Selbst verschuldete Klatsche

»Blöde, hektische Fehler«

Created by von Marc Basten und Jan van Leeuwen
Christoph Kramer kann es nicht fassen (Foto: Patrik Stollarz / AFP / Getty Images)

Christoph Kramer kann es nicht fassen (Foto: Patrik Stollarz / AFP / Getty Images)

Borussia Mönchengladbach geht auf Schalke 0:4 unter. Wie es dazu kommen konnte, war offensichtlich: Die Gladbacher agierten in den entscheidenden Momenten naiv und ebneten Schalke den Weg zum Kantersieg. Entsprechend sauer waren die Borussen anschließend.

Max Eberl war sichtlich angefressen, als er seinen ›Pflichttermin‹ in den Katakomben der Schalker Arena wahrnahm und vor die wartenden Journalisten trat. »Das Momentum war heute auf Schalker Seite«, sagte der Sportdirektor. »Wir waren nicht schlechter als Schalke, definitiv nicht um vier Tore. Aber wir haben 4:0 verloren«.

Der etwas skurrile Ausgang einer ohnehin sehr eigenartigen Partie hatte sich nicht abgezeichnet. Im ersten Durchgang erlebten die Zuschauer in der ausverkauften Arena eine 45-minütige Abtastphase. Keine Mannschaft ging ins Risiko, niemand wollte den ersten Fehler machen. »Schalke muss das Spiel machen zuhause, wir haben abgewartet«, verteidigte Eberl die Herangehensweise mit angezogener Handbremse. »Das war eine langweilige erste Halbzeit«, gab er zu.

Auch André Schubert musste so empfunden haben, denn zur Pause befahl er eine Planänderung. Er stellte nachvollziehbar und sinnvoll um, brachte Lars Stindl und plötzlich lief die Borussen-Maschinerie. Die ersten Minuten der zweiten Halbzeit ließen frohlocken: Endlich setzte Borussia die verunsicherten Schalker unter Druck, endlich war es ein Fußballspiel.

»In der ersten Halbzeit hatten wir kein gutes Aufbauspiel und sind gar nicht in die gefährlichen Bereiche gekommen«, sagte Schubert. »Das wollten wir korrigieren und wir sind auch gut ins Spiel gekommen«. »Wir haben den Druck aufgebaut, den wir uns vorgenommen hatten«, ergänzte Eberl. »Und dann hast du gemerkt: Es wird verdammt unruhig hier«.

»Doch genau in der Phase kriegen wir den Elfmeter gegen uns«, ärgerte sich Eberl. »Das war richtig blöd«, sagte Christoph Kramer. »Wir waren drei gegen eins und der fällt ziemlich leicht«. Es war mehr ein Geschenk als ein zwangsläufiger Elfmeter, aber auf jeden Fall »der Türöffner für Schalke«, wie Eberl es ausdrückte.

Anschließend spielten die Borussen den Schalkern auf naive Art und Weise in die Karten. »Wir wollten zu schnell zu viel, um das Spiel zu drehen«, gab Christoph Kramer zu. »Bei Schalke war plötzlich Euphorie da und wir verlieren den Faden und machen blöde, hektische Fehler«. Anstatt kühlen Kopf zu bewahren und das Spiel neu zu ordnen, preschten die Gladbacher naiv nach vorne. »Ein Mix aus Hektik, Risiko und verlorenem Faden«, umschrieb Kramer den Zustand der Mannschaft zwischen der 52. und 58. Minute treffend.

»Plötzlich steht es 0:3 und dann war das Ding relativ schnell gegessen«, so Kramer weiter. Zwar waren die Gladbacher auch danach das aktivere Team, das deutliche Schwächen in der Schalker Defensive aufdeckte, aber jegliche Konsequenz im Abschluss vermissen ließ. Dass Christensen nach hinten heraus das 0:4 herschenkte, passte ins Bild des verkorksten Abends.

»So ein Spiel darfst du im Leben nicht 0:4 verlieren«, meinte Kramer. Anstatt als möglicher Tabellenzweiter gehen die Borussen nun als Neunter mit einer heftigen Klatsche im Gepäck in die Länderspielpause. »Es ist ja noch nichts passiert«, beschwichtigte Kramer. »Aber es ist dennoch extrem ärgerlich«.

Kramers Schlusssatz brachte den Sonntag auf Schalke auf den Punkt: »Eigentlich haben wir es vernünftig gemacht, aber wenn man 4:0 verliert, kann man das nicht sagen. Also haben wir es scheiße gemacht«.

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