Yann Sommer: War zunächst nur als Anspielstation gefordert, was er ordentlich löste. Die erste Bewährungsprobe war ein Kopfball von Delaney nach einer Ecke, den er sicher hielt. Unmittelbar nach dem 2:0 ließ Sommer einen Bargfrede-Schuss nach vorne prallen, Vestergaard bereinigte die Situation. Nach der Pause wurde der Schweizer mit einigen Distanzschüssen geprüft, die er alle ohne Probleme sicherte. Bei hohen Bällen - einmal auch nach einer Ecke - im Strafraum mit der nötigen Präsenz. Er verzögerte das Spiel geschickt, als Bremen etwas aufkam. Mit einer Super-Parade gegen den Drehschuss von Eggestein in der Nachspielzeit sicherte sich Sommer die weiße Weste. Note 2,5.
Nico Elvedi: Machte ein gutes Spiel auf seiner rechten Seite. Zwei, drei kleinere Stockfehler fielen nicht ins Gewicht, bei der Kopfballchane von Delaney nach einer Ecke hätte er vielleicht etwas energischer stören können. Ansonsten wusste der Schweizer mit sehr aufmerksamen Zweikampfverhalten und vielen Balleroberungen zu gefallen. Er war sehr sprintstark und suchte immer wieder mit Erfolg den Weg nach vorne. Einige Male, selbst noch in der Schlussphase, kam er bis zur Grundlinie durch. Auch im Kombinationsspiel mit guten Aktionen, u.a. leitete er Raffaels erste Chance (Außennetz) mit einem klugen Pass auf Kramer ein. Pech hatte Elvedi mit seinem Kopfball nach Freistoßflanke von Hazard, die Pavlenka zur Ecke abwehrte. Aus dieser resultierte das 2:0. Note 2,5.
Matthias Ginter: Zeigte über 90 Minuten eine souveräne und abgeklärte Leistung. Er beschränkte sich auf das Wesentliche, ließ sich im Spielaufbau nicht vom ›Pseudo-Pressing‹ von Belfodil irritieren. Seine Pässe fanden meist den Mitspieler, in den wenigen engen Defensivzweikämpfen behielt der Nationalspieler die Oberhand. Vorne köpfte er nach einer Ecke über das Tor, als er etwas in Rücklage geriet. Mit seiner Unaufgeregtheit ein wichtiger Faktor für das Spiel ohne Gegentor. Note 3,0.
Jannik Vestergaard: In Bremen wird man etwas sehnsüchtig auf den Ex-Spieler geschaut haben. Der Däne lieferte an alter Wirkungsstätte eine nahezu fehlerlose Partie ab. In der Luft gewann er alle Duelle, auch am Boden gab er sich kaum eine Blöße. Bei einigen Bremer Versuchen, u.a. gegen Kainz (58.), warf er sich rechtzeitig dazwischen. Im Aufbauspiel mit sicheren und klaren Pässen. Die Krönung natürlich das Kopfballtor zum 2:0. Dieses Timing wünscht man sich noch öfter bei Standards. Note 2,0.
Oscar Wendt: Deutlich aktiver als zuletzt - und zwar in beide Richtungen. In der Defensive sehr griffig und auch mal mit einem Tackling, als es nötig war. Im Spiel nach vorne besetzte er immer wieder geschickt die Räume, die Abstimmung mit Johnson passte. Mehrfach rückte Wendt ein und tauchte am und im Strafraum auf. Ärgerlich für ihn, dass die Kollegen ihn einige Male übersahen - Wendt wedelte auffällig oft freistehend wild mit den Armen. Mit seinem präzisen Eckball lieferte er den Assist zu Vestergaards Treffer. Nach der Pause verpasste er nach feinem Lupferpass am Fünfmeterraum das 3:0. Insgesamt eine frische und zielstrebige Vorstellung des Schweden. Note 2,5.
Denis Zakaria: Kehrte wieder zurück in die Startelf, wo er neben Kramer mit unermüdlicher Laufarbeit das Mittelfeld beackerte. Er tauchte überall auf und war immer auf der Suche nach Gelegenheiten, Bälle ›abzufischen‹. Das gelang mehrfach beeindruckend, zumal auch der Schiedsrichter diesmal genau hinschaute und Zakaria nicht übereilt zurückpfiff. Ein Tritt im Übereifer gegen Delaney zu Beginn und ein Foul im weiteren Spielverlauf brachten ihn zwar in die Nähe einer Verwarnung, aber der Schweizer hatte sich letztlich gut im Griff. Mit raumgreifenden Schritten trieb er hin und wieder den Ball nach vorne, ab und an überholte er sich im Übereifer selbst. Richtig stark war Zakaria als Staubsauger. Die Bremer zeigten sich durchaus beeindruckt von Zakarias Physis. Note 2,5.
