Die Gladbacher Borussen gingen die Partie in Gelsenkirchen mit deutlicher Zurückhaltung an. Defensiv gut stehen und die Schalker ›machen lassen‹, so sah die taktische Grundordnung der Fohlenelf aus. Das ging insoweit auf, als dass sich die Gastgeber vor der Pause keine nennenswerte Torchance erspielen konnten.
Auf der anderen Seite ließ sich Schalke aber auch nicht locken, sondern blieb seinerseits in der Ordnung. Da Borussia einen arg beschränkten Spielaufbau hatte und zudem nicht in die Umschaltaktionen kam, war es ein Neutralisationskampf auf niedrigem Niveau.
Zur Halbzeit reagierte André Schubert und eigentlich waren seine Maßnahmen genau richtig. Er brachte Stindl für mehr Zug nach vorne, konnte Christensen durch die Herausnahme von Vestergaard wieder in die Dreierkette zurückziehen und Kramer rückte von der Stindl-Position, die er über weite Strecken übernommen hatte, wieder zurück in seine gewohnte Rolle.
Die Umstellungen gepaart mit der Aufforderung, mutiger zu spielen, schienen zu greifen. Borussia war in den ersten Minuten nach Wiederanpfiff sehr stark und deckte Schalker Defensivschwächen auf. Es sah so aus, als ob alles in die richtige Richtung laufen würde.
Doch dann folgte dieser ominöse Elfmeterpfiff. Eine umstrittene Entscheidung, die Folgen hatte. Zum einen natürlich, dass Schalke wie die Jungfrau zum Kinde zum Führungstreffer kam. Zum anderen aber, und das war schwerwiegender und letztlich spielentscheidend, verloren die Borussen anschließend den Kopf.
Anstatt nach dem Elfmetertor die aufkeimende Schalker Euphorie durch eine Phase Ballbesitz und Ballzirkulation einzudämmen, preschten sie nach vorne, als seien nur noch wenige Minuten zu spielen, um den Ausgleich zu erzielen.
Die Folge waren Ballverluste und Konterangriffe, welche die Schalker ausnutzten. In diesen Situationen wurde deutlich, dass Königsblau eben doch Qualität auf den Platz bringen kann. Innerhalb von sechs Minuten war eine Partie deutlich verloren, bei der man eigentlich auf dem richtigen Weg war.
Vorwürfe kann man den Borussen eigentlich nur dahingehend machen, dass sie nach dem Elfmetertor zu naiv waren. Und vielleicht die Frage stellen, warum man in der ersten Halbzeit nicht mehr die Initiative ergriffen und Schalke stärker gefordert hat. Die Herangehensweise nach der Pause wäre vom Grundsatz her von Beginn an die Bessere gewesen, um die verunsicherten Schalker zu packen. Aber hinterher ist man immer schlauer. Doch Fakt ist: Den Ruf von den Auswärtsdeppen und dem willkommenen Aufbaugegner haben die Borussen untermauert. Dumm gelaufen.