Marco Rose bot in Straelen vor Tobias Sippel eine Viererabwehrkette mit Stefan Lainer, Jordan Beyer, Tony Jantschke und Kapitän Oscar Wendt auf. Davor spielten Denis Zakaria und Jonas Hofmann, die sich hinter einer Dreierreihe mit Patrick Herrmann, dem 17-jährigen Famana Quizera und Fabian Johnson positionierten. Als zentrale Spitze war Raffael aufgeboten.
Im 4-2-3-1 wurde vorne relativ variabel gespielt, Raffael ließ sich wie gewohnt fallen, situativ stießen Hofmann oder Zakaria ganz nach vorne. In den ersten Minuten sah es ordentlich aus, was die Borussen auf den Rasen in Straelen brachten. Auch der junge Portugiese Quizera zeigte einige interessante Ansätze. Bereits in der 4. Minute verzeichnete Fabian Johnson eine Doppelchance: Nach Freistoßflanke von Hofmann kam der US-Nationalspieler sechs Meter vor dem Tor zum Abschluss, traf aber genau den Keeper. Der Ball landete wieder bei Johnson, doch sein zweiter Versuch wurde von einem französischen Abwehrbein geblockt.
Jantschke im aussichtslosen Laufduell - Kanga trifft zur Führung für Angers
Obwohl die Gladbacher weiterhin das bestimmende Team waren, gab es vor der Pause keine weitere klare Tormöglichkeit. Es gab einige gute Balleroberungen im Mittelfeld und mehrere vielversprechende Angriffssituationen, die alle nicht konsequent zu Ende gespielt wurden. Angers - im letzten Jahr auf Rang 13 der Ligue 1 - fand sich zunehmend besser zurecht und verteidigte ohne größere Probleme. Dass ihnen in der 24. Minute sogar der Führungstreffer gelang, entsprach jedoch nicht dem Spielverlauf. Nach einem langen Ball befand sich Jantschke plötzlich im aussichtslosen Laufduell mit Kanga, der mit rechts flach ins linke Eck traf - Sippel war ohne Abwehrchance.
In der Folgezeit begannen die Franzosen, sich die Führung zur verdienen. Sie gefielen mit ihrer Körperlichkeit und ließen in der Defensive weiterhin nichts zu. Das Spiel war bei extrem schwülen Temperaturen sehr intensiv, vor allem die Gladbacher betrieben einen hohen läuferischen Aufwand, für den es zu wenig Ertrag gab. Vier Gelbe Karten in der ersten Halbzeit unterstreichen, dass es alles andere als ein lockerer Testkick war.
Ein Eigentor bringt Borussia zurück in die Spur
Auch im zweiten Durchgang hatten die Borussen klar mehr Spielanteile, aber sie taten sich weiterhin sehr schwer, in Abschlusssituationen zu kommen. Angers hatte die Sache im Griff und deckte mehrfach Lücke im Gladbacher Verbund auf, wenn schnell umgeschaltet wurde. So klärte Sippel nach einem Konter, als es ein Franzose per Lupfer probierte (53.), drei Minuten später verpasste Kanga bei einem Flugkopfball knapp seinen zweiten Treffer. Auf der anderen Seite war nur ein Rechtsschuss von Quizera zu notieren, mit dem der Keeper der Franzosen keine großen Probleme hatte (55,).
Bei Angers wurde im zweiten Durchgang munter durchgewechselt, so dass die Ordnung bei den bis dahin sehr diszipliniert stehenden Gästen nach und nach etwas durcheinandergeriet. Das führte in der 72. Minute zum etwas überraschenden Ausgleich der Fohlenelf. Stefan Lainer flankte aus dem rechten Halbfeld halbhoch in die Box, wo Fabian Johnson gemeinsam mit seinem Gegenspieler Abdoulaye Bamba zum Ball ging. Der Abwehrspieler von der Elfenbeinküste war eher an der Kugel, beförderte sie jedoch unhaltbar für seinen Keeper ins eigene Tor.
Herrmann erzielt den Siegtreffer
Unmittelbar darauf feierte Marcus Thuram seine Premiere im Trikot der Borussia - er ersetzte Raffael. Gleichzeitig kam der junge Jacob Italiano für den ›Fast-Torschützen‹ Johnson. Die Borussen bekamen nochmal Rückenwind und nur vier Minuten nach dem Ausgleich fiel der Führungstreffer. Hofmann behauptete sich links im Strafraum stark, Wendt schoss die Kugel scharf nach innen, wo Herrmann am Fünfmeterraum nur noch den Fuß hinhalten musste. In der Schlussphase behielten die Fohlen die Oberhand - Herrmann vergab in der 87. Minute noch eine Großchance, als er aus 15 Metern zentral frei zum Schuss kam, jedoch nur eine Art Rückgabe in die Arme des Torwarts zustande brachte.
Am Ende steht ein etwas glücklicher 2:1-Testspielerfolg der Borussia. In dieser Formation fehlte es klar an Durchsetzungsvermögen im gegnerischen Strafraum, mehrere Borussen hatten Schwierigkeiten mit der körperlichen Präsenz der Gegenspieler. Mit hohem läuferischen Aufwand wurden zwar mehrfach früh Bälle erobert, doch es wurde kein Kapital daraus geschlagen. Dazu gesellten sich einige individuelle Fehler, die im Pflichtspielmodus Kopf und Kragen kosten könnten. Das gilt auch für die Staffelung in der Rückwärtsbewegung, wenn der Gegner den Ball eroberte - da kam Angers mehrfach zu einfach an und in den Gladbacher Strafraum. Und auch in puncto Standardsituationen muss noch eine Menge aufgearbeitet werden - unzählige Ecken verpufften, was nicht alleine an den Größenvorteilen der Franzosen lag.
Kurzstatistik zum Spiel:
Borussia Mönchengladbach: Sippel – Lainer, Beyer, Jantschke, Wendt – Zakaria, Hofmann - Herrmann, Quizera, Johnson (73. Italiano) – Raffael (73. Thuram)
Tore: 0:1 Kanga (24.), 1:1 Bamba (72./ET), 2:1 Herrmann (76.)
Zuschauer: 2.500 in Straelen
von Marc Basten