Dieter Hecking freute sich nach der Partie natürlich über den Sieg und das Spektakel, das seine Mannschaft da in der zweiten Halbzeit geboten hatte. Gleichzeitig wurmte es ihn etwas, dass die Leistung des ersten Durchgangs bei der Rückbetrachtung untergegangen war.
Hecking sprach, die Elfmetersituation ausgenommen, von einer nahezu perfekten ersten Halbzeit, in der die Mannschaft die Vorgaben umgesetzt hätte. Dazu gehörte demnach, dass man sich auch vor eigenem Publikum zurückzieht und dem Gegner die Initiative überlässt. Nur 34 Prozent Ballbesitz hatten die Borussen vor der Pause, was vor einiger Zeit noch undenkbar gewesen wäre. Doch unter Hecking ist es ein erwünschtes Stilmittel, dem Gegner den Ball und damit auch die Herausforderung zu überlassen, etwas gestalten zu müssen.
Die Borussen verteidigten geschlossen und effektiv und setzten die Nadelstiche nach vorne. Gladbach besiegte Schalke quasi mit der erfolgserprobten Auswärtstaktik der letzten Wochen. Mit dem Unterschied, dass man in der zweiten Halbzeit kurzzeitig ein regelrechtes Offensivfeuerwerk abbrannte und die Gelsenkirchener fast aus dem Stadion schoss.
Die perfekte Mischung bei Borussia
Die Laufleistung von annähernd 125 Kilometer bildete wieder die Basis, genauso wie das kluge und aufmerksame Verteidigen. Und dann wurde gnadenlos das ausgenutzt, was die Schalker anboten. Unter dem Strich war es eine taktisch wie spielerisch äußerst kluge Leistung.
Daneben war dieses 4:2 auch ein Signal für die beiden folgenden Europa-League-Duelle gegen Königsblau. Die Schalker traten die Heimfahrt nicht nur mit einer deutlichen Niederlage im Gepäck an, sondern auch mit großen Fragezeichen im Gesicht. Trotz viel Ballbesitz fand Schalke keine echte Lösung und als Gladbach aufdrehte, offenbarte man teils eklatante Abwehrschwächen. Nur dem bärenstarken Fährmann ist es zu verdanken, dass es bei den vier Gladbacher Treffern geblieben ist.
Die Schalker wissen jetzt, dass die Gladbacher nicht mehr so leicht zu knacken sind wie noch im Hinspiel und dass sie darüber hinaus jederzeit in der Lage sind, ein Offensivfeuerwerk abzubrennen. Diese Mischung macht Borussia derzeit so erfolgreich und gleichzeitig für den Gegner kaum berechenbar. Nicht nur für das Achtelfinale der Europa League war das 4:2 am Samstag ein Ausrufezeichen.