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DAZN - Ganz weit weg, statt mittendrin

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Born und Bigalke: Irgendwo, aber nicht im Ruhrstadion (Screenshot: DAZN.com)

Der Streamingdienst DAZN gibt viel Geld für Übertragungsrechte an der Bundesliga aus, doch die Präsentation des vermeintlichen ‘Premium-Produkts’ erfolgt auf bescheidenem Niveau. Das wurde beim Spiel in Bochum gegen Gladbach besonders deutlich.

Als DAZN vor ein paar Jahren als leicht nerdiger Dienst antrat, der Fußball und anderen Sport aus aller Herren Länder quasi rund um die Uhr für relativ kleines Geld streamt, war die Begeisterung groß. Gerade im Vergleich zu Sky, wo Geplapper, Show und endlose Werbeblöcke das eigentliche Spiel längst zu einer oftmals lästigen Randerscheinung haben verkommen lassen, wirkte diese simple Fokussierung bei DAZN regelrecht befreiend. Stream an, Spiel schauen, Stream aus.

Doch das Geschäftsmodell von DAZN und seinen Investoren war nicht darauf ausgerichtet, ein paar Sport-Freaks glücklich zu machen, sondern wie immer ging es ums große Geld. DAZN erwarb Exklusivrechte für die nationalen Ligen und überträgt nun auch Champions-League. Um diese Rechtepakete auch nur annähernd zu refinanzieren, wurden und werden die Preise extrem angehoben. Der geneigte Fan in Deutschland kann also nicht mehr für einen Zehner internationalen Fußball streamen, sondern wird genötigt, neben einem überteuerten Sky-Abo auch noch ein fast ebenso teures Abo bei DAZN abzuschließen, um die Spiele seines Vereins verfolgen zu können.

Bundesliga auf DAZN wie ‘Sky für Arme’

DAZN verlangt Premium-Preise für ein vermeintliches Premium-Produkt. Ärgerlich nur, dass sie dieses Produkt nicht so präsentieren. In den Anfangsjahren war diese hemdsärmelige Darbietung wie aus dem chaotischen Wohnzimmer einer Studenten-WG noch kultig und angesichts des moderaten Preises verzieh man technische Probleme und sah großzügig über manchen Fauxpas in der Riege der jungen Kommentatoren hinweg. Doch seit DAZN im Konzert der Großen mitspielen will und sich das entsprechend bezahlen lässt, geht nicht nur der einstige Charme des Senders verloren.

Tatsächlich kommen die Bundesligaübertragungen bei DAZN wie ‘Sky für Arme’ rüber. Nicht falsch verstehen - kein Mensch braucht einen Tisch am Spielfeldrand, wo ein Anchorman und ein ehemaliger Weltfußballer die Boulevardthemen wiederkäuen und in ihren ‘Analysen’ nur das Offensichtlichste des Offensichtlichen präsentieren. Aber mit so einem Aufwand und Engagement auf Sparflamme, mit dem DAZN zum Beispiel am Freitagabend die Bundesligapartie Bochum gegen Gladbach abwickeln wollte, wird man den Exklusivrechten, für die man den Abonnenten kräftig zur Kasse bittet, nicht gerecht.

Im Kämmerlein, statt vor Ort im Ruhrstadion

Vor Ort hatte DAZN lediglich einen Field-Reporter, den die Situation im Verlauf des Abends sichtlich überforderte. Derweil saßen der frühere Sky-Kommentator Michael Born und der so genannte ‘Experte’ Sascha Bigalke im Studio vor ihren Bildschirmen und beschrieben mit mehr oder weniger blumigen Worten, was sich da im Bochumer Ruhrstadion abspielte - bzw. das, was sie auf ihren Bildschirmen zu sehen bekamen. Born quatschte dabei - wie schon zu Sky-Zeiten - sehr viel und neigt weiterhin dazu, aus einer Mücke einen Elefanten zu machen und dann ewig darauf rumzukauen. Und was Bigalke beisteuerte, war nicht nur belanglos, sondern an mancher Stelle sachlich schlichtweg falsch.

Es ist nicht erwiesen, dass die beiden eine qualitativ bessere Arbeit abgeliefert hätten, wenn sie nicht in ihrem Kämmerlein, sondern vor Ort im Ruhrstadion gewesen wären. Allerdings wird jeder Fußballkommentator bestätigen, dass man das Geschehen sehr viel besser beurteilen kann, wenn man das Spiel im Stadion live verfolgt. Die Bildschirme dienen dann zur Unterstützung und Ergänzung des eigenen unmittelbaren Eindrucks - und nicht als einzige Quelle. Dass die Kommentatoren bei der Sky-Konferenz in ihren Boxen vor dem TV sitzen oder von DAZN Spiele aus ausländischen Ligen nicht vor Ort begleitet werden, ist nachvollziehbar. Aber der (eine Menge Geld) zahlende Kunde darf schon erwarten, dass die exklusive Übertragung eines Live-Spiels in der Bundesliga etwas mehr verdient, als zwei schwatzende Kommentatoren, die irgendwo vor ihren digitalen Endgeräten sitzen.

Der Field-Reporter wirkte komplett überfordert und alleingelassen

Dass Präsenz vor Ort nicht nur die fachliche Qualität des Kommentars erhöht, sondern auch darüber hinaus nicht unwichtig ist, zeigte sich am Freitagabend in Bochum. Nach der Spielunterbrechung - und bei den späteren Interviews - wirkte der Field-Reporter komplett überfordert und alleingelassen. Born und Kollegen saßen derweil im Studio ähnlich abgeschnitten von jeglichen Informationen, wie der Zuschauer daheim. Es war regelrecht putzig, wie Born damit punkten wollte, dass er - natürlich vergeblich - die Nummer des Vierten Offiziellen gewählt hätte.

Auch wenn im Studio grundsätzlich nichts falsch gemacht wurde, hätte man die Zuschauer mit Personal vor Ort - bei Sky laufen an einem Spieltag sehr viele Menschen im Innenraum herum, die alles koordinieren - deutlich besser informieren können. Der Blindflug für alle wurde erst dann beendet, als der Stadionsprecher seine Durchsage machte, wonach das Spiel offiziell abgebrochen sei. Gewiss, wegen der gewollten eingeschränkten Kommentatorensicht und der fehlenden Präsenz im Stadion muss man nicht gleich ‘Skandal’ schreien. Aber es hat sich an diesem Abend sehr deutlich gezeigt, dass man mit DAZN ganz schön weit weg, statt mittendrin ist.

 


von Marc Basten

 

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