Als Mo Dahoud kurz vor dem Pausenpfiff im Borussia-Park die Rote Karte vor sein verdutztes Gesicht gehalten bekam, erinnerten sich die Gladbachfans natürlich an das Spiel in Leipzig im Februar 2020. Damals, kurz vor Corona, wollte Schiedsrichter Tobias Stieler krampfhaft ein Zeichen setzen und stellte Alassane Plea mit Gelb-Rot vom Platz, nachdem dieser nach einer umstrittenen Entscheidung in Richtung des Unparteiischen abgewunken hatte.
Damals sind alle Borussen auf die Barrikaden gegangen, denn die als extrem kleinkariert empfundene Entscheidung von Stieler kostete Gladbach nicht nur den Sieg in Leipzig, sondern wurde später nicht zuletzt von Stieler selbst ad absurdum geführt. Eigentlich wollte der Referee ein Exempel statuieren, doch das interessierte schon am nächsten Wochenende keinen mehr. Denn auf allen Plätzen wurde munter weiter reklamiert und gestikuliert, ohne dass ein Spieler derart sanktioniert wurde, wie ‚Bauern-Opfer‘ Plea.
Es muss eine einheitliche Linie her
Nun hat es also Mo Dahoud erwischt. Die Geste des Ex-Gladbachers in Richtung Schiedsrichter Aytekin war wahrhaftig nicht schlimm und man sieht sie in ähnlicher Form in nahezu jedem Spiel. Natürlich hätte Dahoud geschnallt haben müssen, dass Aytekin auf das Lamentieren der Dortmunder Spieler zuvor schon dünnhäutig reagiert hatte und dass die Zündschnur beim Schiedsrichter angesichts des nickeligen Spiels ziemlich kurz war. Dass sich Dahoud nach dem klaren Foul an Scally über den berechtigten Pfiff so offensichtlich mokierte, war in Anbetracht der Umstände ziemlich blöde. Zumal er ja bereits verwarnt war.
Die zweite Gelbe Karte – und damit in der Konsequenz der Platzverweis – war absolut regelkonform. Gleichzeitig kann man die Dortmunder verstehen, dass sie sich über die Entscheidung von Aytekin mokieren. Im Kontext zu dem, was sonst stillschweigend geduldet wird, war die Bewertung des Schiedsrichters schon sehr kleinlich. Es ist unzweifelhaft richtig, dieses ständige Reklamieren zu unterbinden und Respekt für die Autorität des Schiedsrichters einzufordern und auch durchzusetzen. Nur muss dabei eine einheitliche Linie verfolgt werden. Wer meckert oder abwinkt, wird verwarnt und von sich aus den Schiedsrichter antexten darf nur der Kapitän – eigentlich ist das ziemlich simpel. Der DFB muss es nur klar kommunizieren und die Schiedsrichter anweisen, das auch konsequent umzusetzen.
von Marc Basten