit zum 4:3, als er nach einer Kopfballabwehr von Schulz zum Volley ansetze, den Ball aber nicht richtig traf. Ohne Note.