Natürlich war die Auslosung zur Gruppenphase der Champions League auch am Freitag bei der Pressekonferenz im Borussia-Park ein Thema. Dass die Gladbacher sich bei ihrer Premiere in der Königsklasse in einer ‚Hammergruppe‘ wiederfinden, war zumindest für Lucien Favre »keine Überraschung, wenn du in Topf 4 bist«. »Für Gladbach ist es ganz egal, gegen wen du spielst. Es hätte Barcelona sein können, Chelsea oder vielleicht Lazio Rom. Wir haben Sevilla, Europaleague-Sieger, die wir sehr gut kennen, ManCity mit de Bruyne und Juve, den letztjährigen Finalisten. Juventus hat ein paar Spieler verloren, das ändert viel. Trotzdem sind es große Namen«.
Doch Lucien Favre wollte sich nicht allzu lange mit der Königsklasse aufhalten und auch über mögliche Neuzugänge auf den letzten Drücker wollte er nicht weiter sprechen. »Es sind noch zwei, drei Tage. Mal sehen, was passiert. Aber jetzt richten wir alle Konzentration auf Bremen«.
Im ‚Alltagsgeschäft‘ Bundesliga wartet auf die Fohlenelf im Weserstadion (Sonntag, 17.30 Uhr) eine durchaus komplizierte Aufgabe. Werder startete mit einer 0:3 Heimniederlage gegen Schalke in die Saison. »Das war enger, als man denken könnte«, sagte Favre. »In Berlin beim 1:1 haben sie wieder mit Raute gespielt, sie waren sehr solide, aggressiv«, so Favre weiter. »Das machen sie sehr gut, wir wissen das. Letztes Mal haben wir dort 2:0 gewonnen, aber es war sehr eng für uns«.
Am Sonntag sind die Vorzeichen nicht so deutlich wie zuletzt im Mai, als die Fohlenelf den erfolgreichen Zieleinlauf auf Platz 3 in Bremen perfekt machte. Schließlich reisen die Gladbacher mit null Punkten als Tabellenletzter an die Weser. Es gilt für die Favre-Truppe, wieder in die Spur zu finden.
»Für uns ist die Stabilität in der Mannschaft wichtig«, weiß Lucien Favre. »Durch Abgänge und Verletzungen haben wir viele Positionen gewechselt, zum Beispiel spielt Herrmann links statt rechts«. Dazu kommt, dass Leistungsträger wie Raffael im Formtief stecken. »Er kann nicht immer gut spielen, das ist normal«, nahm Favre den Brasilianer in Schutz. »Er ist klar nicht in Topform – jeder hat das gesehen. Aber er braucht vielleicht auch andere Bewegungen vor sich. Er war gewöhnt, anders zu spielen und jetzt muss er ein wenig anders kombinieren. Er braucht auch das funktionierende Kollektiv«.
An der Wiederherstellung dieses Kollektivs haben Favre und seine Spieler in der vergangenen Woche intensiv gearbeitet. In Bremen hat der Coach zudem wieder zwei Alternativen mehr zur Verfügung. Havard Nordtveit kehrt nach abgelaufener Sperre zurück und auch André Hahn steht wieder zur Verfügung.
Dagegen wird Martin Stranzl nicht mit nach Bremen reisen. »Er hat die ganze Woche trainiert, aber es ist noch zu früh, dass er kommt«, so Favre. »Er hat seit fünf Monaten nicht mehr gespielt«. Neben Stranzl fehlen Dominguez und Johnson. Roel Brouwers, der in dieser Nacht zum dritten Mal Vater geworden ist, wird dabei sein. Ein Fragezeichen steht noch hinter Ibrahima Traoré, der am Freitag nicht trainieren konnte.
Eine Option für die Anfangself ist Thorgan Hazard, der Lucien Favre gegen Mainz überzeugte. »Thorgan hat gut gespielt. Er weiß, dass er noch zu lernen hat, aber man sieht alles in seiner Qualität. Er ist schnell, er läuft viel. Beim Gegenpressing ist er stark, er spürt das sehr gut. Ein paar Sachen hat er zu kanalisieren, ein wenig ruhiger spielen. Er ist 22, das braucht seine Zeit. Aber er ist ein Kandidat für die Stammelf«.
Die Gladbacher sind sich der Schwere der Aufgabe im Weserstadion bewusst, dennoch herrscht Optimismus vor. Ein deprimierter Tabellenletzter sieht (zum Glück) anders aus. Die ersten Punkte der Saison liegen bereit, um eingesammelt zu werden ...