Als die Gladbacher Borussen das letzte Mal in Augsburg antraten, war es der Abschluss einer anstrengenden Hinrunde. Am 17. Spieltag der vergangenen Saison traf eine von drei Wettbewerben geschlauchte Fohlenelf auf eine hoch motivierte Augsburger Mannschaft, die sich anschickte, das Überraschungsteam der Saison zu werden.
Borussia ging ganz früh in Führung, doch am Ende fehlten die Körner und die Fuggerstädter drehten das Spiel. Raul Bobadilla erzielte den 2:1-Siegtreffer.
Jetzt, im Februar 2016, sind die Vorzeichen ein wenig anders als damals im Dezember. Augsburg zahlt in dieser Spielzeit die Zeche für die Erfolge des letzten Jahres. Die veränderte Wahrnehmung bei den Gegnern in der Liga und die Anstrengungen in der Europa League fordern ihren Tribut. Die Truppe von Trainer Markus Weinzierl hat gerade einmal vier Zähler Vorsprung vor dem Relegationsplatz.
Waren die Augsburger beim letzten Aufeinandertreffen mit der Fohlenelf noch komplett ausgeruht, stecken ihnen nun zwei im wahrsten Sinne des Wortes englische Wochen in den Knochen. Am Donnerstagabend unterlag man unglücklich beim FC Liverpool und schied aus der Europa League aus. »Sie haben bis zur letzten Sekunde einen großen Fight geliefert«, sagte Borussias Trainer André Schubert am Freitag anerkennend.
Schubert konnte mit seiner Mannschaft »komplett fokussiert« auf das Augsburg-Spiel hinarbeiten, während der Gegner physische und psychische Wunden lecken muss. »Vielleicht können wir einen Vorteil daraus ziehen«, meinte Borussias Sportdirektor Max Eberl. »Aber das liegt an uns«.
André Schubert vermeldete eine nahezu unveränderte Personallage. Martin Hinteregger ist nach einem Infekt wieder dabei, dafür fehlt Lars Stindl. Der Ex-Hannoveraner erhielt im Derby von Schiedsrichter Kircher die 5. Gelbe Karte und ist gesperrt. Dagegen ist Kircher wieder dabei - denn ungewöhnlicherweise wurde der Referee für das zweite Spiel in Folge mit Gladbacher Beteiligung angesetzt.
Wer Lars Stindl am Sonntag ersetzen wird, wollte André Schubert noch nicht verraten. »Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie wir das lösen können«, sagte der 44-Jährige. Klar ist, dass Patrick Herrmann noch kein Kandidat für die Startelf ist. »Von Beginn an ist es noch nicht so weit«, so Schubert. »Aber es ist durchaus eine Möglichkeit, dass er reinkommt. Er macht einen sehr guten Eindruck im Training«.
Den hinterlassen laut Schubert auch Branimir Hrgota, Ibrahima Traoré und Jonas Hofmann. Hrgota wäre die Option, um Stindl 1:1 zu ersetzen und sonst nichts zu ändern. »Wir könnten auch Thorgan Hazard nach innen ziehen und einen anderen Spieler auf den Flügel stellen«, nannte Schubert eine durchaus schlüssige Variante.
Vorne wird sich also gezwungenermaßen etwas bewegen, dagegen dürfte die Abwehrkette nach dem gegentorlosen Derby unverändert bleiben. »Es hat gut funktioniert letzte Woche«, sagte Schubert. »Es könnte durchaus sein, dass wir wie zuletzt beginnen«. Wobei der Trainer noch einschränkte, dass Sommer, Nordtveit und Wendt am Freitag nicht trainiert hätten. »Das war rein prophylaktisch zur Schonung«, gab Schubert zwar Entwarnung, doch letztlich muss das Abschlusstraining am Samstag abgewartet werden.
Selbst wenn es schwer einzuschätzen ist, mit welchem Personal Augsburg am Sonntag antreten wird, sind die Borussen vorbereitet. Das gilt auch in Bezug auf die Standards. Augsburg ist nach ruhenden Bällen sehr gefährlich und Borussia hatte bislang große Probleme mit der Verteidigung von Ecken und Freistößen. Gegen Köln (Schubert: »Wir haben ein bisschen umgestellt«) hatte man die Sache im Griff und daran soll in Augsburg angeknüpft werden.
An der grundsätzlichen Spielidee wird sich nichts ändern. »Wir wollen nach vorne spielen und Tore schießen«, so Schubert. »Aber auch insgesamt ausgewogen agieren«. Um endlich die ersten Auswärtspunkte 2016 zu holen.