Wer am Sonntag in den Borussia-Park gekommen war und von der Gladbacher Borussia eine unmittelbare Reaktion auf die 0:4-Pleite vom Donnerstag gegen Wolfsberg erwartet hatte, sah sich getäuscht. Im Gegenteil – die Mannschaft begann genauso verhalten und irritierend passiv wie gegen die Österreicher. Und da die Fortuna ähnlich forsch attackierte wie der WAC, war der Führungstreffer fast schon logisch. Dass es auch noch ein ¾-Standardgegentor war, passte ins Bild.
Die Borussen waren von der Rolle. Zwar agierten sie nicht mit der Überheblichkeit wie zu Beginn am Donnerstag, aber sie wirkten verunsichert und gewisserweise planlos. Die frühe Umstellung auf ein 4-3-3 änderte daran nichts. Erst als sich die Düsseldorfer nach und nach zurückzogen, bekamen die Borussen etwas Zugriff aufs Geschehen. Spielerisch war es aber nahe der Schmerzgrenze, was die Gladbacher im ersten Durchgang auf den Platz brachten. Zwei, drei Einzelaktionen bildeten die Ausnahme, aber ein strukturiertes Kombinationsspiel war nicht zu sehen.
Eine moralische Energieleistung als Aufhänger für die weitere Entwicklung
Dass sich das Bild nach dem Seitenwechsel änderte, hatte zwei Gründe. Zum einen war da die zu lobende Moral der Borussen, die sich quasi am eigenen Schopf aus dem Sumpf zogen. Auch wenn fußballerisch weiterhin so einiges schief lief, behielten sie den Kopf oben und versuchten es immer wieder. Zum anderen war da der Gegner aus Düsseldorf, der sich zu früh aufs Verteidigen des knappen Vorsprungs beschränkte und es verpasste, Nadelstiche zu setzen und aus der immer noch latent vorhandenen Verunsicherung der Gladbacher Kapital zu schlagen.
So konnten die Borussen am Ende das Spiel drehen, was aufgrund des Engagements und des Willens nicht unverdient war. Die Wichtigkeit des Siegs zeigte sich unter anderen an Marco Rose, der nach dem Schlusspfiff wie losgelöst jubelnd auf den Platz stürmte. Noch zur Pause drohten die Borussen in ein tiefes Loch zu fallen, was quasi die bisherige Arbeit unter Rose auf Null gestellt hätte. So aber kann man diese moralische Energieleistung gegen die Fortuna als Aufhänger nehmen, um gemeinsam weiter an der Entwicklung zu arbeiten. Dass da auf allen Ebenen noch ganz viel zu tun ist, hat man am Sonntag deutlich vor Augen geführt bekommen. Zum Glück mit einem Happy-End.
von Marc Basten