Dieter Hecking änderte die Startformation gegenüber dem Remis daheim gegen Mainz vor zwei Wochen auf zwei Positionen: Christoph Kramer und Fabian Johnson rückten in die Startelf, Tony Jantschke und Vincenzo Grifo mussten auf die Bank. Zum ersten Mal in dieser Saison gehörte Josip Drmić dem 18er-Kader an.
Die Berliner kündigten eine offensive Herangehensweise an, Trainer Dardai nominierte erstmals eine Doppelspitze mit Ibisevic und Selke. Die Borussen überließen den Gastgebern zunächst den Ball und konzentrierten sich auf eine vernünftige Staffelung. Das gelang, zumal aus der ersten eigenen Offensivaktion der Führungstreffer fiel.
Zakaria trat über die linke Seite energisch an und spielte einen Doppelpass mit Johnson. Die Hereingabe des Schweizers wurde von Weiser vor die Füße von Stindl abgefälscht, der aus sechs Metern zum 1:0 einnetzte (5.).
Raffael mit Traumtor zum 3:0 nach nur zwanzig Minuten
Stindl stand auch bei der nächsten Situation im Mittelpunkt. Ein Schuss des Nationalspielers aus 18 Metern wurde von Rekik abgefälscht und landete neben dem Tor. Doch statt einer Ecke gab es - nach Intervention des Videoassistenten - Elfmeter für die Borussia. Rekik hatte den Ball mit der Hand abgewehrt, was die Fernsehbilder belegten. Ob es zwingend einen Handelfmeter geben musste, bleibt Interpretationssache. Thorgan Hazard ließ sich jedenfalls nicht zweimal bitten und verwandelte sicher zum 2:0 (14.).
Keine Viertelstunde war gespielt und Borussia bog schon auf die vermeintliche Siegerstraße ein. Und es sollte noch besser kommen. Nach einer Freistoßhereingabe von Wendt von der rechten Seite köpfte Plattenhardt den Ball aus der Gefahrenzone. Doch Raffael nahm den Ball stark an und ballerte ihn aus 28 Metern mit einem wunderbaren Schuss zum 3:0 in den Winkel (20.).
Borussen werden nachlässig - Ibisevic verkürzt
Man musste sich wirklich kneifen - 3:0 für Borussia und erst zwanzig Minuten gespielt. Doch so ganz gut kamen die Gladbacher mit den vielen Erfolgserlebnissen nicht zurecht. Sie wurden nachlässig und ebneten den Berlinern den Weg zurück in die Partie. In der 28. Minute entwischte Selke im Rücken von Wendt, das Zuspiel des Ex-Bremers erreichte den freistehenden Ibisevic. Sommer reagierte aus kurzer Distanz mit einem Reflex, Kramer wollte den Ball wegschlagen, doch servierte ihn punktgenau auf Weiser. Der wiederum passte direkt vors Tor, wo Ibisevic immer noch freistand und zum Anschlusstreffer vollendete (28.).
In der Viertelstunde bis zur Pause drohten die Borussen trotz eigentlich komfortabler Führung völlig den Faden zu verlieren. Ibisevic setzte sich in der 39. Minute gleich zweimal nach Ecken im Kopfballduell gegen Vestergaard und Johnson durch. Zunächst rettete Sommer im Verbund mit dem Querbalken, dann klatschte der Ball an den Außenpfosten. Auch Kalou (43.) hatte noch eine gute Möglichkeit zu verkürzen.
Heckings Halbzeitansprache zeigte Wirkung
Zum Glück für die Borussen war dann Pause und die Ansprache von Dieter Hecking zeigte anschließend Wirkung. Die Mannschaft nahm nun deutlich aktiver am Spiel teil, ließ Berlin nicht mehr so einfach an den Sechzehner kommen und beschäftigte die Hauptstädter immer wieder mit gefährlichen Gegenstößen.
Zum Leidwesen der Gladbach-Fans im kalten Olympiastadion schafften es die Borussen nicht, aus den guten Ansätzen den vorentscheidenden vierten Treffer zu erzielen. Bis zum Strafraum liefen die Angriffe teils äußerst ansehnlich, doch der Abschluss blieb aus. So kam Berlin - bis dahin nach der Pause aus dem Spiel heraus ohne eine Chance - in der 71. Minute nochmals heran. Eine Freistoßflanke von Plattenhardt wurde von Kalou per Brust/Oberarm zu Weiser weitergeleitet, der via Innenpfosten zum 2:3 traf.
Gladbachs bemerkenswerte Reaktion nach dem 2:3
Doch die Reaktion der Gladbacher war bemerkenswert. Sie brachen nun nicht ein, sondern suchten ihrerseits mit dem unmittelbar nach dem Anschlusstor eingewechselten Herrmann den Weg nach vorne. Herrmann spielte Doppelpass mit Stindl und steckte durch auf Raffael, der aus sieben Metern mit rechts zum 4:2 ins Eck traf (77.).
Das war die Entscheidung in diesem kuriosen Spiel. Sommer musste zwar noch bei einem Schuss von Weiser und einem weiteren von Mittelstädt zupacken, doch der dritte Auswärtssieg in Folge geriet in den Schlussminuten nicht mehr in Gefahr. Dort feierte dann Josip Drmić sein Comeback - und holte sich in den ruppigen Schlusssekunden noch eine Gelbe Karte ab.
Borussia siegt verdient in Berlin, nachdem man es sich nach dem Blitzstart eine Zeitlang selbst schwer gemacht hatte. Aufgrund der stabilen zweiten Halbzeit geht der Sieg letztlich vollauf in Ordnung. Zumindest bis zum Sonntagabend rangiert die Fohlenelf damit auf dem dritten Tabellenplatz.
Kurzstatistik zum Spiel:
Hertha BSC: Jarstein - Weiser, Langkamp, Rekik, Plattenhardt - Maier, Skjelbred - Esswein (62. Lazaro), Kalou (82. Mittelstädt) - Selke, Ibisevic
Borussia Mönchengladbach: Sommer - Elvedi, Ginter, Vestergaard, Wendt - Kramer, Zakaria - Hazard (90. Drmić), Johnson (74. Herrmann) - Stindl, Raffael (87. Grifo)
weiter im Kader: Sippel (ETW), Oxford, Jantschke, Cuisance
Tore: 0:1 Stindl (5.), 0:2 Hazard (HE/14.), 0:3 Raffael (20.), 1:3 Ibisevic (28.), 2:3 Weiser (71.), 2:4 Raffael (77.)
Gelbe Karten: Rekik, Ibisevic - Drmić
Schiedsrichter: Bastian Dankert (Rostock)
Zuschauer: 48.304