Eigentlich hatte Werder Bremen in dieser Saison das Image einer ‚grauen Maus‘, die am Ende irgendwo im Niemandsland der Tabelle landen würde. Defensiv präsentierte sich Werder lange Zeit stabiler als in den Vorjahren, was allerdings klar auf Kosten der Offensive ging. Bremen war auch in den schlechten Jahren zuletzt ein Synonym für leicht chaotischen, aber doch ansehnlichen Offensivfußball. In dieser Saison wurde der Fußball zusehends unattraktiver, aber der Zweck schien die Mittel zu heiligen.
Doch im letzten Drittel der Saison geriet Werder gewaltig ins Taumeln. Zunächst nahm man die Gefahr nicht richtig wahr, denn der Abstand zu den Abstiegsplätzen war groß. Doch Stück für Stück verschlimmerte sich die Situation am Osterdeich und die Sache bekam eine brandgefährliche Dynamik. Die Niederlage am letzten Spieltag in Augsburg führte zum Abrutschen auf den Relegationsplatz und am letzten Spieltag droht sogar der direkte Abstieg.
Thomas Schaaf auf Rettungsmission
Lange Zeit hatten die Verantwortlichen bei Werder Trainer Florian Kohfeldt die Treue gehalten, doch nachdem sich die Situation immer weiter zuspitzte, zogen sie einen Spieltag vor Saisonende doch noch die Reißleine. Das ist natürlich eine reine Panikreaktion, um nicht komplett tatenlos in den Abgrund zu rasen. Immerhin konnte man für die Rettungsmission mit Thomas Schaaf ein echtes Bremer Urgestein gewinnen.
Der 60-Jährige wurde als Interimstrainer installiert und soll für das letzte so wichtige Spiel neue Impulse und Kräfte freisetzen. Schaaf, der mit Werder Meister und Pokalsieger wurde, fungierte seit 2018 als technischer Direktor im Verein. Nun agiert er also wieder in vorderster Front, zunächst für eine Partie. Die Aufgabe für Schaaf ist groß, gerade nachdem Werder zuletzt am 23. Spieltag gegen Eintracht Frankfurt erfolgreich war. Danach folgten acht Niederlagen und zwei Unentschieden.
Fehlende Qualität und eine mögliche Renaissance
Natürlich auch aufgrund der Kaderzusammenstellung und der nicht vorhandenen finanziellen Mittel, boten sich Ex-Trainer Kohfeldt nicht sehr viele Möglichkeiten, das Spiel der Bremer weiterzuentwickeln. Werders Spielweise in dieser Saison wurde vor allem durch eine passive Art und Weise geprägt. Taktisch versuchte sich Kohfeldt an verschiedenen Variationen: Dreier- bzw. Fünferkette oder aber zuletzt auch mit einem 4-3-1-2. Nun unter Thomas Schaaf könnte es die Wiedergeburt der Bremer Raute geben. Damit hatte Schaaf in der Vergangenheit viel Erfolg, wenn auch mit ganz anderen Spielern.
Nach dem Trainerwechsel sind personelle Veränderungen im letzten Spiel sehr wahrscheinlich. Routinier Christian Groß fehlt dazu aufgrund einer Gelbsperre. Klar ist auf jeden Fall, dass Schaaf, anders als sein Vorgänger, aktiver und offensiver spielen lassen will. Dies ist natürlich auch notwendig, möchte man seine Aufgaben erledigen. In einer Formation mit Mittelfeldraute könnte Eggestein den zentralen Sechser geben und Osako als Spielmacher fungieren. An guten Tagen kann der Japaner ein Gestalter sein. Gerade im letzten Drittel und auf dem Weg dorthin hapert es ordentlich im Bremer Spiel. Nur 34 erzielte Tore sind eine ziemlich schlechte Offensivbilanz.
Die Hoffnungen im Sturm ruhen auf Füllkrug
Auch wenn es Werder dann mal schafft, die Offensivspieler in Szene zu setzen, hapert es gewaltig bei der Chancenverwertung. Einer, auf den es im Finale gegen Gladbach ankommen wird, ist Stürmer Niklas Füllkrug. Noch steht zwar ein kleines Fragezeichen hinter seinem Einsatz, doch wenn er fit ist, erhält er sicherlich den Vorzug vor Davie Selke. Neben dem eher bulligen Füllkrug dürfte der pfeilschnelle Milot Rashica stürmen. Er ist mit fünf Vorlagen der beste Vorbereiter seines Teams. Ob es am Ende für den Ligaverbleib reicht, in die Relegation oder sogar direkt in die zweite Liga geht, wird sich im Finale gegen die Fohlenelf entscheiden.
Voraussichtliche Aufstellung Werder Bremen:
Pavlenka - Gebre Selassie, Toprak, Moisander, Augustinsson - Eggestein - Möhwald, Bittencourt - Osako - Füllkrug, Rashica
von Niklas Kirchhofer