Das unschöne abrupte Ende des Bundesligaspiels in Bochum bestimmte natürlich die Rückbetrachtung auf diese Partie. Es ist ein Unding, dass irgendein Bekloppter einen vollen Getränkebecher gezielt auf den Linienrichter wirft - da gibt es keine zwei Meinungen. Genauso war es unnötig, dass an mancher Stelle der Empörungslevel in gigantische Höhen schnellte. Dass es bei einem Bierbecherwurf Assoziationen zum Angriffskrieg der Russen auf die Ukraine gab, war gewiss nicht angemessen.
Wichtig ist, dass der Linienrichter nicht schlimmer verletzt wurde und natürlich gab es keine andere Alternative, als die Partie abzubrechen. Der VfL Bochum wird die Konsequenzen zu tragen haben, was letztlich die Gladbacher Borussia nicht mehr tangieren muss. Die Borussen bekommen drei Punkte zugesprochen, die ihnen auch nach den sportlichen Leistungen zustehen. Insoweit bleibt aus Gladbacher Sicht auch kein Geschmäckle angesichts des Auswärtssiegs. Wobei natürlich niemand weiß, ob sich das Ergebnis in den verbleibenden zwanzig Minuten nicht doch noch - möglicherweise grundlegend - geändert hätte.
Gekämpft und gemeinschaftlich verteidigt
Gleichwohl war der Sieg in Bochum für die Borussia ein Meilenstein im Abstiegskampf, wofür man der Mannschaft ehrlichen Respekt zollen muss. Natürlich nicht wegen der fußballerischen Glanzleistung, denn eine solche war es gewiss nicht. Mit den Ansprüchen, die man in Mönchengladbach lange Zeit an sich selbst stellte, hatte dieses Kick and Rush wenig zu tun. Doch im Abstiegskampf - und in dem befindet sich die Borussia immer noch - geht es nur darum, sich zu wehren und irgendwie die Punkte einzufahren. Und genau das haben die Borussen in Bochum gemacht.
Man hat sich von der aufgeheizten Atmosphäre und der physischen Herangehensweise der Gastgeber nicht verschrecken lassen. Auch ließ man sich nicht von den hinterhältigen Aktionen eines Sebastian Polter provozieren. Die Borussen haben stabil dagegengehalten und den Bochumern die Stirn geboten. Sie haben gekämpft und - ganz wichtig - gemeinschaftlich verteidigt. Und dann haben sie es verstanden, im richtigen Moment ihre individuelle Qualität auszuspielen.
Noch ist Borussia nicht über den Berg
Wie wichtig die beiden Siege in den letzten zwei Spielen waren, zeigt der Blick auf die Tabelle. Das macht auch im Nachhinein nochmal sehr deutlich, wie prekär die Situation vor dem Hertha-Spiel war. Gleichzeitig muss jedem klar sein, dass Borussia noch nicht über den Berg ist. Man hat die Ausgangslage deutlich verbessert, aber es braucht noch weitere Auftritte mit einer solchen mentalen und körperlichen Widerstandskraft wie in Bochum. Die Länderspielpause kann zum Luftholen genutzt werden, aber zurücklehnen und den Fuß vom Gas nehmen, darf keine Option sein.