Es bleibt dabei - Borussia kann in Freiburg einfach nicht gewinnen. Dabei war man mit breiter Brust angereist und selbst das Gerede, dass die Fohlenelf in diesem Jahr ein ernsthafter Meisterkandidat sein könnte, wurde sowohl von Trainer als auch Sportdirektor eher halbherzig weggelächelt. Ein wenig gebauchpinselt erschienen sie nach den erfolgreichen letzten Wochen alle bei Borussia.
Spätestens nach der zweiten Halbzeit in Freiburg wissen alle, wie sich der Boden der Tatsachen anfühlt. Dass man nicht immer weiter von Sieg zu Sieg eilen würde, war klar. Doch die Art und Weise, wie die vertraute Niederlage im Schwarzwald zustande kam, ist ein unerwarteter Rückschlag.
Dabei hatte die Mannschaft den Horrorstart mit dem Elfmeter nach zehn Sekunden richtig gut weggesteckt. Die Phase bis zum Ausgleich in der zwanzigsten Minute war stark und tatsächlich einer Spitzenmannschaft würdig. Doch danach wurde es sukzessive weniger, was die Borussen auf den Rasen brachten. Das Tempo ließ nach, die Kombinationen wurden fehlerbehafteter und beim Anlaufen des gegnerischen Aufbauspiels fehlte die Konsequenz.
Unmittelbar nach der Pause sah es so aus, als ob es in die richtige Richtung gehen könnte. Doch dann fingen sich die Borussen das 1:2 und fanden fortan keine Mittel, gegen die fleißigen, aber keineswegs überragenden Freiburger eine Lücke zu finden. Gerade das flüssige und schnelle Kombinationsspiel der letzten Wochen ging den Gladbachern komplett ab.
Die Niederlage ist nicht nur ärgerlich, sie gibt auch ungelöste Rätsel mit in die englische Woche
Alles war sehr behäbig, es gab kaum überraschende Finten oder Ballstafetten mit Tempo über mehrere Stationen. Stattdessen gab es unzählige einfache Ballverluste - vor allem die Vielzahl an technischen Unsauberkeiten bei der Ballverarbeitung waren erschreckend. So verloren die Borussen fast schon traumwandlerisch sicher den Ball, sobald sie zehn Meter weit in die Freiburger Hälfte kamen.
Es machte sich deutlich bemerkbar, dass Plea zur Pause angeschlagen draußen bleiben musste. Mit ihm fehlte der Offensivspieler, der die Bälle festmacht und weiterleitet. Lars Stindl war dazu diesmal nicht in der Lage. So blieben nahezu alle Angriffsversuche unvollständig und endeten zumeist in einer Freiburger Umschaltaktion, die mit viel Mühe und hohem Aufwand verteidigt werden musste. Das machte mürbe und kostete Inspiration und Spritzigkeit für den nächsten Versuch.
Am Ende waren die Angriffsbemühungen fast schon mitleiderregend, das dritte Gegentor war das ›Tüpfelchen auf dem I‹ an einem (mal wieder) frustrierenden Abend in Freiburg. Dass Borussia irgendwann wieder verlieren würde, war klar. Dass es in Freiburg passieren könnte, war angesichts der Vorgeschichte auch nicht komplett unerwartet. Doch die fußballerische Hilflosigkeit in der zweiten Halbzeit kam schon unvermittelt. In dieser Beziehung hatte man Borussia eigentlich weiter fortgeschritten gewähnt. Insoweit war die Niederlage nicht nur ärgerlich, sie gibt auch einige ungelöste Rätsel mit in die englische Woche.
von Marc Basten