Spätestens seit dieser Woche ist Tim Kleindienst in Fußball-Deutschland kein Unbekannter mehr. Nach der erstmaligen Nominierung in den Kader der Nationalmannschaft durch Julian Nagelsmann wurde der Debütant in allen Medien ausführlich behandelt und vorgestellt. Aus Gladbacher Sicht konnte man dies durchaus mit Wohlgefallen zur Kenntnis nehmen, schließlich sind positive Schlagzeilen über und um Borussia in den vergangenen Jahren zusehends seltener geworden. Auch und gerade in Bezug auf die deutsche Nationalmannschaft.
Nun ist es also Tim Kleindienst, der die Borussia in der Länderauswahl repräsentiert. Der 29-Jährige wurde erstmals berufen, stand erstmals auf dem Spielberichtsbogen und gleichzeitig in der Startelf - und durfte die kompletten neunzig Minuten durchspielen. Und das nicht in einem belanglosen Freundschaftskick, sondern in einem Pflichtspiel. Auch wenn es in Bosnien-Herzegowina am Freitag ‘nur’ um Punkte in der Nations League ging.
Erster Gladbacher Debütant seit vier Jahren
Fast auf den Tag genau vor vier Jahren debütierte zuletzt ein Spieler von Borussia Mönchengladbach. Damals sogar im Doppelpack - der heutige Leverkusener Jonas Hofmann und der bei Borussia in die zweite Reihe abgetauchte Florian Neuhaus feierten gegen die Türkei ihre Premiere. Hofmann war damals auch ein Spätstarter, aber noch ein Jahr jünger als jetzt Tim Kleindienst. Borussias Mittelstürmer wurde von Julian Nagelsmann als Alternative für den aktuell verletzten Niclas Füllkrug berufen und entsprechend als zentraler Angreifer aufgestellt.
Wirtz, Undav und Gnabry spielten hinter oder neben Kleindienst, der zunächst nur wenig ins Spiel eingebunden war. Er dürfte leichte Gladbach-Vibes empfunden haben, denn auch die Kollegen bei der Borussia tun sich noch schwer, Kleindienst optimal in Szene zu setzen. Angesichts der Qualitäten der Nationalspieler um ihn herum war es allerdings verständlich, dass das Spiel nicht auf Kleindienst ausgerichtet war.
Abseits - Tor von Kleindienst zählt nicht
Als die DFB-Auswahl nach einer zurückhaltenden Anfangsphase gegen euphorische Gastgeber immer besser ins Spiel kam, tauchte auch Kleindienst vermehrt auf. Mit ein paar Ablagen und energischem Nachsetzen sammelte er Pluspunkte, ehe er dann tatsächlich zum Abschluss kam und den Ball zum vermeintlichen 2:0 ins Tor stocherte. Doch die Freude über das Traumdebüt währte nur eine halbe Minute, denn dann meldete sich der VAR. Hauchdünn stand Kleindienst bei seinem Tor im Abseits und so fand der Treffer keine Anerkennung.
Durch zwei Undav-Tore führte Deutschland zur Pause mit 2:0 und im Verlauf der zweiten Halbzeit war Kleindienst dann öfter am Ball. Bei einer guten Chance scheiterte er aus kurzer Distanz am Torwart - Undav verwertete den Rebound. Doch auch dieser Treffer zählte nicht, weil wiederum Kleindienst ganz knapp im Abseits stand. Einen Vorwurf wollte auch Bundestrainer Nagelsmann dem Stürmer später nicht machen - es ging jeweils nur um Zentimeter. Unterschlagen darf man die Abseits-Problematik allerdings auch nicht, denn der Borusse führt die aktuelle Liga-Statistik mit den häufigsten Abseitspositionen an.
Debüt über die volle Distanz
In der Schlussphase, als die Bosnier nach dem Anschlusstreffer aufmachten, gab es einige gute Kontergelegenheiten, bei denen Kleindienst involviert war. Er legte für Debütant Burkardt auf und wurde einmal von Führich übersehen, der nur auf Kleindienst hätte querlegen müssen, anstatt es aus ungünstigem Winkel selbst zu probieren. So blieb der Borusse bei seinem Debüt ohne Torbeteiligung, aber er ging als 2:1-Sieger vom Platz und wird zufrieden zur Kenntnis genommen haben, dass er über die volle Distanz spielen durfte. Enttäuscht hat Tim Kleindienst keinesfalls und es könnte gut sein, dass am Montag in München gegen die Niederlande sein zweites Länderspiel folgen wird.
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