Schon am Samstag, unmittelbar nach dem Auswärtssieg bei Werder Bremen, richtete sich der Blick von Dieter Hecking auf den Donnerstag. »Gegen Florenz in der Europa-League - das wird ein Festtag«, sagte der 52-Jährige. Am Mittwoch, einen Tag vor dem Hinspiel im Sechzehntelfinale, sah sich Hecking veranlasst, die Wortwahl ›Festtag‹ zu erklären. »Damit meine ich nicht, dass wir Florenz mal eben im Vorbeigehen schlagen. Solch ein Abend ist ein Festtag für die Fans, den Verein und die Mitarbeiter. Wir als Mannschaft wollen mit einer guten Leistung dazu beitragen, dass es ein schöner Abend wird.«
Doch so ganz in Festtagsstimmung sind die Borussenfans noch nicht. Während in den ersten Jahren nach der Rückkehr auf die europäische Bühne die Hütte stets voll war, gibt es nun, mit Ausnahme der Nordkurve, noch Karten in allen Bereichen des Stadions. Und das bei einem Spiel in der K.O.-Runde gegen einen durchaus namhaften Gegner. Eine Rolle dürfte sicherlich die frühe Anstoßzeit spielen, die es für viele unmöglich macht, rechtzeitig ins Stadion zu kommen.
Diejenigen, die im Borussia-Park sein werden, können sich auf eine hochinteressante Auseinandersetzung freuen. »Es macht immer Spaß, gegen italienische Mannschaften zu spielen«, sagte Dieter Hecking. Als Trainer von Wolfsburg hatte er zweimal das Vergnügen. »Gegen Neapel sind wir damals rausgeflogen, gegen Inter Mailand weitergekommen. Ich habe also beide Erfahrungen schon gemacht. Natürlich hoffe ich, dass wir gegen Florenz wieder das Positive herausarbeiten können.«
Ein Duell auf Augenhöhe mit der Fiorentina
Die Fiorentina rangiert in der Seria A aktuell auf dem achten Tabellenplatz, alles deutet auf ein Duell auf Augenhöhe hin. Paulo Sousa, der Coach der Italiener, sprach am Mittwoch von einer ›50:50-Chance‹ auf ein Weiterkommen. Dem Sieger aus diesem Duell traut der Portugiese, der als Spieler 1996 mit Juventus und ein Jahr später mit Dortmund die Champions League gewann, den großen Wurf zu. »Wer sich hier durchsetzt, wird in der Europa League noch weit kommen.«
Hecking kennt den Kollegen Sousa ein wenig. »In Basel hat er sehr gute Arbeit geleistet und da haben sich unsere Wege so ein bisschen gekreuzt«, verriet er. »Aber in so einem wichtigen Spiel wie morgen habe ich mit ihm noch nicht die Klingen gekreuzt. Er wird sich sicherlich etwas einfallen lassen wollen, um uns vor Probleme zu stellen.«
Raffael fällt erneut aus
Schon ohne Sousas Zutun hat Hecking ein Problem: Er muss erneut auf Raffael verzichten. Der Brasilianer trainierte aufgrund seiner Oberschenkelprobleme auch am Mittwoch nicht mit der Mannschaft und wird definitiv ausfallen. Ansonsten sehe es personell aber gut aus, meinte Hecking.
Der Trainer kann wieder auf Lars Stindl zurückgreifen, der in Bremen gesperrt war. Wer für den Kapitän weichen muss und ob weitere Veränderungen angedacht sind, wollte Hecking noch nicht verraten. Sicher ist, dass er auch mit Hinblick auf das Sonntagspiel gegen Leipzig wohlüberlegte Entscheidungen treffen muss. »Die Bundesliga ist unser Tagesgeschäft, darauf müssen unser Hauptaugenmerk legen«, sagte er. »Aber natürlich haben wir mit der Europa League und dem DFB-Pokal zwei hochinteressante Wettbewerbe. Da wollen wir so weit wie möglich kommen und das Maximum herausholen.«
Patrick Herrmann ist heiß auf Europapokal
Patrick Herrmann, der gemeinsam mit dem Trainer bei der Pressekonferenz weilte, ist jedenfalls heiß auf das Duell mit den Italienern. »Gerade in der Europa League, wo man sich noch extrem gut präsentieren kann, hat man riesen Bock zu spielen. Und wir haben auch Bock darauf, eine Runde weiterzukommen.«
Herrmann will am Donnerstag möglichst die letzten Monate vergessen machen. »Ich habe so gut wie gar nicht gespielt und es war kein schönes Gefühl, bei den Champions-League-Abenden auf der Tribüne zu sitzen. Deshalb freue ich mich umso mehr, dass wir jetzt noch in der Europa League dabei sind und hoffentlich noch schöne Spiele vor der Brust haben - auch ich.«
»Die Mannschaft macht einen sehr guten Job«
Damit die Chance auf weitere Europapokal-Nächte gewahrt bleibt, muss am Donnerstag der Grundstein gelegt werden. Die Borussen wollen möglichst an die bisherigen Leistungen unter dem neuen Trainer anknüpfen. Hecking selbst will seine Rolle am jüngsten Aufschwung nicht überbewerten. »Das ist nicht nur der Trainer alleine«, stellte er klar.
»Die Mannschaft macht in den letzten Wochen einen sehr guten Job. Auch weil die Spieler sich selber in die Pflicht genommen haben, ohne mein Dazutun«. Es mache einfach riesig Spaß, mit diesen Jungs zu arbeiten, führte Hecking aus. »Ich hoffe, dass wir das morgen Abend auch zeigen.« Damit es wirklich ein Festtag wird.