Die ersten Minuten im Stuttgarter Stadion erinnerten fatal an die Herangehensweise, mit der sich die Fohlenelf beim Rückrundenauftakt in Köln präsentierte. Wieder ging es gegen einen verunsicherten Gegner, bei dem die Skepsis hinsichtlich der eigenen Leistungsfähigkeit von Mannschaft über Fans bis unters Stadiondach greifbar war. Und erneut begegneten die Gladbacher dieser Gemengelage mit einer Körpersprache, die allenfalls bei einem dezenten Waldlauf im Anschluss an eine durchzechte Nacht angebracht wäre.
Es ist nicht zu erklären, warum die Borussen die Partie derart schläfrig und zurückhaltend angingen. Die Strafe folgte auf dem Fuße - wobei schon Gentner eine Minute vor Ginczeks Treffer die Gladbacher Behäbigkeit hätte nutzen können. Was folgte, waren die befürchteten Konsequenzen aus den fehlenden Resultaten der letzten Wochen: Die Aktionen wurden noch schwerfälliger, technische Fehler reihten sich aneinander, jeder einzelne Gladbacher kämpfte mit seinen ganz persönlichen Problemen und niemand hatte mehr den Blick für das große Ganze.
Das Bemühen kann man den Borussen erneut nicht absprechen. Doch natürlich entwickelt sich die Sache immer deutlicher zu einem Kopfproblem. Die ausbleibenden Erfolgserlebnisse ziehen die Spieler nachhaltig in den Abwärtsstrudel.
An vielen Stellen wird nun reflexartig eine Trainerdiskussion angezettelt. Das ist zwar deutlich überzogen, doch der grundsätzliche Argwohn, woher auch immer er kommen mag, begleitet Dieter Hecking vom ersten Tag an. Es verwundert daher nicht, dass bei der ersten handfesten Krise gleich die schweren Geschütze aufgefahren werden.
Wobei es natürlich legitim ist, auch die Rolle von Dieter Hecking sachlich zu hinterfragen. In Stuttgart ordnete er die angezogene Handbremse vielleicht nicht an, aber er schickte die Mannschaft mit Sicherheit auch nicht mit dem Auftrag ins Rennen, einem verunsicherten Gegner von Beginn an zu zeigen, was Sache ist. Dass er Grifo zur Pause auswechselte, war mehr als diskussionswürdig, schließlich war der Italiener im ersten Durchgang für die wenigen überraschenden Aktionen verantwortlich.
Die Einwechslung von Drmić für Zakaria folgte just in der Phase, in der sich die Mannschaft den Gegner zurechtlegte. Doch nun mussten gleich mehrere Positionen neu besetzt werden, was dafür sorgte, dass der mühsam aufgenommene Faden wieder verloren ging. Als dann auch noch Bobadilla kam, war es endgültig geschehen hinsichtlich der Raumaufteilung.
Es kommt einiges zusammen in diesen Wochen - vier Niederlagen in fünf Spielen sprechen eine deutliche Sprache. Hatte man sich nach dem Auftritt in Köln zumindest vom Konzept her berappelt, war das Spiel in Stuttgart ein deutlicher Rückfall. Einerseits gilt es jetzt unbedingt, nach außen die Ruhe zu bewahren. Andererseits muss intern die Alarmsirene 24 Stunden auf Hochtouren laufen, um in die Köpfe von Spielern und Trainer zu kommen. Eins ist klar: Spätestens seit Stuttgart hat sich das mit der Wohlfühloase in Gladbach erledigt. Jetzt wirds ungemütlich.