Yann Sommer: Bekam letztlich nur drei Schüsse auf sein Tor, zwei davon waren drin. Der erste Gegentreffer wirkte nicht ganz unhaltbar, Sommer ging etwas träge nach unten und streckte sich dann vergeblich. Beim Tor zum 2:1 aus zentraler Position hatte er keine Abwehrchance. Nach der Pause parierte er einen Werner-Schuss aus spitzem Winkel, wobei der Stürmer zuvor klar im Abseits stand und im Falle eines Treffers wohl der Videobeweis gegriffen hätte. Als mitspielender Keeper rückte Sommer bei einem Steilpass rechtzeitig raus, seine Abschläge und Spielfortsetzungen durch die Mitte waren sehr riskant, eine landete direkt beim Gegner. Note 3,5.
Nico Elvedi: Leipzig versuchte viel über Gladbachs rechte Seite, wo Elvedi im defensiven Zusammenspiel mit Hofmann einige Schwierigkeiten hatte. Zwar konnte er zwei-, dreimal mit langem Bein blocken, doch in mehreren Situationen fehlte die Griffigkeit. Das zeigte sich vor dem 0:1, als er Bernardo ungestört auf Werner passen ließ und dessen harmlose flache Hereingabe aus sechs Metern nicht stoppen konnte. Im Spiel nach vorne vor der Pause kaum eingebunden, einen Sprint in die Tiefe brach er just dann ab, als Hofmann den Pass auf ihn spielte. Im zweiten Durchgang machte es der junge Schweizer mit abnehmendem Leipziger Druck deutlich besser. Das Stellungsspiel war gut, er kombinierte sicher mit und schob sich einige Male weit mit nach vorne. Note 4,0.
Matthias Ginter: Kam gut in die Partie und behauptete sich mit einer Klasse-Grätsche gegen Werner. Mit zunehmendem Druck der Leipziger konnte er in mehreren fifty-fifty Situationen klären. Beim 0:1 antizipierte er gegen Werner nicht gerade glücklich, allerdings machte es der Stürmer auch sehr geschickt. In der zweiten Halbzeit klärte Ginter in allerhöchster Not gegen Werner zur Ecke. Im Aufbauspiel mit einigen richtig guten Pässen, ein langes Zuspiel sorgte für Gefahr. Insgesamt am Ball sehr sicher und mit hoher Passquote. Note 3,5.
Jannik Vestergaard: Zeigte sich bei den Luftduellen verbessert, sein Timing stimmte durchweg. Nur bei einer Kopfballabwehr beförderte er den Ball überhastet zum Gegner. Am Boden mit mehr Schwierigkeiten und vor der Pause in mehrere enge Duelle verwickelt. Die direkten Zweikämpfe konnte er fast vollständig für sich entscheiden. Das zweite Gegentor muss sich der Däne allerdings ankreiden lassen. Er rückte unnötig einen Schritt raus, öffnete so die Lücke und lief beim Pass von Keita ins Leere, während Augustin in seinem Rücken freie Bahn hatte. Unmittelbar nach der Pause hatte Forsberg ihn schon ausgestanzt, doch Herrmann rettete. Im Passspiel etwas fahriger als gewohnt, ein böser Fehlpass blieb zum Glück folgenlos. Note 4,0.
Oscar Wendt: Leipzig griff deutlich öfter über Borussias rechte Seite an, so dass Wendt es auf links etwas einfacher hatte als sein Pendant Elvedi. Wendt agierte konzentriert und mit ordentlichem defensiven Stellungsspiel. In den Zweikämpfen war der Schwede stabil. Am Ball unter Druck nicht immer mit einer sauberen Lösung, aber zumindest ohne groben Fehler. Zwei-, dreimal stieß er gut nach vorne, doch die Anspiele kamen nicht präzise. Kurz vor Schluss hatte er den Siegtreffer auf dem, leider falschen, Fuß. Sein Rechtsschuss landete genau in den Armen von Gulacsi. Note 3,0.
Christoph Kramer: Fiel vor allem durch sein dynamisches Dagegenstemmen nach dem ersten Gegentreffer auf. Zwar bekam er in dieser Phase gegen die flexiblen Leipziger nur schwer Zugriff, aber er ging voran und zog nach und nach auch die Kollegen mit. Im weiteren Verlauf trieb er mit viel Willenskraft immer wieder das Spiel an. Auch fußballerisch gab es einige Lichtblicke. Gut, wie er das zentrale Mittelfeld bei Ausflügen von Zakaria positionell bewachte und die Mitspieler lenkte. Bekam von Keita einen Tritt ins Gesicht, wollte aber partout weiterspielen. Das hatte auch Symbolkraft für den Auftritt der gesamten Mannschaft. Note 2,5.
