Ärger über VAR-Eingriff

Wieder und wieder: Die nie endende VAR-Debatte

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Die zweite Gelbe Karte für Tim Kleindienst (Foto: Sven Simon - Imago Images)

Borussia Mönchengladbach gewinnt 4:2 in Bremen. Das Spiel hatte viel zu bieten - leider auch wieder einen unsäglichen VAR-Einsatz. Dazu ein Schiedsrichter, der jegliches Fingerspitzengefühl vermissen ließ.

Das wilde Spiel zwischen Werder und Gladbach bot genügend Stoff für Geschichten, doch erneut rücken VAR und Schiedsrichter mit zweifelhaften Entscheidungen in den Fokus. Der VAR-Wahnsinn dreht sich weiter im Kreis.

Dabei begann es vielversprechend: Schiedsrichter Gerach entschied in der 5. Minute korrekt auf Elfmeter nach Foul an Hack - ohne VAR-Eingriff. Doch noch vor der Ausführung folgte die erste fragwürdige Entscheidung.

Bittere Folgen für Kleindienst

Als Kleindienst und Lynen an der Strafraumgrenze um Position kämpften, schubsten sich beide. Während Kleindienst stehen blieb, warf sich Lynen theatralisch zu Boden. Gerach fiel darauf herein und verwarnte nur Kleindienst - eine Entscheidung, die nur bei gleichzeitiger Bestrafung Lynens Sinn ergeben hätte.

In der Nachspielzeit wurde es fatal: Nach einem kleinen technischen Fehler setzte Kleindienst nach, spielte erst den Ball und traf dann Piepers Fuß. Gerach entschied auf Foul und zeigte auf Drängen der Bremer Gelb - mit bitteren Folgen, da es Kleindiensts zweite Verwarnung bedeutete. So musste er für sein einziges Foul im Spiel, das streng genommen keines war, vom Platz.

Der VAR meldet sich

Ein umsichtigerer Schiedsrichter hätte sich nicht zu dieser Entscheidung drängen lassen. Nun fehlt Kleindienst im Heimspiel gegen Leipzig nach der Länderspielpause. Das fehlende Fingerspitzengefühl des Schiedsrichters war ärgerlich, aber kein Vergleich zum Eingriff des VAR kurz vor der Pause. 

Werder drängte nach dem Anschlusstreffer auf den Ausgleich, Ullrich blockte einen Schuss im Strafraum und lief dann gemeinsam mit dem Bremer Kaboré in Richtung Außenlinie. Dabei drückte Ullrich seinen Kontrahenten sehr plump nieder, sodass der Schiedsrichter folgerichtig auf Freistoß für Werder entschied. So weit, so richtig. Doch dann meldete sich der Kölner Keller.

‘Rockstar’ Schlager: Aus dem Keller ins Rampenlicht

Der VAR an diesem Nachmittag war Daniel Schlager, dem ein gewisser Daniel Farke einmal das Geltungsbedürfnis eines ‘Rockstars’ unterstellt hat und der damit der Wahrheit ziemlich nah gekommen war. Schlager hatte offenbar die Gelegenheit gewittert, aus dem Keller ins Rampenlicht zu treten. Eine der ihm vorliegenden Kameraperspektiven suggerierte ihm die Möglichkeit, dass das Foul von Ullrich womöglich schon im Strafraum, aber zumindest doch auf der Linie erfolgt sein könnte. 

Die der Öffentlichkeit präsentierten Kameraaufnahmen zeigten, dass der entscheidende Kontakt außerhalb des Sechzehners stattfand. So wie es die Dynamik der Situation hergab, so wie es der Schiedsrichter wahrgenommen hatte und ebenso alle Beteiligten. Doch dabei wollte es Schlager nicht belassen. Er interpretierte die ihm exklusiv vorliegenden Bilder als unzweifelhaft eindeutig - das Foulspiel fand demnach klar innerhalb des Strafraums statt und deshalb muss es Elfmeter geben.

Aberwitzig und skandalös

Dies alles war so unwiderlegbar, dass sich der Feldschiedsrichter den Gang zum Monitor ersparen konnte, weil es laut Schlagers Ansicht keinerlei Interpretationsspielraum geben konnte, in welcher Millisekunde der finale und entscheidende Kontakt stattgefunden hat. Das alles ist isoliert betrachtet schon absurd und entspricht nicht mal im Ansatz dem Sinn des VAR. Doch im Kontext der Debatte, in welcher der DFB eigentlich alles dafür tun sollte, um die Akzeptanz und Reputation des VAR zu verbessern, ist diese Vorgehensweise von Daniel Schlager aberwitzig und skandalös.

Es ist unglaublich, mit wie viel Dilettantismus ein grundsätzlich sinnvolles Instrument vom DFB und seinen handelnden Personen wieder und wieder vor die Wand gefahren wird. Das einzig Positive war an diesem Nachmittag für den DFB, dass sich die Situation letztlich als nicht spielentscheidend herausgestellt hat. Dennoch wird die VAR-Debatte niemals enden, wenn es den Verantwortlichen nicht endlich gelingt, klare und einheitliche Vorgaben zu machen, die entsprechend umgesetzt werden. Und Möchtegern-Rockstars sollte man weder auf dem Platz noch im Keller walten lassen.


von Marc Basten

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