Eine gute Selbsteinschätzung ist eine Tugend, die ein Profifußballer braucht. Versucht sich ein Spieler permanent an Dingen, die er eigentlich nicht beherrscht, wird er früher oder später auf die Nase fallen. Vor allem in einem Team wie dem von Borussia Mönchengladbach, wo es zur neuen Saison eine ungeheure Leistungsdichte gibt.
Von daher macht Tobias Strobl alles richtig, wenn er sagt: »Ich bin kein filigraner Fußballer, sondern meine Stärken liegen eher darin, den Offensivspielern den Rücken freizuhalten«. Mannschaftsdienliche Spieler braucht jedes Team und der gebürtige Münchener füllt diese Rolle in den ersten Wochen bei Borussia mit großer Selbstverständlichkeit aus.
Wer Strobl allerdings unter der Rubrik ›unauffälliger Arbeiter‹ ablegt, wird von der Präsenz des 26-Jährigen auf dem Platz überrascht. Das liegt zum einen an der Körpergröße von 1,88 Metern, so dass er kaum zu übersehen ist. Zum anderen ist da eine gewisse Abgeklärtheit, die Strobl auszeichnet. Er ist nicht schnell aus dem Konzept zu bringen.
»Er strahlt Ruhe im Zweikampfverhalten aus«, bestätigt Borussias Trainer André Schubert. »Tobi stellt den Gegner gut und es ist nicht leicht, an ihm vorbeizukommen«. Strobl ist die Art Profi, die jeder Coach in seinem Team haben will. »Er ist ein Spieler, der auf hohem Niveau sehr verlässlich ist«, lobt Schubert. »Sein Passspiel und die Spielverlagerungen sind gut, dazu hat er ein Auge für die Situation«.
In Gladbach wird er als der Neuzugang geführt, der die Lücke schließen soll, die Håvard Nordtveit hinterlassen hat. Wie der Norweger ist Strobl auf mehreren Positionen einsetzbar. »Wir haben ihn zentral vor der Abwehr oder in der Dreierkette spielen lassen«, erklärt Schubert. »Das macht er gut. Ein bisschen brauchte er, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie wir spielen«.
Doch mittlerweile hat Strobl sich erkennbar an den Fußball ›Made in Gladbach‹ gewöhnt. Die vielen guten Fußballer um ihn herum schüchtern den ehemaligen Hoffenheimer nicht ein - im Gegenteil. »Jeder will immer den Ball haben«, so Strobl. »Da macht es richtig Spaß, hier Fußball zu spielen«.
In der neuen Saison wird Tobias Strobl mit Sicherheit seine Einsatzzeiten bei Borussia erhalten. Bei dem insgesamt sehr offensiven Stil der Fohlenelf sind seine Qualitäten gefragt. Entweder als Bestandteil der Dreierabwehrkette oder als rein defensiv ausgerichteter Sechser. »Mir ist relativ gleichgültig, welche Position ich spiele«, sagt Strobl mit großer Gelassenheit.
Borussia hat mit dem ehemaligen Kölner (21 Zweitligaspiele für den FC) einen abgeklärten Profi hinzugeholt, der für Überraschungen sorgen könnte. Tobias Strobl kündigte jedenfalls schon an, das Feld bei Borussia »von hinten aufzurollen«. Abwegig ist das nach den Eindrücken der letzten Wochen nicht.