Nachdreher aus dem Weserstadion

Comeback nach Kontrollverlust - Untypisch Borussia

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Freude nach dem Abpfiff in Bremen bei Ko Itakura über den nächsten Auswärtssieg (Foto: Joern Pollex - Getty Images)

Borussia Mönchengladbach setzt die Siegesserie in fremden Stadien fort. Das 4:2 bei Werder Bremen war der vierte Auswärtssieg in Folge. In einem Spiel, dessen Verlauf untypisch für Borussia war.

Es war ein mehr als unterhaltsamer Nachmittag im Bremer Weserstadion. Das lag nicht an der fußballerischen Klasse beider Mannschaften, sondern vielmehr an einer besonderen Dramaturgie, welche auch durch Fehler auf beiden Seiten befeuert wurde. Schon die Auftaktphase hatte es in sich, als Bremens Routinier Veljkovic ein ziemlich dummes Foul an Hack beging und Plea damit die Möglichkeit eröffnete, per Elfmeter für die Gladbacher Führung zu sorgen. 

Werder hatte danach sichtlich Probleme in die Spur zu finden, und die Borussen hatten vieles unter Kontrolle, aber längst nicht alles im Griff. Dennoch glückte den Fohlen nach 28 Minuten das 2:0. Dieser Angriff war im Ansatz ausgezeichnet, schien dann durch die an diesem Tag reichlich vorhandenen technischen Unsauberkeiten verschludert zu werden, ehe Plea letztlich unter Mithilfe des Bremer Keepers doch noch traf. 

Kontrollverlust zum Ende der ersten Halbzeit

Die Borussen führten vermeintlich komfortabel und die Bremer suchten weiterhin einen richtigen Zugang zum Spiel. Mit dieser Konstellation hatten die Gladbacher so ihre Schwierigkeiten. Den eigenen Offensivaktionen fehlte es an Klarheit und die Nachlässigkeiten häuften sich. So wie bei Robin Hack, der einen Gurkenpass im Aufbau spielte. Lobenswerterweise wollte Hack seinen Fehler ausbügeln, beging dabei jedoch ein Foul, das Bremen einen Freistoß in bester Lage einbrachte. Weil Omlin die Mauer nicht gut stellte und sich Weigl als äußerster Mann der Mauer auch noch ein wenig wegdrehte, konnte Schmid den Ball zum Anschlusstreffer ins Tor zirkeln. 

Kurz darauf vergab Agu die Mega-Chance zum Ausgleich, ehe dieser nach dem aberwitzigen VAR-Einsatz (Wieder und wieder: Die nie endende VAR-Debatte) doch noch vor der Pause fiel. Ausgangspunkt der Farce war ein Ballverlust von Scally, dann blockte Ullrich im Strafraum einen Schuss, ehe er beim Sprint Richtung Außenlinie seinen Gegenspieler plump wegdrückte, was der VAR als ein Foul innerhalb des Sechzehners verortete. Silva verwandelte den Elfmeter souverän und Borussia hatte nicht nur den schönen Vorsprung verspielt, sondern Bremen auch noch zurück ins Spiel geholt. 

Borussia holt sich das Momentum zurück

Bei Wiederanpfiff lag das Momentum also aufseiten der Gastgeber. Zumal die Borussen in dieser Saison auffällig oft in der ersten Viertelstunde nach Wiederanpfiff Probleme haben, war eigentlich klar, was nun passieren würde. Ein Bremer Sturmlauf, eine sich unzureichend wehrende Borussia und am Ende allseits lange Gesichter, während das Nebelhorn inklusive der Tormusik “I’m Gonna Be (500 Miles)” mehrfach zum Einsatz gekommen war. 

Doch es kam anders und das war so gar nicht “typisch Borussia”. Ballkontrolle zu Beginn, ein guter Pass von Weigl auf Hack und der spielte mal eben aus dem Fußgelenk einen perfekten direkten Steilpass. Plea war mit dem richtigen Timing gestartet, hielt das Tempo hoch und behielt vor dem Bremer Torwart kühlen Kopf. Nach 47 Minuten lagen die Fohlen erneut in Führung und hatten das Momentum wieder auf ihrer Seite. 

Omlins Auswechslung sorgte nicht für Unruhe

Obwohl Werder schneller als in der ersten Halbzeit Spielanteile gewinnen konnte, leisteten sich die Borussen nunmehr keinen neuerlichen Kontrollverlust. Das lag zwar auch an einer gewissen Eindimensionalität der Bremer Angriffsversuche, aber auch am gewachsenen Selbstverständnis der Gladbacher, nicht frühzeitig den Kopf zu verlieren. Auch die verletzungsbedingte Auswechslung von Jonas Omlin sorgte nicht für Unruhe - im Gegenteil. Man hatte sogar das Gefühl, als ob die Feldspieler noch konzentrierter verteidigen würden, um Tiago Pereira Cardoso zu schützen. Tatsächlich bekam der Youngster keinen einzigen Ball auf sein Tor. 

Das hatte auch damit zu tun, dass die Borussen den Bremern in der 81. Minute den Stecker zogen und damit einer zu erwartenden heißen Schlussphase entgingen. Bezeichnend, dass mit Plea der Mann des Tages das Tor von Kleindienst vorbereitete - der Nationalspieler erzielte seinen 15. Saisontreffer in typischer Mittelstürmermanier. Dass Kleindienst im nächsten Heimspiel gegen Leipzig aufgrund der unnötigen Gelb-Roten Karte nicht nachlegen kann, war neben der neuerlichen Verletzung von Omlin der zweite Dämpfer einer ansonsten erfolgreichen Dienstreise an die Weser. 

40 Punkte - Klassenerhalt ist fix

Am Ende konnten sich die Borussen als verdienter Sieger von den Fans im Weserstadion feiern lassen. Mit nunmehr 40 Punkten ist nicht nur der Klassenerhalt fix, sondern es eröffnen sich alle Möglichkeiten, im Rennen um die internationalen Plätze dabei zu bleiben. Der vierte Auswärtssieg in Folge, die Aussicht auf die Rückkehr von Rocco Reitz (bereits mit Kurzeinsatz in Bremen) und Franck Honorat stimmen zuversichtlich, auch wenn der Ausfall von Kleindienst gegen Leipzig schmerzt und das Torwartthema weiter Sorgen bereitet. In die erste Länderspielpause des Jahres 2025 können sich die Borussen jedenfalls mit ordentlich Rückenwind verabschieden. 


von Marc Basten

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