Was war das denn für ein kurioses Spiel in Berlin? Kaum hatte man sich im zugigen Olympiastadion eingerichtet und die Akteure auf dem Platz zugeordnet, kam man aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Mit etwas Glück (Zakaria für Stindl), der Unterstützung des Videoassistenten (Handelfmeter) und einem 28-Meter-Traumtor von Raffael leuchtete nach nur zwanzig Minuten ein 3:0 für die Fohlenelf auf der Anzeigetafel. Unglaublich, aber wahr.
Eigentlich war die Sache da schon gelaufen, aber Borussia ist halt Borussia. Und so wurde die Angelegenheit nochmals richtig kribbelig, weil sich die Gladbacher selbst in die Bredouille brachten. Ab der 25. Minute ließ es die Mannschaft eine Spur zu locker angehen und prompt holte man die Berliner zurück ins Spiel. Fast so unglaublich wie die drei Borussen-Tore in den ersten zwanzig Minuten war die fahrlässige Verteidigung, die allein Ibisevic vier 100%ige Chancen ermöglichte. Weil der Bosnier (übrigens auch im gesetzten Alter immer noch einer der unfairsten Spieler der Liga) aber nur eine nutzte, ging es zumindest noch mit einem Zwei-Tore-Vorsprung in die Pause.
Dort wurden die richtigen Schlüsse gezogen. Einsatz und Körpersprache waren nach dem Seitenwechsel ganz anders und entsprachen nun einer Mannschaft, die tatsächlich gewillt ist, einen Auswärtssieg einzufahren. Die Außenbahnen waren wieder dicht, man ließ die Berliner nicht mehr so simpel an und in den Strafraum kommen wie zuvor. Und selbst spielte man wieder Fußball - mit richtig ansehnlichen Kombinationen ging es zügig in die gegnerische Hälfte.
Dort fehlte allerdings der letzte Pass, so dass es keine vorzeitige Entscheidung gab. Als Weiser im Anschluss an eine Freistoßflanke zum 2:3 traf, wurde es nochmal richtig spannend. Dass Dieter Hecking den bereits unmittelbar vor dem Gegentor angezeigten Wechsel von Johnson zu Herrmann dennoch vollzog, überraschte im ersten Moment. Nur noch ein Tor Vorsprung, noch zwanzig Minuten zu spielen und der defensiv stärkere Johnson wird durch den offensiven Herrmann ersetzt?
Dieser durchaus mutige Wechsel sollte sich letztlich als spielentscheidender Schachzug erweisen. Hazard rückte auf die linke Seite, Herrmann machte über rechts Betrieb und zog Elvedi mit sich. Beide waren ursächlich daran beteiligt, dass die Herthaner hinten beschäftigt waren, anstatt vorne auf den Ausgleich zu drängen. Nicht von ungefähr leitete Herrmann mit seinem Zuspiel auf Raffael die endgültige Entscheidung ein.
Die Borussen behielten auch in der selbst verschuldeten Drucksituation den Kopf oben und freuten sich letztlich zurecht über einen verdienten Sieg im Olympiastadion. Nun können die Bayern kommen.