Denis Zakaria: Sehr präsent und mit einem unglaublichen Aktionsradius. Zu Beginn war er in einer Situation gegen Augustin noch etwas zaghaft und auch den Pass vor dem 1:2 konnte er nicht verhindern. Danach immer stabiler und eine echte Laufmaschine. Bereitete die Raffael-Chance kurz vor dem Pausenpfiff vor, weil er energisch nachsetzte. In der zweiten Halbzeit drehte er sich in einer Szene schön öffnend weg und passte auf Hazard. Wenig später tauchte er dann an der Eckfahne auf und erkämpfte sich dort den Ball. Der Schweizer wurde viel gesucht im Spielaufbau, wo eine gewisse Gefahr lauerte, weil er manchmal ein wenig herum tändelte, wenn er gepresst wurde. So luchste ihm Werner direkt nach der Pause den Ball ab und leitete den fast vorentscheidenden Gegenangriff ein. In vielen Szenen ging es so gerade noch gut, dass Zakaria sich behaupten konnte. Das schaffte er allerdings so oft, dass es kein Zufall oder Glück sein kann. Irgendwie kratzte er noch ein wenig rum und nahm den Ball mit. Überragend, mit welcher Dynamik er Bälle ›klaute‹, wie vor dem Ausgleichstor durch Stindl. Zakaria ist alles andere als ein Alibi-Spieler. Note 2,5.
Jonas Hofmann: Ein katastrophaler (oder Hofmann-typischer) Start nach 30 Sekunden, als er hoch drüber schoss, obwohl er nur einschieben musste. Bemerkenswert, wie wenig beeindruckt er war und den Fehlschuss ziemlich schnell abschüttelte. In der ersten halben Stunde fand er sich oft in der Defensive wieder, wo er zwar fleißig Wege machte, aber kaum in Zweikämpfe ging und mit Elvedi nicht wirklich harmonierte. Offensiv hatte er einige gute Ansätze, u.a. holte er den Elfmeter geschickt heraus. Er steigerte sich zusehends, musste zur Pause jedoch leicht angeschlagen raus. Note 3,5.
Thorgan Hazard: Wie immer mit viel Laufbereitschaft unterwegs, aber auch immer noch ohne die richtige Abschlussgier. Der Belgier hatte mehrere gute Ansätze, die er nicht finalisieren konnte. Die Elfmetersituation bereitete er mit einem schnell ausgeführten Einwurf vor, den Strafstoß verwandelte er sicher. Er gab einen Verzweiflungsschuss aus der Distanz ab und hatte nach einem langen Ball eine Chance, wurde aber von einer Leipziger Hand im Gesicht getroffen. In aussichtsreicher Position spielte er einen schwachen Pass auf den mitstürmenden Wendt. Seine Standards gerieten fast alle zu weit und landeten im leeren Raum. Note 4,0.
Raffael: War am ersten Angriff zur Hofmann-Chance mit einem intelligenten Pass auf Stindl ursächlich beteiligt. Danach tauchte Raffael über weite Phasen ab. Er arbeitete zwar nach hinten und scheute keine Zweikämpfe, konnte aber kaum Bälle sichern. In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit mit der Großchance, als er per Außenrist das Tor verfehlte. Er verlor insgesamt viel Kraft mit dem ständigen Anlaufen nach der Pause. Auch wenn er in einigen Situationen durchaus bissig dagegenhielt, ließ er sich ein paar Mal zu leicht vom Ball trennen. Einen Tick zu lange wartete er beim Schuss aus spitzem Winkel, der am langen Pfosten vorbei flog. Note 4,0.
Lars Stindl: Begann mit dem perfekten Assist auf Hofmann. Danach fast nur in der Rückwärtsbewegung. Zunächst verlor er einige Zweikämpfe, dann biss er sich, wie das gesamte Team, ins Spiel. Stindl scheiterte kurz vor dem Pausenpfiff nach Zakaria-Vorarbeit am Keeper, Raffael vergab den Rebound. Im zweiten Durchgang machte Stindl Dampf, sein wunderschönes Tor mit dem Innenrist gab ihm einen zusätzlichen ›Boost‹. Er fightete, rieb sich in den Zweikämpfen auf und rangelte selbst an der Eckfahne noch erfolgreich um den Ball. Stindl wurde elfmeterreif gefoult, als er vielleicht etwas zu spektakulär abhob, weil er genau auf diesen Kontakt spekuliert hatte. Am Ende der Borusse mit der höchsten Laufleistung. Note 3,0.
Patrick Herrmann: Ersetzte Hofmann nach der Pause und rettete nach wenigen Augenblicken bei einem gefährlichen Konter der Hausherren gegen den hakenschlagenden Forsberg in letzter Instanz. Im Verlauf des dominanten zweiten Durchgangs der Gladbacher mit vielversprechenden Aktionen und durchaus verbessert gegenüber den Vorwochen. Einige Male kam er bis zur Grundlinie durch, leider erreichten seine Hereingaben die Mitspieler nicht. Insgesamt fleißig und engagiert. Note 3,5.