André Schubert beorderte in Hannover sehr überraschend Martin Stranzl in die Startelf. Der Routinier übernahm die rechte Position im Zentrum der Viererabwehrkette. Den linken Innenverteidiger gab Håvard Nordtveit, Andreas Christensen rückte dafür ins defensive Mittelfeld in die Rolle des gesperrten Granit Xhaka. Neu in der Anfangself gegenüber der Niederlage in Ingolstadt stand auch Raffael. Für den Brasilianer musste André Hahn weichen.
Tony Jantschke, letzte Woche in der zweiten Halbzeit im Einsatz, stand verletzungsbedingt nicht im Kader. Er hatte sich im Training einen Muskelfaserriss in der linken Leiste zugezogen.
Die Partie begann von Gladbacher Seite sehr verhalten. Hannover agierte wie erwartet recht hoch und versuchte, den Spielaufbau der Gäste früh zu stören. Das gelang relativ gut, weil die Borussen zu vielen langen Schlägen (Sommer) genötigt wurden, die kaum mal zu einer vernünftigen Spielfortsetzung führten.
Gleichwohl kombinierten sich die Gladbacher selten, aber dann durchaus ansehnlich, durch die Reihen des Tabellenletzten. In der Anfangsphase tauchte Wendt nach Dahoud-Zuspiel im Strafraum auf, doch anstatt zu schießen, versuchte er Raffael einzusetzen, was misslang (4.).
Nach knapp einer halben Stunde passte Raffael wunderbar auf Johnson, dessen Flachschuss aus elf Metern halblinker Position von Zieler pariert wurde. Das war die beste Gelegenheit für die Fohlenelf vor dem Seitenwechsel.
Auf der anderen Seite gab es zwei nennenswerte Chancen für die Niedersachsen: Kiyotake knallte das Leder aus spitzem Winkel über das Tor (20.) und der junge Sarenren-Bazee scheiterte mit seinem Schuss freistehend vor dem glänzend reagierenden Yann Sommer (41.).
Borussia wurde vor der Pause den fußballerischen Ansprüchen nicht gerecht und nach dem Seitenwechsel wurde es richtig heftig. Es begann mit einer unglücklichen Aktion, als Dahoud am gegnerischen Sechzehner vom Schiedsrichter ›geblockt‹ wurde und Hannover einen Konter aufziehen konnte. Der wieselflinke Sarenren-Bazee setzte sich gleich zweimal gegen Christensen durch und schließlich ließ Wendt die Hereingabe von der Grundlinie zu. Anton war mitgelaufen, Dahoud kam nicht hinterher und Sommer rutschte der durchaus haltbare Flachschuss aufs kurze Eck durch (49.).
André Schubert reagierte fast postwendend auf den Spielstand und brachte Herrmann und Traoré für Hazard und Dahoud. Damit verbunden waren einige Verschiebungen, Elvedi spielte nun links in der Kette, Johnson rechter Verteidiger, Nordtveit rückte vor. Es wirkte ziemlich unsortiert bei den Borussen und Hannover nutzte das nur vier Minuten später aus.
Karaman drehte sich im Strafraum um Johnson und Stranzl kam mit seiner Grätsche zu spät. Der Lupfer des Hannoveraners klatschte an den Pfosten und Sobiech konnte den Rebound ohne Mühe verwerten, während Elvedi tatenlos zusah (60.).
Unfassbar, aber wahr: Der Tabellenletzte führte nach einer Stunde nicht einmal unverdient mit 2:0. Und obwohl noch einige Zeit zu spielen war, geriet der erste Heimsieg der Niedersachsen seit Ewigkeiten nicht mehr in Gefahr. Die Borussen entwickelten nicht den Hauch von Comeback-Mentalität. Sie bemühten sich allenfalls, doch die Aktionen wirkten chaotisch und hilflos, dass es schon mitleiderregend war.
Immerhin schaffte es Ibo Traoré mit einigen Einzelaktionen, etwas Verwirrung bei den Gastgebern zu stiften. Nach einer Vorbereitung von Traoré wurde ein Stindl-Schuss zur Ecke ›geflippert‹ (65.), Raffael köpfte nach einer Traoré-Freistoßflanke knapp am langen Pfosten vorbei (84.) und in der letzten Minute bugsierte Herrmann eine neuerliche Freistoßflanke von Traoré aus fünf Metern per Kopf neben den Kasten.
Derweil hatte Hannover noch einige Kontergelegenheiten, doch am Ende blieb es beim verdienten 2:0-Erfolg des Tabellenletzten. Borussia Mönchengladbach enttäuschte zum zweiten Mal in Folge bodenlos.
Kurzstatistik zum Spiel:
Hannover 96: Zieler - Sakai, Milosevic, Sané, Albornoz - Anton (88. Hoffmann), Schmiedebach - Sarenren-Bazee (77. Sulejmani), Kiyotake, Karaman - Sobiech (83. Szalai)
Borussia Mönchengladbach: Sommer - Elvedi (83. Hahn), Stranzl, Nordtveit, Wendt - Dahoud (54. Herrmann), Christensen - Hazard (54. Traoré), Johnson - Stindl, Raffael
weiter im Kader: Sippel (ETW), Hinteregger, Korb, Hofmann
Tore: 1:0 Anton (49.), 2:0 Sobiech (60.)
Gelbe Karten: Sané, Schmiedebach
Schiedsrichter: Markus Schmidt (Stuttgart)
Zuschauer: 46.196