Borussia Mönchengladbach schien auf dem richtigen Weg. Die ersten 45 Minuten gegen Leverkusen waren stark, besser hat man die Fohlenelf in dieser Spielzeit noch nicht gesehen. Gladbach war dominant, spielte zügig und teilweise begeisternd nach vorne. Zu bemängeln war die fehlende Kaltschnäuzigkeit im Abschluss, was sich rächen sollte.
Auch wenn der weitere Spielverlauf als ein Musterbeispiel für die alte Weisheit ›Wer vorne seine Chancen nicht nutzt, wird hinten bestraft‹ herhalten kann, ist ein 1:5 damit alleine nicht zu erklären. Borussia hatte nämlich auch keine Antwort auf die Leverkusener Umstellungen. Bailey, zuvor gegen Elvedi abgemeldet, wechselte die Seite und spielte mit Wendt Katz und Maus. Zudem kam Brandt als schneller Mann für den statischen Alario, mit dem wiederum Elvedi große Schwierigkeiten hatte.
Doch auch diese Personalwechsel beim Gegner können nicht dafür herhalten, dass sich Borussia innerhalb von zehn Minuten drei Gegentore auf die gleiche Art und Weise einschenken ließ. Spätestens nach dem Kontertor zum 1:2 hätte man auf die Bremse treten und sich sortieren müssen. Doch statt das Spiel zu beruhigen und über Ballzirkulation wieder Sicherheit zu gewinnen, agierte man regelrecht naiv. Bei weiteren Ballverlusten in der Vorwärtsbewegung waren erneut so viele Gladbacher vor dem Ball, dass Leverkusen ein wahres Konterparadies vorfand.
Dass niemand das Heft in die Hand nahm, um die Ordnung herzustellen, stürzte Borussia ins Verderben. Von der Position her hätten es Zakaria oder Cuisance sein können, doch den beiden Youngstern kann man schwerlich einen Vorwurf machen. Den vergleichsweise erfahrenen Innenverteidigern oder Wendt schon eher. Aber auch Stindl, in der ersten Halbzeit als formidabler Spielmacher oft in zurückgezogener Rolle, hätte sich als Organisator mehr einbringen können.
Vier Kontertore im eigenen Stadion - das geht einfach nicht. Vor allem, weil man mit so einer Klatsche mehr zerstört, als nur den Ertrag einer richtig guten ersten Hälfte. Der Aufschwung nach zuletzt zwei Siegen hat sich erledigt, nach diesem 1:5 ist Borussia Mönchengladbach ein einziges großes Fragezeichen. Das Pokalspiel am Dienstag in Düsseldorf steht plötzlich unter einem ganz anderen Stern, das kommende Bundesligaspiel in Hoffenheim ebenso. Aufgaben, die man eigentlich mit Rückenwind und breiter Brust angehen wollte, werden nach dieser katastrophalen zweiten Halbzeit unvermittelt zu Hochrisikospielen.
So bleibt nur zu hoffen, dass diese fünf Gegentore nach der Pause gegen Leverkusen nur einen sicher geglaubten Heimsieg gekostet und nicht noch viel weiterreichende Folgen haben.