Es gab Jahre, da befand sich die Bundesliga Anfang Januar im Winterschlaf, man vertrieb sich vor dem TV mit englischem Fußball oder Hallenturnieren die Zeit - oder reiste mit den Bundesligateams in wärmere Gefilde, um diese bei der Rückrundenvorbereitung zu beobachten. Eine richtige Winterpause sah der Terminplan in dieser Saison nicht vor, aber dass es gleich mit einer englischen Woche losgeht, ist nicht nur aufgrund der Witterungsverhältnisse sehr gewöhnungsbedürftig.
Für die Borussen steht rund 72 Stunden nach dem Klassiker gegen die Bayern das Auswärtsspiel beim VfL Wolfsburg an, welches gleichzeitig die letzte Partie der Hinrunde ist. Auf dem Papier ist es die leichteste Aufgabe in dieser Woche, denn am Samstag steht die kurze Reise zum Meister aus Leverkusen auf dem Programm. Um einen Fehlstart im neuen Jahr zu vermeiden, sollte beim Volkswagen-Klub gepunktet werden.
Franck Honorat fällt weiter aus
Bei diesem Unterfangen muss Borussias Trainer Gerardo Seoane weiter auf Franck Honorat verzichten. Der Franzose soll nach seiner Trainingsverletzung aus der vergangenen Woche vorsichtig wieder einsteigen, aber selbst ein Einsatz bei Bayer Leverkusen ist mehr als fraglich. Da mit Nathan Ngoumou auch der potenzielle Ersatz für die rechte Außenbahn ausfällt, muss das Trainerteam sich etwas einfallen lassen. Gegen die Bayern spielte Rocco Reitz auf der rechten Seite, der trotz seiner perfekten Flanke zur Kopfballgroßchance von Kleindienst andere Qualitäten hat, als ein typischer Rechtsaußen.
»Natürlich wünschen wir uns am Flügel Spieler, die ein bisschen ein anderes Profil haben«, sagte Seoane und nannte die Faktoren »mehr Tiefgang, mehr Eins-gegen-Eins, mehr Bewegung«. Seit dieser Saison wird Tomáš Čvančara als ‘Aushilfs-Flügelstürmer’ eingesetzt, was bislang überhaupt nicht funktioniert hat. Obwohl Seoane den Tschechen ob seines Tempos und der richtigen Einstellung lobte, wäre es eine große Überraschung, wenn Čvančara in der Startelf stehen würde.
»Wieder einen Schritt nach vorne«
Es gibt also etwas zu tüfteln für Seoane und seine Trainerkollegen. Die gleiche Aufstellung wie gegen den Rekordmeister scheint nicht ausgeschlossen, wenn Statik und Herangehensweise etwas verändert werden. »Wir wussten, dass es gegen Bayern in gewissen Phasen ein defensiveres Spiel braucht«, sagte Seoane. »Aber jetzt wollen wir wieder einen Schritt nach vorne machen und dem Gegner mehr Probleme mit unserer Offensive bereiten.«
Dass die punktgleichen Wölfe nicht nur wegen ihrer Stärke bei Standards nicht einfach zu schlagen sein werden, ist klar. So warnte Seoane vor der Erfahrung und guten Physis der Wolfsburger. Und auch Tempo und Abschlussstärke in der vorderen Linie sind ein Faktor. »In Mohammed Amoura haben sie einen Spieler, der sehr schnell in die Tiefe gehen kann«, weiß Seoane. Und da ist auch noch Jonas Wind, der immer für ein Tor gut ist. Doch mit der defensiven Stabilität der letzten Wochen und kaltschnäuzigem Offensivspiel ist für die Borussen in Wolfsburg alles möglich.
von Marc Basten