Einwurf nach dem Spiel bei Union Berlin

Für mehr als Mittelmaß reicht es nicht

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Vieles richtig gemacht, aber alles verloren - Daniel Farke und Borussia bei Union Berlin (Foto: Oliver Behrendt - Getty Images)

Die Niederlage gegen Union Berlin war unglücklich und ärgerlich. Vor allem, weil sowohl die taktische Ausrichtung als auch die Umsetzung über weite Strecken der Partie angemessen und ordentlich waren. Doch am Ende wurde deutlich, dass die Qualität eben nur mittelmäßig ist.

Wohl ausnahmslos jeder Gladbach-Fan wird am Sonntagnachmittag, als die Mannschaft bei Union Berlin in der allerletzten Sekunde den Genickbruch erlitt, im ersten Reflex am liebsten alles kurz und klein geschlagen haben. Wie blöd kann man sein, diese Ecke so schläfrig und naiv zu verteidigen? Warum vergeigt Herrmann kurz zuvor den Freistoß so leichtfertig? Wie kann sich Sippel so verschätzen? Wieso gelingt nach der Pause nicht ein einziger vernünftiger Angriff?

All diese Vorwürfe haben ihre Berechtigung – und es sind beileibe nicht die einzigen, die in Summe zu diesem niederschmetternden Endergebnis im Stadion an der Alten Försterei geführt haben. Letztlich bleibt nur die Feststellung, dass sich Borussia Mönchengladbach an diesem Nachmittag zu viele individuelle Fehler geleistet hat, um zumindest einen Punkt mit nach Hause zu nehmen. Das muss man akzeptieren, aber gleichzeitig gilt es zu hinterfragen, warum diese Mannschaft zu mehr offensichtlich nicht in der Lage ist.

An der grundsätzlichen Ausrichtung hat es diesmal nicht gelegen

An der grundsätzlichen Ausrichtung hat es diesmal nicht gelegen. Anders als gegen Frankfurt agierten die Borussen mit einer doppelten Absicherung im Zentrum und zwei Außenverteidigern, deren Priorität auf der Defensive lag. Im Aufbau wurde öfter der lange Ball gewählt, anstatt sich krampfhaft heraus kombinieren zu wollen und ständig in Gefahr zu geraten, in gefährlichen Bereichen den Ball zu verlieren. Gegen Union wurden in der gegnerischen Hälfte zwar kaum Bälle festgemacht, aber man blieb in der Ordnung. Berlin fand wenig Lösungen gegen die gute Staffelung der Fohlen und blieb fast achtzig Minuten sehr harmlos.

Der Führungstreffer passte perfekt ins Gladbacher Konzept und auch nach der Pause arbeiteten die Borussen diszipliniert gegen den Ball. Was in dieser Phase fehlte, waren eigene Offensivaktionen. Ein Topteam hätte hier gegen die sehr einfallslos anlaufenden Berliner Spitzen gesetzt und für Gefahr gesorgt. Und als Union in der Schlusssequenz mit den Wechseln ‘all-in’ ging, gab es sogar die Räume, um mit konstruktiven Kontern das Spiel vorzeitig zu entscheiden.

Vieles richtig gemacht, doch am Ende war es doch zu wenig

Doch dazu waren die Borussen in dieser Konstellation nicht in der Lage. Im Gegenteil: Nach hinten raus schwanden Kräfte und Konzentration gleichermaßen. Während Union personell zumindest gleichwertig nachlegen und frische Impulse bringen konnte, ließ Borussia mit jedem Wechsel und jeder Minute fortschreitender Spielzeit qualitativ deutlich nach. Dann patzte Sippel, das Unheil nahm seinen Lauf und gipfelte in der 97. Minute im endgültigen Knockout.

Das ist primär deshalb richtig ärgerlich, weil die Borussen inklusive Trainer Daniel Farke an diesem Nachmittag sehr viel richtig gemacht haben. Doch man muss konstatieren, dass die Qualität unter den aktuellen Gegebenheiten einfach nicht ausreichend ist. Borussia Mönchengladbach ist Elfter der Tabelle und damit graues Mittelmaß. Der Derbysieg war eine positive Ausnahme, doch ansonsten geht die Tendenz im Oktober ganz deutlich nach unten.

Der Kader muss mit gestandener Bundesligaqualität erweitert werden

Insgesamt werden sich wohl alle mit der Tatsache anfreunden müssen, dass der Weg in Mönchengladbach doch deutlich steiniger und mühseliger wird, als erhofft. Diese Entwicklung hängt ganz sicher mit der dünnen Personaldecke zusammen. Es zeigt sich deutlich, dass die Ausfälle von Sommer, Itakura, Hofmann und Neuhaus nicht kompensiert werden können. Den Spielern aus der zweiten und dritten Reihe fehlt – bei allem Respekt vor Talent oder Verdiensten – einfach die Klasse, um die Lücken auch nur halbwegs adäquat füllen zu können.

Die ersten Monate unter Daniel Farke haben die trügerische Hoffnung geweckt, dass mit dem Neustart auch die tieferliegenden Probleme verschwunden sind. Bei Licht betrachtet war das reichlich naiv, auch wenn es verständlicherweise eine sehr verlockende Vorstellung war. Im Moment gilt es, Ruhe zu bewahren und sich auf die verbleibenden drei Spiele des Jahres zu fokussieren. Der eine oder andere Zähler wird noch benötigt, um mit einem Punktepolster nach unten in die WM-Pause zu gehen. In der Winter-Transferperiode wird es auch darum gehen müssen, den Kader mit gestandener Bundesligaqualität zu erweitern.

 


von Marc Basten

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