Es war der 2. Januar, als Dieter Hecking seine Mannen zur ersten Trainingseinheit des Jahres bat. Nachher sagte der Coach, dass es in der Rückrunde darum gehen werde, »die Unausgewogenheit, die zum Teil sichtbar war« in den Griff zu bekommen und so wenig Punkte wie möglich leichtfertig liegen zu lassen.
Dieses Ziel haben die Borussen bei drei (vermeidbaren) Niederlagen an den ersten vier Spieltagen deutlich verfehlt. Der misslungene Auftakt in Köln, als man nicht mit der erhofften Siegermentalität zu Werke ging, war - wie befürchtet - mehr als nur eine normale Derbyniederlage. Seitdem ist jegliche Selbstverständlichkeit verloren gegangen.
Dabei ist es nicht so, dass die Mannschaft vollkommen neben der Spur wäre. Im Gegenteil. Sowohl in Frankfurt als auch gegen Leipzig nahm sie die speziellen Herausforderungen an, hielt dagegen und warf alles in die Waagschale. Dass es am Ende jeweils nicht reichte, war unnötig und ärgerlich. Doch letztlich waren es Kleinigkeiten, die fehlten. Hätte Hazard den Elfmeter in Frankfurt verwandelt, hätte Herrmann seine 100%ige gegen Leipzig genutzt und wäre ein wenig Matchglück dazugekommen - Borussia könnte vom zweiten Tabellenplatz grüßen.
Es wäre daher übertrieben, die aktuelle Situation als Krise zu bezeichnen. Allerdings ist klar, dass sich die Ausgangsposition erheblich verschlechtert und die Fohlenelf vor dem Stuttgartspiel einen Scheidepunkt erreicht hat. Nimmt man aus dem Schwabenland etwas mit und legt am darauffolgenden Sonntag gegen Dortmund nach, bleibt man dick im Geschäft. Geht es aber schief, wird man sich der Krisenthematik ohne Zweifel stellen müssen.
Doch es sind nicht nur die unmittelbaren Folgen für die internationalen Ambitionen, die weitere Niederlagen mit sich bringen würden. Die große Gefahr ist der Sog des Negativstrudels, der alle und alles mitreißen könnte. Der Herbst 2016 unter Andre Schubert dürfte noch frisch in Erinnerung sein, als plötzlich die Ergebnisse ausblieben. Damals war auch viel Pech dabei (zwei verschossene Elfmeter gegen den HSV, die Derbyniederlage trotz klarer Dominanz oder das unglückliche Remis gegen Hoffenheim). Die Eigendynamik, welche diese fatale Mischung aus Pech und stetig anwachsender Verkrampfung entwickelte, brachte Borussia an den Rand der Abstiegszone und kostete Schubert den Job.
Noch haben es die Mannschaft und das Trainerteam selbst in der Hand, eine ähnliche Entwicklung im Keim zu ersticken. Das Potenzial dazu ist fraglos vorhanden, was in den letzten Spielen, den schlechten Ergebnissen zum Trotz, zu erkennen war. Doch Selbstvertrauen und eine gewisse Leichtigkeit bekommt man nur durch Erfolgserlebnisse. Die brauchen die Borussen ganz dringend - schon am Sonntag beim VfB Stuttgart.