Borussias Trainer André Schubert konnte im Volksparkstadion wieder auf Kapitän Granit Xhaka zurückgreifen, dessen Sperre abgelaufen war. Das ›Luxusproblem‹ mit Håvard Nordtveit löste Schubert dahingehend, dass er den Norweger als rechten Verteidiger ins Rennen schickte. Beim HSV stand die Gladbacher Leihgabe Josip Drmić in der Startformation.
Borussia startete durchaus selbstbewusst in die Partie und wusste in der Anfangsphase mit Ballsicherheit zu gefallen. Es gab einige gute Kombinationen und Annäherungen an das Hamburger Tor, zweimal war Mo Dahoud beteiligt.
Die erste echte Chance der Partie hatte allerdings der HSV - natürlich durch Josip Drmić. Der Schweizer kam nach Zuspiel von Hunt halblinks im Strafraum zum Abschluss, Sommer parierte den Schuss seines Landsmanns. Und dann ging es blitzschnell - der HSV konnte den langen Befreiungsschlag von Hazard nicht vernünftig verteidigen, über Dahoud und Raffael gelangte der Ball wieder zu Hazard, der über den rechten Flügel durchstartete. Die folgende - noch abgefälschte - Flanke des Belgiers erreichte Johnson, der die Kugel mit links aus fünf Metern über die Linie drückte (14.).
Die Führung war angesichts der Spielentwicklung folgerichtig, doch unverständlicherweise boten die Borussen dem bis dahin sehr harmlosen HSV einiges an. Angefangen mit einem Riesenbock von Xhaka, der nach Anspiel von Sommer achtzehn Meter vor dem Tor ›zaubern‹ wollte und prompt den Ball verlor. Holtby profitierte, doch er verdaddelte die Ausgleichschance (18.). Eine Minute später rettete Sommer im letzten Moment vor Drmić.
Die Gladbacher hatten den HSV mit diesen Nachlässigkeiten wach gerüttelt. In der Folgezeit gestalteten die Norddeutschen die Partie offen. Borussia bekam wenig Kontrolle in die eigenen Aktionen und bot gleichzeitig viele Räume in der eigenen Hälfte. Das hätte Hunt fast genutzt, doch Sommer parierte den Flatterball des Ex-Bremers (37.). Die daraus resultierende Ecke köpfte Cleber an die Latte und dann wurde es kurios. Dahoud traf im Versuch zu klären den Ball nicht richtig, Jung drosch die Kugel an den Elfmeterpunkt. Das Leder wäre wohl weit vorbeigeflogen, doch Hinteregger versuchte zu klären und traf den Ball ebenfalls nicht richtig. So rutschte er über die Fingerspitzen von Sommer und an Stindl vorbei ins Tor (39.).
Ein selten dämliches Gegentor, das zwei Minuten später noch getoppt wurde. Ein simpler Abschlag von Adler, Müller wollte per Kopf verlängern, kam aber nicht mehr ran. Der Ball setzte hinter der Mittellinie auf und Hinteregger sowie Wendt ließen ihn durchrutschen. Rudnevs profitierte, Wendt konnte nicht mehr rechtzeitig stören und der Hamburger überwand Sommer mit einem Schuss ins lange Eck (41.).
Der HSV hatte das Spiel vor dem Pausenpfiff gedreht - unter mehr als großzügiger Mithilfe der Borussen.
Nach dem Seitenwechsel hatte der HSV Oberwasser. Die Führung im Rücken beflügelte die Hanseaten, die Borussia früh störten und kein geordnetes Aufbauspiel der Gäste zuließen. Die wiederum ließen sich sehr einfach den Schneid abkaufen und kamen ihrerseits überhaupt nicht gefährlich vor das Tor von Adler.
Nachdem Drmić die Chance auf das 3:1 verpasst hatte, brachte Schubert Ibo Traoré für Mo Dahoud. Das führte zu mehreren Verschiebungen: Traoré kam über rechts, Hazard über links, Johnson spielte Rechtsverteidiger, Nordtveit rückte in die Innenverteidigung und Christensen ging auf die ›Sechs‹ neben Xhaka.
Eine grundlegende Verbesserung stellte sich im Gladbacher Spiel allerdings nicht ein. Es dauerte bis zur 74. Minute, ehe die Borussen zu einer Gelegenheit kamen. Nach tollem Pass von Xhaka auf Wendt gelangte die flache Hereingabe des Schweden über Umwege zu Hazard, der aus der Drehung aus sechs Metern knapp am langen Pfosten vorbei zielte.
Es hatte den Anschein, als ob die Borussen endlich aufgewacht wären, doch der HSV antwortete zehn Minuten vor Schluss mit dem 3:1. Nach einer Ecke setzte sich Spahic gegen Stindl durch, verlängerte den Ball an den langen Pfosten, wo Ilicevic völlig freistehend aus kurzer Distanz einköpfte (80.).
Das Spiel schien gelaufen, doch zwei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit wurde es nochmal spannend. Traoré spielte auf Wendt, dessen perfekter Pass in den Lauf von Raffael verwandelte der Brasilianer mit links vom Eck des Fünfmeterraums zum 2:3 (88.).
Unmittelbar darauf köpfte der gerade eingewechselte Hrgota nach Flanke von Traoré nur um Zentimeter am Tor vorbei. In der Nachspielzeit warfen die Borussen alles nach vorne, selbst Yann Sommer stürmte mit. Es reichte nicht mehr - der HSV brachte den Sieg über die Zeit und die Gladbacher müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, mit ihrem über weite Strecken pomadigen Auftritt die Punkte verschenkt zu haben.
Kurzstatistik zum Spiel:
Hamburger SV: Adler - Sakai, Spahic, Cleber, Ostrzolek - Holtby, Jung - Müller (66. Ilicevic), Hunt (90. Kacar), Drmić - Rudnevs (79. Diekmeier)
Borussia Mönchengladbach: Sommer - Nordtveit, Christensen, Hinteregger (88. Hrgota), Wendt - Dahoud (57. Traoré), Xhaka - Hazard (82. Hofmann), Johnson - Stindl, Raffael
weiter im Kader: Sippel (ETW), Korb, M. Schulz
Tore: 0:1 Johnson (14.), 1:1 Hinteregger (39./ET), 2:1 Rudnevs (41.), 3:1 Ilicevic (80.), 3:2 Raffael (88.)
Gelbe Karten: Cleber, Drmic, Jung - Nordtveit
Schiedsrichter: Deniz Aytekin
Zuschauer: 56.706