Geld aus Spielerverkäufen zu generieren, ist ein Teil des Konzepts von Borussia Mönchengladbach. Wenn, wie im Falle Vestergaard, ein englischer Mittelklasseklub fast 25 Millionen Euro bietet, muss Borussia zuschlagen. Zumal wenn es wunderbar passt, um den teuren Einkauf von Alassane Plea mit diesem Geld zu deckeln. So ist Borussia in dieser Transferphase immer noch mit einer ausgeglichenen Bilanz unterwegs und hat noch Spielraum, wenn der Markt vollends rotiert.
Doch auch wenn einem bei den ganzen Summen schwindelig wird, darf der sportliche Aspekt des Abgangs von Jannik Vestergaard nicht so einfach übergangen werden. Sicher, der Däne war jetzt nicht der unentbehrliche Kopf der Mannschaft und es bricht nicht sofort eine Welt zusammen, wenn man sich Borussia ohne Vestergaard vorstellt. Andererseits war der 25-Jährige ein wichtiger Bestandteil des Teams, unumstrittener Stammspieler und auf dem guten Weg, gemeinsam mit Matthias Ginter ein (für Bundesligaverhältnisse) erstklassiges Innenverteidiger-Duo zu bilden.
Nimmt man noch die Kopfballstärke bei gegnerischen und eigenen Standards, sowie die beachtlich präzisen weiten Bälle in der Spieleröffnung – die sonst niemand in dieser Form im Repertoire hat - hinzu, so verliert Borussia einen Qualitätsspieler auf einer sehr wesentlichen Position. Nicht zuletzt die Weltmeisterschaft hat gezeigt, dass der Fußball sich immer mehr über ein Defensivbollwerk definiert und physisch starke Innenverteidiger weiter an Bedeutung gewinnen. Eben auch bei eigenen Offensivstandards.
Eine ‚Inhouse-Lösung‘ birgt ein Risiko
Von daher erscheint es schon sehr gewagt, Vestergaard lediglich intern ersetzen zu wollen. Die Variante mit Nico Elvedi ist seit der Verpflichtung von Michael Lang zwar naheliegend, doch bei aller Wertschätzung für Elvedi müssen auch Bedenken angemeldet werden. Selbst wenn Innenverteidiger die ‚gelernte‘ Position des 21-Jährigen ist, so hat er sie im Profibereich noch nicht über einen längeren Zeitraum gespielt. Und auch wenn er als Rechtsverteidiger in der abgelaufenen Saison einen weiteren Entwicklungsschritt gemacht hat und die Zahl seiner ‚Aussetzer‘ reduzieren konnte, bleibt sein Stellungs- und Kopfballspiel eine Achillesferse.
Sicher, auch Tobias Strobl oder Tony Jantschke könnten Innenverteidiger spielen – nominell ist Borussia gewappnet, den Abgang von Vestergaard aufzufangen. Dennoch birgt es ein Risiko, nur auf eine ‚Inhouse-Lösung‘ zu setzen. Vielleicht sollte von dem Budget, was ja bislang noch so gut wie unberührt ist, etwas in einen gestandenen Innenverteidiger investiert werden.
von Marc Basten