Endlich wieder Zuschauer im Borussia-Park. Es waren nicht viele, sogar weniger als es theoretisch hätten sein können. Aber immerhin 10.383 Borussenanhänger waren gegen Union Berlin vor Ort - selbstverständlich unter Berücksichtigung der Corona-Auflagen.
Für den Verein, aber auch für viele Fans, war der Samstag eine Art Testlauf. Was ist möglich, was ist nötig und was sollte man ändern? Der erste Eindruck war recht positiv. Die Organisation, so war zu sehen und zu hören, hat weitestgehend funktioniert. Die Fans haben sich an die Auflagen gehalten, brav ihren Sitzplatz eingenommen und sind den Anweisungen des Ordnungspersonals nachgekommen.
Jeder muss mit sich selbst ausmachen, ob das ein ›Stadionerlebnis‹ ist
Ob an diesem Samstagnachmittag tatsächlich so etwas wie ein ›Stadionerlebnis‹ aufgekommen ist, wird jeder einzelne Zuschauer mit sich selbst ausmachen müssen. Den einen mag diese abgespeckte ›besser-als-Nichts-Version‹ zufriedengestellt haben, der andere wird beim nächsten Mal doch lieber die Bequemlichkeit einer TV-Übertragung vorziehen.
Bei der Borussia wird man derweil die Eindrücke sammeln und sortieren. Ganz sicher kann noch an der einen oder anderen Stellschraube gedreht werden, gerade wenn man die Zielrichtung verfolgt, künftig noch mehr Zuschauer zuzulassen. Aber auch kurzfristig für das nächste Heimspiel gegen Wolfsburg wird man einschätzen müssen, ob z.B. die strenge Trennung der Sitzplätze auch bei Personen aus einem Haushalt oder die permanente Maskenpflicht während des Spiels notwendig sind.
Alles ist besser als diese unsäglich bedrückenden Geisterspiele
Von der Atmosphäre her hat sich die teilweise Rückkehr der Fans auf alle Fälle gelohnt, auch wenn es wahrhaftig kein Vergleich zu einem vollen Stadion in der ›Vor-Corona-Zeit‹ war. Doch ganz klar gilt: Alles ist besser als diese unsäglich bedrückenden Geisterspiele. Es fühlte sich richtig an, dass mehrere tausend Menschen spielbezogene Reaktionen zeigten, nach gelungenen Grätschen spontan Szenenapplaus spendeten oder sich lautstark über Entscheidungen des Schiedsrichters mokierten.
Doch natürlich war das alles weit entfernt von Normalität. Die Wucht der Masse, die ein volles Stadion entfachen kann, fehlte einfach. Da konnten die tapferen Versuche der Leute, Anfeuerungen und Wechselgesänge zu koordinieren, nichts ändern. So kam während der Partie - auch weil der Spielverlauf nicht wirklich viel hergab - doch immer mal wieder das Gefühl auf, dass das vielleicht ein netter Kick am Samstagnachmittag ist, aber doch kein echtes Bundesligaspiel.
Wer nicht da war, hat nichts verpasst
Es bleibt die Feststellung, dass niemand es bereut haben muss, wenn er all diese Umstände auf sich genommen hat, um endlich mal wieder im Borussia-Park bei einem Spiel dabei zu sein. Gleichzeitig dürfen sich alle, die warum auch immer auf den Stadionbesuch verzichtet haben, sicher sein, dass sie nichts verpasst haben. Der Weg zur Normalität, das wurde einem nochmal klar vor Augen geführt, ist noch verdammt weit.
von Redaktion TORfabrik.de