Fast könnte man meinen, Julian Weigl habe seine fünfte Gelbe Karte bewusst im Spiel gegen Dortmund kassiert, um seinem Teamkollegen Philipp Sander den Weg für das Duell gegen Holstein Kiel zu ebnen. Der 26-jährige Sander, der im Sommer von der Förde an den Niederrhein wechselte, ist nun die logische Wahl für Weigls vakante Position im defensiven Mittelfeld.
Zu Saisonbeginn teilte sich Sander die Einsatzzeiten noch regelmäßig mit Rocco Reitz. In den vergangenen Wochen hat sich jedoch eine klare Hierarchie herauskristallisiert: Weigl und Reitz besetzten die Doppel-6, während sich Sander mit Kurzeinsätzen zufriedengeben musste - keine befriedigende Situation für einen Spieler, der mit dem Anspruch auf einen Stammplatz nach Gladbach gekommen war.
Premiere für das Duo Reitz und Sander
Nun bietet sich Sander ausgerechnet gegen seinen Ex-Klub die Chance, nachdrücklich auf sich aufmerksam zu machen. Besonders interessant wird dabei das Zusammenspiel mit Reitz, denn diese Kombination gab es in einem Pflichtspiel noch nie von Beginn an. Neben Weigl muss Trainer Seoane auch auf Tomáš Čvančara verzichten, der nach seiner ungeschickten Gelb-Roten Karte gegen den BVB gesperrt ist und zudem angeschlagen nur individuell trainieren konnte.
Die Personalsituation bleibt für Gerardo Seoane ansonsten entspannt. Während Florian Neuhaus für das Kiel-Spiel noch keine Option ist - ein Comeback im letzten Jahresspiel in Hoffenheim scheint aber möglich - könnte Luca Netz immerhin wieder in den Kader rutschen. Der Konkurrenzkampf mit Lucas Ullrich wird allerdings erst im neuen Jahr richtig Fahrt aufnehmen, da Netz nach seiner langen Verletzungspause behutsam herangeführt werden muss.
Elvedi oder Friedrich?
Die Startformation für das letzte Heimspiel 2024 ist noch nicht in Stein gemeißelt. In der Offensive ist Honorat auf dem rechten Flügel gesetzt, daneben muss Seoane zwischen Plea, Stöger und Hack entscheiden - jede Option hat ihre Vorzüge. Die finale Entscheidung wird wohl auch von den spezifischen Stärken und Schwächen der Kieler abhängen. In der Defensive steht zudem die Frage im Raum, ob Nico Elvedi seinen Platz behält oder Marvin Friedrich wieder eine Chance erhält.
Friedrich hätte einen Einsatz nach seinen überzeugenden Leistungen der vergangenen Wochen definitiv verdient. Elvedi rückte gegen Dortmund aus taktischen Gründen ins Team - Überlegungen, die gegen Kiel vermutlich keine Rolle spielen werden. Eine knifflige Entscheidung für das Trainerteam, deren Ausgang mit Spannung erwartet werden darf. Doch unabhängig von der Aufstellung ist die Ausgangslage klar: Auch wenn man Kiel keinesfalls unterschätzen darf, muss für Borussia an diesem Samstag ein Sieg her.
von Marc Basten