Die Partie an der stimmungsvollen Essener Hafenstraße am Freitagabend war das erwartet schwere Pokalspiel für die Fohlenelf. Dieter Hecking hatte die Mannschaft In der vermeintlich stärksten Besetzung aufs Feld geschickt und auf der Doppel-6 dem eher ›konservativen‹ Duo Kramer und Zakaria den Vorzug vor einer offensiveren Variante mit Hofmann oder Bénes gegeben. Das geschah mit Sicherheit auch im Hinblick auf das Derby zum Ligaauftakt.
Die Borussen machten es zu Beginn sehr gut, sie wirkten hochkonzentriert und schafften es, das nötige Tempo in die Aktionen zu bringen. Einziger Schönheitsfehler: die fehlende Präsenz und Konsequenz im gegnerischen Strafraum. Dieses Phänomen ist wahrlich nicht neu und aus der letzten Saison noch wohlbekannt. Es hat sich auch durch die gesamte Vorbereitung gezogen und fand in Essen seine Fortsetzung.
Nach dem dummen Rückstand - herbeigeführt durch eine Kette unzureichender Defensivarbeit - ging das Tempo flöten und es häuften sich die Ungenauigkeiten. Dieter Hecking hob zwar anschließend die Tatsache hervor, dass die Mannschaft »im Tunnel« geblieben sei und sich nicht verrückt machen ließ. Doch der Gegner war, bei allem Respekt, nur ein Viertligist. Man darf getrost davon ausgehen, dass der FC am nächsten Wochenende in vergleichbarer Situation intensiver nachsetzen wird.
Die Sinne müssen in allen Bereichen geschärft bleiben
Borussia steigerte sich zwar nach der Pause deutlich und wurde viel zwingender auf dem Weg zum gegnerischen Tor, doch vollends überzeugen konnte die Mannschaft nicht. Letztlich war es der eigenen Hartnäckigkeit, aber auch dem deutlich abbauenden Gegner geschuldet, dass die Partie gedreht wurde. Der Ausgleich war überragend herausgespielt, die Aktion von Stindl und die Bewegung von Hofmann erstklassig. Doch der Siegtreffer wäre in der Bundesliga auf diese Art wohl kaum gefallen: Traorés Gegenspieler vor der Flanke konnte sich kaum noch auf den Beinen halten und dass Hazard am zweiten Pfosten die Oberhand behielt, war eher glücklich.
Dass die Aufgabe in Essen unangenehm sein würde, war von vorne herein klar. Mental haben die Borussen das Spiel richtig angenommen. Eine mangelhafte Einstellung ist normalerweise dafür verantwortlich, dass ein Bundesligist bei einem klassentieferen Gegner patzt. Von daher gebührt der Mannschaft und dem Trainerteam ein Lob, dass sie sich entsprechend vorbereitet der Herausforderung gestellt haben.
Die Pflichtaufgabe Essen kann abgehakt werden, ohne dass das Spiel für eine großartige Euphorie vor dem Derby sorgen konnte. Doch das ist vielleicht auch ganz gut so. Die Sinne müssen in allen Bereichen geschärft bleiben. Das sollte nach dem Freitagabend an der Hafenstraße gewährleistet sein.