Um die großen Zahlen im Profifußball ranken sich viele Gerüchte. Das verwundert nicht, denn schließlich werden bei den Millionentransfers nur selten die wahren Zahlen offengelegt - es sei denn, die Klubs müssen aus gesellschaftsrechtlichen Gründen entsprechende Meldungen veröffentlichen. Ansonsten muss man sich mit dem begnügen, was aus diversen Quellen lanciert wird.
Selten ist es so transparent wie bei Hannover 96, wo Präsident Kind schon mal eine Art Standleitung zu den Boulevardmedien legen ließ und quasi in Echtzeit die Wasserstandsmeldungen bei Transferverhandlungen durchgab. So konnte die Öffentlichkeit 2018 aus erster Hand erfahren, dass Borussia Mönchengladbach bereit war, für Stürmer Niclas Füllkrug 15 Millionen zu zahlen.
Die genauen Zahlen sind kaum zu erfahren
Doch meist muss man die Zahlen aus vielen Ecken zusammentragen. Hier und da machen sich Spielerberater wichtig, aber auch aus den jeweiligen Vereinsgremien sickert oftmals etwas durch. Mancher Sportdirektor gibt ›off the record‹ nur zu gerne wohlgesonnenen Journalisten die Summen preis, um sich in ein rechtes Licht zu rücken. Doch natürlich geschieht das im Eigeninteresse, so dass die Zahlen, je nach Nutzen, schon mal kräftig in die eine oder andere Richtung geschönt werden.
Die Recherchen, wie viel Geld denn nun wirklich fließt und welchen Marktwert ein Spieler hat, sind nicht nur sehr mühselig, sondern liefern oftmals nicht mehr als ungefähre Anhaltspunkte. Wie gut, möchte man meinen, dass sich in Deutschland das Portal Transfermarkt.de etabliert hat. Die wohlgepflegte Datenbank enthält fein säuberlich aufgelistet die Marktwerte aller Profispieler - und viele andere nützliche Angaben.
»Ich finde es befremdlich, dass diese Spielerei als Fakt genommen wird«
Nun fragt man sich natürlich, woher die Kollegen von Transfermarkt.de diese detaillierten Informationen haben. Anteilseigner der Firma ist zwar zu 51% der Springer-Konzern, aber das alleine kann ja nicht dafür verantwortlich sein, dass dort die genauen Werte bekannt sind. Es ist also vielmehr davon auszugehen, dass die Marktwerte zwar nicht mit dem Würfel ermittelt, aber anhand gewisser Algorithmen errechnet werden. Das kann manchmal dem wirklichen Wert sehr nahe kommen, bringt manchmal aber auch Summen, die völlig realitätsfern sind.
Für Borussias Sportdirektor Max Eberl ist »das eine Spielerei«. »Fakt ist, dass das hypothetische Zahlen sind, die da genommen werden«, sagte er am Donnerstag im Rahmen der Pressekonferenz im Borussia-Park. Solche Werte, das machte Eberl deutlich, sind keinesfalls als seriös einzuschätzen. Doch dass genau das bei vielen Medien der Fall ist, findet Eberl »bemerkenswert«. Und er wurde noch deutlicher: »Ich finde es befremdlich, dass diese Spielerei als Fakt genommen wird. Das geht für mich völlig am Thema vorbei«. Mit irgendwelchen Marktwert-Tabellen sollte man Eberl also besser nicht kommen ...
von Redaktion TORfabrik.de