Christoph Kramer: Zu Beginn verschleppte er bei eigenem Ballbesitz hier und da das Tempo zu sehr. Doch als er die Lücken sah, ging Kramer plötzlich steil - so wie bei der Vorbereitung der ersten Raffael-Chance (Außennetz). Kramer sorgte für Ordnung und wählte die Risikomomente mit Bedacht. Gemeinsam mit Zakaria rannte er unermüdlich abfallenden Bällen nach, von denen er viele behaupten konnte. Nach der Pause für einen Moment unkonzentriert, als er Junuzovic lässig in die Füße passte und einen Bremer Konter ermöglichte. Danach war Kramer wieder hellwach. Pech hatte er in der Schlussphase, als ein Bremer nach einem Elvedi-Querpass kurz vor der Linie vor dem einschussbereiten Kramer klären konnte. Mit 12,25 Kilometern war Kramer der laufstärkste Spieler auf dem Platz. Note 2,5.
Thorgan Hazard: Ein starker Auftritt des Belgiers, dem eigentlich nur die Krönung in Form eines Tores fehlte. Chancen dazu hatte der umtriebige Hazard genug: Unmittelbar vor dem 1:0 scheiterte er aus fast identischer Position wie beim Siegtreffer im Frühjahr an Pavlenka, kurz nach Wiederanpfiff reagierte Bremens Keeper ebenfalls gut bei einer Hazard-Chance. Auch bei der nächsten Großchance fand Hazard seinen Meister in Bremens Schlussmann. Er tanzte seinen Gegenspieler im Strafraum wunderbar aus und sein Schuss von halblinks hatte es in sich - doch Pavlenka wehrte mit einem unglaublichen Reflex ab. Dennoch war Hazard mit seinen unermüdlichen Antritten bis in die Schlussphase hinein ein absolut belebendes Element. Auch seine Standards hatten diesmal die nötige Schärfe. Note 2,0.
Fabian Johnson: Nach zwei schwachen Spielen zuletzt fand er sich diesmal besser zurecht. Die Abstimmung mit Wendt klappte gut, beide besetzten variabel die Räume. Johnson zog es mehrfach nach vorne ins Zentrum, wenn sich Raffael oder Stindl fallen ließen. Diese Positionsrochaden verwirrten die Bremer sichtlich. Trotz guter Laufwege kam Johnson nur selten richtig zur Geltung. 24 Ballkontakte in 74 Minuten sind arg wenig. Bei seinem einzigen Abschluss (68.) zielte er zu zentral aufs Tor. Machte Platz für Traoré. Note 3,5.
Lars Stindl: Ein starkes Spiel des Kapitäns, der sich von Beginn an fallen ließ und als Anspielstation fungierte. Der mannorientierten Verteidigung der Bremer entzog sich Stindl durch ständige Positionswechsel, wodurch sich gleichzeitig Räume öffneten, die fürs schnelle Kombinationsspiel genutzt werden konnten. Stindls Treffer zum 1:0 verdient das Prädikat ›Weltklasse‹. Den Angriff leitete er selbst ein, die funktionale Drehung war auch vom Tempo her perfekt und der Abschluss erfolgte mit grandioser Entschlossenheit. Stindl war der Dreh- und Angelpunkt, lief annäherend zwölf Kilometer und spielte die meisten Pässe aller 22 Akteure, u.a. einen herausragenden in den Lauf von Hazard. Pech hatte er mit seinem Pfosten-Kopfball in der Schlussphase nach Traoré-Flanke. Note 1,5.
Raffael: Zeigte eine erkennbare Steigerung gegenüber den letzten beiden Partien. Auch wenn nicht alles gelang, so wurde die Spiel- und Kombinationsfreude sichtbar, die zuletzt fehlte. Raffael hatte die erste Chance - sein Schuss klatschte ans Außennetz. Mit einem gefährlichen Ballverlust im Mittelkreis ermöglichte er einen Bremer Konter, der zum Glück verpuffte (30.). Kurz nach der Pause leitete er mit einem Ballgewinn eine Hazard-Chance ein, etwas später bediente er Wendt mit einem Klasse-Lupfer. 50 Ballkontakte in 83 Minuten - er machte dann Platz für Cuisance - unterstreichen, dass Raffael sehr aktiv am Spiel teilgenommen hat. Note 3,0.
Ibrahima Traoré: Kam in der 74. Minute zu seinem Comeback und sorgte auf der rechten Außenbahn gleich für einigen Wirbel. Herausragend die Flanke zum Pfostenkopfball von Stindl. Gut, dass Traoré wieder da ist. Ohne Note.
Michael Cuisance: Ersetzte Raffael in den letzten sieben Minuten und brachte nochmal etwas Bewegung in ein allerdings schon entschiedenes Spiel. Er stand an der Basis des Pfostentreffers von Stindl und schoss quasi aus dem Stand neben das Tor. Ohne Note.
Vincenzo Grifo: Nur für die Statistik - eingewechselt in der 89. Minute für Hazard kam er immerhin noch dreimal an den Ball. Ohne Note.