Dass Borussia Mönchengladbach in Dortmund verliert, war keine wirkliche Überraschung. Dass die Mannschaft sich jedoch in der ersten Halbzeit naiv und widerstandslos abschießen ließ, war in gewisser Weise schon erstaunlich. Selbst wer wenig erwartet hatte, wurde von dem undisziplinierten Auftritt der Fohlenelf noch überrumpelt. Das galt auch für Trainer Daniel Farke. »Wir haben uns Disziplinlosigkeiten geleistet und uns überhaupt nicht an den Matchplan gehalten«, sagte der Coach beim TV-Sender Sky und wirkte sichtlich angefressen.
»Aufgrund der ersten Halbzeit haben wir völlig verdient so hoch verloren«, sagte der 46-Jährige. »Bei Ballbesitz sind wir undiszipliniert aus unseren Positionen herausgelaufen und haben unsere Angriffe nicht gut gesichert«, erklärte Farke. »Das Zweikampfverhalten fand ich pomadig, genauso die Bereitschaft, Laufwege mitzugehen«. Erstmals prangerte Farke damit öffentlich das an, was seit Monaten ständig in der Kritik steht, aber bislang ‘zum Schutz der Jungs’ heruntergespielt wurde.
»Dafür kann der Trainer nichts« - Hofmann und Weigl ergreifen Partei für Farke
Jonas Hofmann, in Dortmund wieder Kapitän der Borussia, nahm diesmal den Trainer aus der Schusslinie und das kollektive Versagen auf die Kappe der Mannschaft. »Wir werden sehr gut eingestellt auf die Partien, wir haben sehr gute Inhalte im Training und wissen genau, was uns erwartet. Zum Großteil haben wir die Tore so kassiert, wie wir es nicht zulassen wollten. Dafür kann der Trainer nichts.« Ähnlich äußerte sich Julian Weigl. »Der Trainer hat uns gut eingestellt, aber wir haben den Matchplan nicht so umgesetzt, wie er ihn uns mitgegeben hat. Deshalb müssen wir uns an die eigene Nase fassen.«
Doch möglicherweise kommt die öffentliche Rückendeckung aus der Mannschaft für den Trainer Daniel Farke zu spät. Bereits vor der Partie im Westfalenstadion gab es vereinzelte Gerüchte, dass bei Borussia ein Umdenken hinsichtlich der Zukunftsplanung stattgefunden hat und man Farke aufgrund der Erfahrungen aus der laufenden Saison den anstehenden Umbruch doch nicht zutraut. Obwohl Roland Virkus vor zwei Wochen mögliche Diskussionen um die Trainerfrage mit dem Statement weggewischt hatte, dass Farke die Chance verdient hätte und sich auch im Vorfeld der Partie im Westfalenstadion in diese Richtung äußerte.
Farke: »Für Gerüchte bin ich nicht zuständig« - Polanski als Nachfolger?
Nach dem beschämenden Auftritt in Dortmund (Hofmann: »Wir lassen uns hier 30 Minuten abschlachten, das hatte von vorne bis hinten nichts mit Fußball zu tun«) bekam das Trainerthema eine gewisse Eigendynamik. Daniel Farke selbst wollte oder konnte sich dazu nicht äußern. »Für Gerüchte bin ich nicht zuständig. Das ist nicht mein Thema gerade jetzt«, sagte er. Von Vereinsseite gab es am Samstagabend weder in Dortmund noch nachher aus Mönchengladbach etwas zu erfahren. Dass Sportdirektor Roland Virkus bereits kurz nach Spielende das Westfalenstadion verlassen und ein eigentlich vereinbartes Interview bei Sky kurzfristig abgesagt hat, heizte die Gerüchteküche zusätzlich an.
Gehandelt wird U23-Coach Eugen Polanski als Nachfolger für Daniel Farke. Polanski ist seit dieser Saison für die zweite Mannschaft zuständig und hat nach anfänglichen Schwierigkeiten ordentlich Fuß gefasst und gilt für viele Beobachter als ein ‘Trainertalent’. Dass man ihn in dieser Rolle sieht, hatte Virkus bereits bei der Beförderung Polanskis als U23-Trainer erklärt. Ob der 36-Jährige tatsächlich schon so weit ist, eine Bundesligamannschaft zu übernehmen und vor allem den anstehenden Umbruch zu gestalten, ist fraglich. Wobei es natürlich nach einem Jahr unter Daniel Farke keine gesicherten Erkenntnisse gibt, dass dieser es hinbekommen wird. Fest steht, dass Polanski formell übernehmen könnte, weil er im Moment die Pro-Lizenz erwirbt und das als Voraussetzung ausreicht. Ob es wirklich dazu kommt, wird sich zeigen.
von Marc Basten