Chris Kramer musste in der Vergangenheit oft einstecken. Zuletzt, als Kollege Jannik Vestergaard den 26-Jährigen im Spiel gegen die Bayern ausknockte. Doch gegen Schalke zeigte er, dass er auch austeilen kann – zumindest als Torjäger. Über seinen zum 1:0 freute sich Kramer sichtlich. »Das war einfach ein ungewohnt gutes Gefühl«, sagte der Mittelfeldmann, der sonst nicht gerade für seine Torgefahr bekannt ist.
Doch das gute Gefühl hielt nicht lange an. Der nicht gegebene Elfmeter sorgte auch bei Kramer für großen Ärger. »Mir wurde gesagt, dass der Videoschiedsrichter nur dann eingreift, wenn es eine hundertprozentige Fehlentscheidung ist«, sagte er. Das angebliche Foul von Wendt an Caligiuri, das der unstrittigen Elfmetersituation vorangegangen war, war für Kramer jedoch kein klares Vergehen. »Das kann ich nicht verstehen«, monierte er. »Weil die Entscheidung gegen uns war, spielen da natürlich auch die Emotionen mit rein, aber diese Aktion war auf keinen Fall eindeutig.«
»Vor allem lag der Zweikampf gefühlte acht Minuten zurück«, sagte er weiter. »Der Videobeweis soll Fairness bringen und die Diskussionen eindämmen, stattdessen diskutieren wir jede Woche ein bisschen mehr.« Trotzdem ist Kramer kein eindeutiger Gegner des Videobeweises. »Die Technik spielt mittlerweile eine große Rolle im Fußball, und das ist auch gut so. Aber es muss auf jeden Fall noch ein Schritt kommen, damit man nicht ewig warten muss und jede Entscheidung diskutiert wird.«
»Ein 2:0 hätte uns sehr gutgetan«
Auch nach dem zurückgenommenen Elfmeter schafften es die Borussen in der Folgezeit nicht, ihre knappe Führung weiter auszubauen. Dabei sah Kramer die eigene Mannschaft als die dominantere an. »Wir standen vielleicht ein bisschen zu tief, gerade in der zweiten Halbzeit. Aber trotzdem haben wir die Schalker so im Zaum gehalten, dass sie sich im letzten Drittel nicht entscheidend durchspielen konnten.«
Dass den Schalkern doch noch der Ausgleich gelang, lag laut Kramer hauptsächlich an den eigenen Fehlern seiner Mannschaft. »Wenn du tief stehst, kann es mal Ecken für den Gegner geben. Da hätten wir den einen oder anderen Meter rausschieben müssen. Und auch unsere eigenen Kontersituationen hätten wir besser ausspielen können. Ein 2:0 hätte uns sehr gutgetan.«
Unter dem Strich kann er sich mit dem Remis aber anfreunden. »Ein Punkt ist besser als kein Punkt. Nach dem Spielverlauf ist es zwar etwas ärgerlich, aber wir können damit leben.«
Für die nächsten zwei Spiele in der englischen Woche hofft Kramer, dass noch ein paar mehr Punkte auf das Konto kommen. Das könnte aufgrund der dünnen Personaldecke jedoch zu einer schweren Aufgabe werden. Kramer, der in der 79. Minute humpelnd den Platz verließ, wird sich jedoch nicht ins Lazarett einreihen. »Ich habe eine Woche gar nichts gemacht, bin noch nicht einmal auf dem Fahrrad gewesen. Das habe ich dann gemerkt. Beide Waden waren zu«, sagte Kramer. Er ist jedoch sicher, dass er für einen Einsatz am Dienstag wieder fit ist.