Dieter Hecking schickte in seinem letzten Spiel als Cheftrainer der Fohlenelf mit einer Ausnahme die gleiche Elf ins Rennen, die am letzten Wochenende den wichtigen Auswärtssieg in Nürnberg einfuhr. Lediglich der gelbgesperrte Florian Neuhaus fehlte, für den Jonas Hofmann begann.
Die Gladbacher Borussen kamen gut in die Partie, der künftige Dortmunder Hazard startete ein sehenswertes Solo über die linke Seite, wurde jedoch im Strafraum geblockt (4.). Kurz darauf wurde auf der Anzeigetafel der Führungstreffer der Münchener eingeblendet – die Stimmung im Dortmunder Block erhielt einen merklichen Dämpfer. Auch auf dem Platz kam der BVB nicht wirklich in die Pötte, ein Kopfballwischer von Reus war die einzige Torgelegenheit in der Anfangsphase (6.).
Traorés Schuss landet am Aluminium
Auf der anderen Seite hätte in der 12. Minute der Führungstreffer fallen können. Hazard verlagerte stark auf die rechte Seite zu Traoré, der seinen bekannten Move nach innen machte und den Ball aufs Tor zirkelte – doch die Kugel klatschte an den Querbalken. Nachdem Hofmann kurz darauf einen Flachschuss aus zwanzig Metern knapp am Tor vorbei setzte, war es um die Gladbacher Wucht geschehen. Das Spiel verlagerte sich deutlich zugunsten der Gäste.
Gladbach überließ den Dortmundern zusehends die Spielkontrolle und zog sich zurück. Im eigenen Ballbesitz vermochte man nicht mehr die Zielstrebigkeit der ersten Viertelstunde zu entwickeln, so dass es bis zum Seitenwechsel nur noch eine Gelegenheit im Anschluss an einen Standard gab, als Elvedi nach einer Traoré-Flanke einen Kopfball freistehend über den Kasten bugsierte (40.).
Umstrittener Treffer zur Dortmunder Führung der Genickbruch
Die Fohlen verteidigten die Dortmunder Angriffsbemühungen aufmerksam und mit der nötigen Leidenschaft, so dass die Gäste nur eine Halbchance durch Witsel (23.) und einen Freistoß von Reus ans Außennetz zu verzeichnen hatten (37.). Doch in den Schlussminuten des ersten Durchgangs ging es plötzlich rund. Zunächst erfolgte aus dem Kölner Keller eine Überprüfung einer möglichen Elfmetersituation für Dortmund, doch es blieb bei der Entscheidung von Schiedsrichter Gräfe, nicht zu pfeifen. Zwei Minuten später klingelte es dann hinter Yann Sommer. Eine Reus-Flanke wurde geblockt, dann flankte der Ex-Gladbacher erneut – wobei der Ball die Grundlinie wohl überschritten hatte. Sancho nagelte das Spielgerät am zweiten Pfosten ins Tor – und dann folgte eine schier endlose Überprüfung durch den VAR, ob der Ball mit vollem Umfang im Aus war. Letztlich musste sich sogar Gräfe die Bilder anschauen und gab das Tor.
Dieser Treffer kurz vor dem Pausenpfiff bedeutete den Genickbruch, denn nach dem Seitenwechsel kam von der Fohlenelf nichts mehr. Leverkusen war in Berlin auf der Siegerstraße und Dortmund hoffte noch mal für ein paar Minuten auf ein Meisterschaftswunder, weil Frankfurt in München der Ausgleich gelang. So gab der BVB noch mal Gas und Marco Reus sorgte für die Entscheidung. Zunächst schoss er über das Tor (51.), dann zielte er in die Arme von Sommer (52.), ehe er nach einem Bilderbuchangriff auf Vorlage von Pulisic zum 2:0 einnetze (54.).
Gepflegter Standfußball im Borussia-Park
Das Spiel war damit gelaufen und auch die Sache mit der Dortmunder Meisterschaft erledigte sich, weil die Bayern gegen Frankfurt aufzogen und die Meisterschaft klarmachten. Nachdem Elvedi bei einer Rettungsaktion fast ein Eigentor unterlaufen wäre – der Ball prallte vom Pfosten in die Arme von Sommer, gab es statt des erhofften Fußballfests im Borussia-Park gepflegten Standfußball zu sehen. Dortmund hatte noch ein paar Halbchancen, aufseiten der Gladbacher schossen Drmic (61.) und der eingewechselte Plea (74.) über den Kasten. Bemerkenswert in dieser Phase allenfalls die Tatsache, dass Hazard bei seiner Auswechslung mit einem gellenden Pfeifkonzert verabschiedet wurde.
Am Ende beschließt Borussia die Saison auf dem fünften Tabellenplatz und spielt damit nächstes Jahr in der Europa League. Wolfsburg als Sechster und Frankfurt auf Rang Sieben schließen sich an, während Leverkusen durch den Sieg in Berlin den Gladbachern den Champions-League-Platz abluchste. Gefeiert wurde am Ende dennoch im Borussia-Park: Dieter Hecking verabschiedete sich auf dem Rasen am Mikrofon mit den Worten »Die Seele brennt« ...
Kurzstatistik zum Spiel:
Borussia Mönchengladbach: Sommer – Beyer, Ginter, Elvedi, Wendt – Kramer (62. Strobl) – Hofmann, Zakaria – Traoré (66. Plea), Drmic, Hazard (75. Herrmann)
weiter im Kader: Sippel (ETW), Lang, Jantschke, Cuisance
Borussia Dortmund: Bürki - Piszczek, Weigl, Akanji, Guerrero - Witsel, Delaney - Pulisic, Reus (83. Schmelzer), Sancho (87. Dahoud) - Götze (74. Alcacer)
Tore: 0:1 Sancho (45.), 0:2 Reus (54.)
Gelbe Karten: Kramer – Delaney
Schiedsrichter: Manuel Gräfe
Zuschauer: 54.022 (ausverkauft)
von Marc Basten