Es soll Leute geben, die am Mittwochabend darauf gehofft haben, dass Borussia Mönchengladbach in Leipzig ein ähnliches Spektakel veranstalten würde, wie am Samstag gegen Bremen. Das war natürlich eine ziemlich naive Annahme, denn RB Leipzig ist quasi der Gegenentwurf zu den vogelwilden Bremern.
Der mit den Brausemillionen gepimpte ›etwas andere‹ Aufsteiger spielte erwartet diszipliniert und mit den Stilmitteln, die Trainer Ralph Hasenhüttl schon in Ingolstadt fast in Perfektion umsetzen ließ. Aggressivität ohne Ende, Laufbereitschaft im Extrembereich und frühes Anlaufen des Gegners.
Die Borussen wussten, was auf sie zukam und im Gegensatz zum Spiel in Freiburg nahmen sie die Gegebenheiten an. Trotz des äußerst unglücklichen Starts mit dem halben Eigentor und einem ekligen Gegner, der die Gladbacher immer wieder unter Druck setzte und in Bedrängnis brachte. Lange Bälle waren eine Zeit lang das einzige Stilmittel, aber das war legitim. Borussia spielte nicht schön, sondern den Umständen angepasst.
Natürlich wäre es wünschenswert gewesen, wenn die Gladbacher am Ball hier und da etwas besonnener agiert hätten. Doch die giftigen Leipziger haben nicht umsonst kürzlich den BVB entzaubert, der bei RB ohne Torerfolg blieb - bevor er in den kommenden drei Pflichtspielen 17 Treffer erzielte.
Nach der Pause war Borussia tonangebend, ohne dabei zu sehr ins Risiko zu gehen und den im Umschaltspiel so starken ›Bullen‹ die Möglichkeit zum entscheidenden Konter zu geben. Es war lobenswert, wie die Gladbacher die Zweikämpfe annahmen, Leipzig wusste sich mehr und mehr nur noch mit Fouls zu helfen. Der Ausgleich war hochverdient und in seiner Entstehung wie gemalt für dieses Spiel. Ein langer Ball, eine tolle Ballbehauptung von Hazard, ein blitzgescheites Zuspiel von Stindl und ein überlegter Abschluss von Johnson.
Borussia hat sich in Leipzig den Umständen angepasst und die Herausforderung angenommen. Das war auswärts mehrfach nicht der Fall, als man eher mit der feinen Klinge zum Erfolg kommen wollte und sich von rustikalen Gegnern den Schneid abkaufen ließ. In Leipzig hat die Mannschaft diesbezüglich einen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Auch wenn der ›nur‹ einen Punkt gebracht hat.