Tsiy William Ndenge ist ein Frühstarter. Mit gerade einmal 16 Jahren machte er sein Abitur. »Mit 17 habe ich dann angefangen, Wirtschaftsinformatik zu studieren. Damals habe ich noch in der U19 gespielt. Die ersten drei Semester liefen auch ganz gut, aber mittlerweile ist es schwieriger geworden«, sagte der heute 19-jährige am Sonntag in der Presserunde im Trainingslager von Rottach-Egern.
Seit diesem Jahr besitzt er einen Profivertrag und muss sein Studium hinten anstellen. Zu allen Vorlesungen zu gehen ist allein schon wegen des Vormittagstrainings nicht möglich. Ein zweites Standbein zu haben ist trotzdem wichtig für ihn. »Ich habe eine Absicherung und kann hinterher einiges damit machen.«
Man könnte meinen, dass ein Profifußballer am Campus Aufsehen erregen könnte, besonders da sich die Hochschule in Mönchengladbach befindet. Doch Ndenge zeigt sich bescheiden. »Ich habe ein paar Leute in der Uni, die wissen, dass ich nicht zu jeder Vorlesung kommen kann, weil ich bei Borussia spiele. Aber eine Berühmtheit bin ich dort nicht«.
Sein Studium will Ndenge nach Möglichkeit abschließen, doch seine fußballerische Karriere spielt eine wichtigere Rolle für ihn. »Der Fußball hat für mich Priorität. Am liebsten würde ich sofort Bundesliga spielen.«
Bisher blieb ihm dieser Traum noch verwehrt. Dies ist unter anderem der starken Konkurrenz auf seiner Lieblingsposition im Zentrum geschuldet. Letzte Saison während der Vorbereitung testete Lucien Favre ihn als Linksverteidiger. Dieser Versuch ging jedoch nach hinten los. »Favre hat mir gesagt, dass ich mehrere Positionen spielen können muss. Als Linksverteidiger habe ich jedoch nicht gerade mein bestes Spiel abgeliefert. Wenn der Trainer aber sagt, dass ich auf dieser Position spielen soll, mache ich das natürlich.«
Frühstarter Ndenge will sich auch als Profi schnell durchsetzen, große Hoffnungen auf einen Stammplatz kann er sich zurzeit wohl trotzdem nicht machen. »Ich habe keine Erwartungen, schaue was kommt und hoffe, dass ich irgendwann mitspielen darf«. Ähnlich sah dies wohl auch Nico Elvedi vor der vergangenen Saison. Dass er sich im Laufe des Jahres zu einem Stammspieler avancieren würde, hätten die wenigsten erwartet. »Zu Beginn haben wir zusammen ein paar Spiele in der U23 gemacht«, sagte Ndenge über seinen Kollegen. »Dann ging es ziemlich schnell bei ihm. Das erhoffe ich mir natürlich auch, aber letztendlich geht jeder seinen eigenen Weg.«