Als Arie van Lent an diesem ungemütlichen Märztag 2002 den 1:0-Siegtreffer für Borussia Mönchengladbach beim SC Freiburg erzielte, hätte er wohl auch nicht gedacht, dass sein Tor 18 Jahre später noch immer Gegenstand der Berichterstattung sein würde. Doch Jahr für Jahr, wenn die Fohlenelf die Dienstreise in den Breisgau antritt, wird an diesen Treffer erinnert. Der Grund ist simpel wie erschreckend zugleich: Nach dem Sieg unter Trainer Hans Meyer 2002 unternahm die Borussia in der Bundesliga elf vergebliche Anläufe, in Freiburg zu gewinnen.
Erklärbar ist diese Negativserie nicht. Völlig verschiedene Spielergenerationen haben es versucht, sechs unterschiedliche Trainer standen in der Verantwortung. Ewald Lienen verlor 1:4, Holger Fach holte bei seinem einzigen Versuch beim 1:1 immerhin einen Punkt. Michael Frontzeck unterlag zweimal glatt mit 0:3 und auch Lucien Favre holte in vier Anläufen nur einen mickrigen Zähler - 2014 beim 0:0. Drei Niederlagen (0:1, 0:2, 2:4) musste der Erfolgscoach über sich ergehen lassen. Auch André Schubert (1:3) konnte den Freiburg-Fluch nicht besiegen. Dieter Hecking probierte es zweimal und stand letztlich ebenfalls mit leeren Händen da (0:1 und 1:3).
»Wir haben noch fünf Spieltage vor uns und wissen, um was es geht«
Nun ist also Marco Rose an der Reihe. Dass er Serien beenden kann, hat der 43-Jährige in diesem Jahr bereits bewiesen, als er mit Borussia den ersten Auswärtssieg in der Bundesliga überhaupt beim FC Augsburg einfahren konnte. Die Gelegenheit, in Freiburg endlich wieder dreifach zu punkten, erscheint jedenfalls günstig. Dass dem SC ohne die Zuschauer im Rücken ein wichtiger Baustein im Erfolgskonzept fehlt, ist unbestritten. Seit dem Re-Start warten die Breisgauer auf einen Sieg (2 Remis, 2 Niederlagen), wobei sie die Niederlagen im eigenen Stadion hinnehmen mussten.
Für Marco Rose spielt die krude Gladbacher Vergangenheit in Freiburg keine Rolle. »Nach dem Sieg gegen Union gilt es jetzt nachzulegen«, gibt der Coach die Marschrichtung vor. Alles Gerede um den Zweikampf mit Leverkusen um Platz 4 oder mögliche Szenarien, Leipzig oder Dortmund abzufangen, stellen die Borussen hintenan. »Wir sollten nicht über Tabellenkonstellationen reden, sondern nur darüber, was wir auf den Platz bringen«, sagt Rose. »Wir haben noch fünf Spieltage vor uns und wissen, um was es geht.« Borussia will angreifen, sich dabei aber treu bleiben: »Wir haben immer schon nur auf uns geschaut«, unterstreicht Rose.
Stindl, Elvedi, Bensebaini und Herrmann droht Gelbsperre für München
Daher ist es für den Trainer auch kein Thema, dass der Gegner aus Freiburg nach der englischen Woche zwei Tage mehr Pause hatte als die Fohlenelf nach dem Sonntagsspiel gegen Union. »Wir hatten auch genug Zeit zu regenerieren«, versichert Rose. Nach 72 Stunden seien die entsprechenden Prozesse im Körper abgeschlossen. Von daher wird er auf einen fitten Kader zurückgreifen können, zu dem auch Raffael gehören wird. Der Brasilianer hatte sich vor dem Berlinspiel den Fuß verdreht, konnte aber wieder voll trainieren und wird mit nach Freiburg fahren.
Dagegen kommt für Fabian Johnson, der seit Dienstag wieder im Mannschaftstraining ist, der Trip in den Breisgau noch zu früh. Breel Embolo fehlt weiterhin - Rose bezeichnet die Verletzung des Schweizers als »zäh«. Tony Jantschke, der gegen Berlin eine Gelbsperre absitzen musste, ist wieder dabei. Eine mögliche Sperre droht derweil gleich vier weiteren Borussen - diese würden dann das Topspiel am kommenden Wochenende beim designierten Meister in München verpassen: Lars Stindl, Nico Elvedi, Ramy Bensebaini und Patrick Herrmann stehen aktuell bei vier Gelben Karten.
von Redaktion TORfabrik.de