Einwurf zum Rückzug von Stephan Schippers

Borussia verliert mit Stephan Schippers eine bedeutende Konstante

Created by Einwurf zum Rückzug von Stephan Schippers

Stephan Schippers im Trainingslager im Gespräch mit Ex-Borusse Uli Borowka (Foto: Norbert Jansen - Fohlenfoto)

Die Nachricht über den Rückzug von Finanz-Geschäftsführer Stephan Schippers kam mehr als nur überraschend. Dass man diese einschneidende Personalsituation komplett aus der Öffentlichkeit heraushalten konnte, spricht für die handelnden Personen. Klar ist aber auch, dass Borussia mit Schippers eine bedeutende Konstante verliert.

In der vergangenen Woche weilte Stephan Schippers gemeinsam mit den ‘Offiziellen’ von Borussia Mönchengladbach im Trainingslager am Tegernsee. So wie er es jedes Jahr gemacht hat. Nichts deutete darauf hin, dass Schippers sich kurz vor seinem 57. Geburtstag in den Vorruhestand verabschieden würde - nach 25 Jahren bei Borussia. 

Die Nachricht überraschte am Mittwoch selbst Insider, was bemerkenswert ist. Es zeigt, dass in Borussias Führungsriege Dinge intern behandelt werden können und das darf getrost als positives Zeichen gewertet werden. Der Inhalt der Nachricht ist allerdings weniger positiv, denn Borussia verliert mit Schippers eine bedeutende Figur. Als ‘Herr der Zahlen’ hat Schippers in seinen 25 Jahren dafür gesorgt, dass in Mönchengladbach in wirtschaftlichen Dingen alles geordnet gelaufen ist und man nie auch nur in die Nähe des branchenüblichen finanziellen Harakiri geriet. 

Vom Erbsenzähler zum starken Mann im Borussia-Park

Er hat die Borussia des neuen Jahrtausends mitgeprägt und war federführend dabei, als aus einem Verein, der am Rande der Insolvenz taumelte, ein modernes und gesundes Fußballunternehmen wurde. Besonders in den ‘Nuller-Jahren’ regierte Schippers im Tagesgeschäft mit eiserner Hand. Der Spruch, dass man bei Borussia jeden Cent umdrehen müsse, wurde von Schippers vorgelebt. Das bekamen auch und vor allem die Mitarbeiter des damals noch recht überschaubaren Verwaltungsapparates zu spüren, die Schippers hinter vorgehaltener Hand gerne mal als Erbsenzähler bezeichneten. 

Auch später, als das Unternehmen Borussia Mönchengladbach immer größer wurde und die Anzahl der Mitarbeiter in diversen Abteilungen förmlich explodierte, blieb Schippers seiner Linie treu - wenn auch nicht mehr ganz so streng wie in den Anfangsjahren. Doch als absoluter Vertrauensmann von Präsident Rolf Königs hatte Schippers nicht nur den Titel des Geschäftsführers inne, sondern war abseits des sportlichen Tagesgeschäfts auch ganz klar der starke Mann im Borussia-Park. 

Kein Zoff hinter den Kulissen

Hervorzuheben ist, dass Schippers sich nie in den Vordergrund gedrängt oder sich öffentlich als der große Zampano aufgespielt hat. Er hat die Fäden in der Hand gehalten, oft intern das letzte Wort gehabt, aber, wie langjährige Begleiter bestätigen, stets das Interesse der Borussia über alles gestellt. Dass Schippers in 25 Jahren auch Fehlentscheidungen getroffen oder Situationen unterschätzt hat, ist logisch. Nicht zuletzt die sich anbahnende Krise mit Max Eberl hätte er als enger Vertrauter und Geschäftsführerkollege möglicherweise früher entschärfen können. Doch unter dem Strich hat Stephan Schippers für Borussia in all den Jahren verdammt viel richtig gemacht. 

Und gerade deshalb ist sein freiwilliger Rückzug zu diesem Zeitpunkt keine gute Nachricht. Egal, wer der Nachfolger sein wird und bei allem Verständnis für die persönliche Entscheidung von Schippers. Im Interview mit der Rheinischen Post und dem Kicker bestätigte er, dass es keine Machtstreitigkeiten gewesen seien, die zu seinem Entschluss geführt haben. »Hätte es Zoff hinter den Kulissen gegeben, hätten sich jetzt andere verabschiedet. Glauben Sie mir, da saß ich doch schon fest genug im Sattel. Und nein, es stecken auch keine gesundheitlichen Gründe dahinter – zum Glück nicht. Ich wollte einfach selbst bestimmen, wann Schluss ist. Und jetzt ist die Zeit reif für den Abschied.«

Stephan Schippers verdient Respekt

Stephan Schippers verdient Respekt - für seine langjährige Arbeit für und im Sinne der Borussia und auch für seinen Entschluss, den für ihn richtigen Zeitpunkt für einen Schlussstrich zu wählen. Sein Abschied bedeutet - unabhängig von seinem Nachfolger - eine Zäsur und es ist zu hoffen, dass die künftigen Entscheidungsträger weiterhin eine ähnliche Vernunft walten lassen, wie sie Schippers stets vorgelebt hat. Gleichzeitig sorgt dieser Abschied auch für die Chance, frischen Wind ‘in den Laden’ zu bringen und die nach 25 Jahren an der einen oder anderen Stelle unweigerlich aufgetretenen Abnutzungserscheinungen auszumerzen. Ohne dabei die Grundsätze zu missachten, die Stephan Schippers zum Wohl der Borussia implementiert hat. 

 


von Marc Basten
Copyright © 2000- 2024 TORfabrik.de [Marc Basten] Nachdruck und Weiterverbreitung,
auch auszugsweise, nur mit Genehmigung.

TORfabrik.de ist ein offiziell eingetragenes Magazin bei der
Deutschen Nationalbibliothek (ISSN 1610 - 4919)
Herausgegeben von Marc Basten, Altenkleusheimer Str. 12, 57462 Olpe

Unterstützt durch unseren Sponsor & Partner: tops.net GmbH & Co. KG