Die Trainingseindrücke in den letzten Wochen waren durchaus vielversprechend und auch in den Testspielen ließ Michael Cuisance immer mal wieder aufblitzen, warum er in seiner Premierensaison von den Fans zum Spieler des Jahres gewählt wurde. Es schien so, als habe der 19-Jährige verstanden, dass er mit Leistung überzeugen muss, um sich bei der Borussia durchzusetzen.
Doch ganz offensichtlich traut Cuisance - samt Berater - dem Leistungsprinzip nicht so wirklich über den Weg. Auch wenn Marco Rose den Franzosen jüngst noch lobte - aber richtigerweise Konstanz und Effektivität einforderte - sieht Cuisance seinen Stellenwert augenscheinlich nicht gewürdigt. Jedenfalls erklärte Sportdirektor Max Eberl am Dienstag bei einer Veranstaltung der Rheinischen Post, dass man »seit vielen Wochen« Gespräche mit dem Spieler und seinem Management führen würde. Eberl bekannte, dass es für ihn überraschend sei, dass »die Unzufriedenheit bei einem 19-Jährigen so groß ist, dass er quasi eine Stammplatzgarantie haben möchte.«
»Mal schauen, wohin die Reise führt«
»Mal schauen, wohin die Reise führt«, sagte Eberl. Dass es diverse Interessenten für Cuisance geben soll, wird schon seit Wochen kolportiert. Bislang hieß es immer, dass es für Borussia keinen Anlass - und kein so lukratives Angebot - gebe, Cuisance vorzeitig aus seinem noch bis 2023 laufenden Kontrakt zu entlassen. Auch ein Leihmodell wurde bislang nicht ernsthaft in Betracht gezogen. Nachdem Jonas Hofmann längerfristig ausfallen wird, sind die reellen Einsatzchancen für Cuisance ohnehin gestiegen. Doch das scheint der Cuisance-Seite offensichtlich nicht zu reichen.
Das ganze Gebaren ist vielsagend und unterstreicht den Ruf, den sich das ‘Enfant terrible’ in Gladbach erworben hat. Dass er ein großes Talent ist, steht außer Frage. Eher zweifelhaft scheint aber, ob er auch ein richtig guter ‘erwachsener’ Fußballer ist oder werden kann. Denn ein solcher fordert keine Stammplatzgarantie, sondern trainiert und spielt so viel besser als andere, dass dem Trainer gar nichts anderes übrig bleibt, als ihn aufzustellen. Und bei allem Respekt: Die Konkurrenz für Cuisance in Mönchengladbach ist nun wirklich nicht überirdisch.
Ein Verbleib in Mönchengladbach scheint für keine Seite die passende Lösung
Vieles deutet darauf hin, dass Cuisance den möglicherweise unbequemen Weg nicht gehen will. Ein Verbleib in Mönchengladbach scheint unter diesen Umständen für keine Seite die passende Lösung. Aus Sicht der Borussia muss man einen faulen Apfel aussortieren, wenn er sich wirklich als solcher herausstellt und damit den Zusammenhalt in der Gruppe gefährdet. Auf der anderen Seite darf man Cuisance und seinen Berater mit der Tour auch nicht billig davonkommen lassen. Ein verlorenes Talent und all der Ärger muss bei einem Verkauf schon eine ordentliche Entschädigung in die Vereinskasse spülen.
von Marc Basten