Der Auswärtssieg in Ingolstadt ist schon wieder Schnee von gestern, auch wenn hier und da noch ein oberschlauer Kommentar zum Handtor von Lars Stindl vernommen werden kann. Noch viel weiter weg scheint der Triumph von Florenz. Durch die 3-Tage-Taktung ist es für die Gladbacher Borussen kaum möglich, innezuhalten.
Dennoch ist der Sieg in Florenz mit Blick auf das Viertelfinale im DFB-Pokal nicht unwichtig, er könnte sogar als eine Art Blaupause dienen. »Aus dem Florenz-Spiel können wir sehr viel mitnehmen für morgen Abend«, sagte Dieter Hecking am Dienstag auf der Pressekonferenz im Borussia-Park. »Weil es eben auch ein K.O.-Spiel ist. In Florenz brauchten wir ein Topergebnis um weiterzukommen, und das wird auch in Hamburg der Fall sein.«
Hecking weiß, dass seine Mannschaft wieder einen »perfekten Abend« benötigt, um das Halbfinale zu erreichen. Auch wenn der HSV nach der Klatsche in München nicht wirklich vor Sicherheit strotzen dürfte. »Im Moment ist es nicht angenehm, ein Spieler vom HSV zu sein«, sagte Hecking. »Du kriegst dieses 0:8 permanent um die Ohren gehauen. Das kann man nicht mal eben so leicht abschütteln, auch wenn es ein anderer Wettbewerb ist.«
»Die Mannschaft macht nach wie vor einen stabilen Eindruck
Hecking unterstrich zwar, dass der HSV »in den letzten Wochen zu Hause gute Spiele abgeliefert« hat, doch das Momentum liegt bei den Borussen, die in der Liga die Rückrundentabelle anführen. »Wir sind mutig und selbstbewusst genug um zu sagen, dass wir in Hamburg gewinnen können«, so Hecking. »In den Wettbewerben sind wir bislang sehr gut unterwegs, schaffen den Turn zwischen Europa League, Bundesliga und Pokal immer wieder. Die Mannschaft macht nach wie vor einen stabilen Eindruck auf mich.«
Bleibt die Frage nach der Belastung in diesen permanenten englischen Wochen. »Für mich zählt das Thema Müdigkeit nicht«, stellte Hecking klar. »Es gibt nichts Schöneres, als wenn du alle drei Tage Fußball spielen darfst.« Kräftemäßig sei die Mannschaft weiterhin in der Lage, den hohen Aufwand zu erbringen. »In Ingolstadt sind wir wieder 120 Kilometer gelaufen. Ich kann nicht erkennen, dass irgendwo ein Funken Müdigkeit da ist. Wir haben vielleicht in der Halbzeit von der Konzentration her nicht das gespielt, was wir können. Von der läuferischen Einstellung und wie wir die Spiele angehen, kann ich keine Müdigkeit erkennen.«
Hecking setzt auf die Selbstverantwortung der Spieler
Dennoch ist Hecking nicht »blauäugig«, wie er selbst betonte. Es findet ein ständiger Austausch mit den Spielern statt. »Da ist auch die Selbstverantwortung des Spielers gefragt, gegenüber den Mitspielern und dem Verein, dann auch ehrlich zu antworten.«
»Wenn du Erfolg hast, spielt Müdigkeit keine Rolle, sondern Selbstvertrauen - und das haben wir momentan«, ergänzte Sportdirektor Max Eberl. Trotzdem könnte es in Hamburg den einen oder anderen Wechsel geben. »Das schließe ich nicht aus«, sagte Hecking. »Aber es kann auch sein, dass wir mit einer fast identischen Aufstellung spielen, wie gegen Ingolstadt.«
Hofmann ist ein Spieler, »der den Unterschied ausmachen kann«
Dann könnte möglicherweise wieder Jonas Hofmann in der Startelf stehen. Er hat als bislang einziger Spieler aus der ›ehemaligen zweiten Reihe‹ den Fuß so richtig in die Tür bekommen. »Ich halte von Jonas eine ganze Menge«, sagte Hecking. »Er ist ein Spieler, der den Unterschied ausmachen kann und sich dessen vielleicht noch gar nicht so bewusst war. Aber ich erwarte das von ihm, für mich hat er diese Fähigkeit. Deshalb bin ich über seine Entwicklung nicht sehr überrascht.«
Ob Hofmann im Volksparkstadion den Unterschied machen wird, bleibt abzuwarten. Thorgan Hazard wird es nicht sein, denn der Belgier wird frühestens am Wochenende wieder zur Verfügung stehen. Aber egal wer und wie - Hauptsache am Ende steht der Einzug ins Halbfinale und damit die Chance auf das Endspiel in Berlin. Hecking: »Es sind noch zwei Schritte zu gehen und den ersten müssen wir in Hamburg machen.«