Einzelkritik: Borussia Mönchengladbach - RB Leipzig 3:0

Borussia liefert gegen Leipzig die bisher beste Saisonleistung ab

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Marcus Thuram war für RB eine Dauerbelästigung (Foto: Norbert Jansen - Fohlenfoto)

Borussia Mönchengladbach begeisterte beim 3:0 über RB Leipzig auf ganzer Linie. Vor allem die mannschaftliche Geschlossenheit zeichnete die Fohlen aus, bei denen kein Spieler abfiel. Entsprechend positiv fällt die Einzelkritik aus.

Yann Sommer: Musste in der ersten Halbzeit einmal nachfassen und war im Anschluss an eine Freistoßflanke gegen Gvardiol gefordert. Kurz nach Wiederbeginn hielt Sommer den Kopfball von Silva und verhinderte den Anschlusstreffer. Wenig später klärte der Schweizer mit einem Reflex am ersten Pfosten gegen Szoboszlai. Sehr aufmerksam war der 33-Jährige in der Situation, als er Szoboszlai schnell entgegenrutschte und den Ball sicherte. Als mitspielender Torwart war er viel eingebunden - erneut hatte kein anderer Borusse mehr Ballkontakte als Sommer. Note 2,5.

Joe Scally: Bereite das 1:0 vor, als er an Raum vorbeizog und präzise auf Thuram flankte. Solche Aktionen wünscht man sich mehr vom US-Nationalspieler. Insgesamt machte er es im Spiel nach vorne ordentlich, zwei oder drei überhastete Fehlpässe blieben folgenlos. Bei einer Kontersituation der Leipziger verzichtete Scally auf das eigentlich notwendige taktische Foul und hatte Glück, dass die Gefahr noch bereinigt werden konnte. Der 19-Jährige verteidigte sehr diszipliniert und ließ den hochgelobten Nkunku nicht zur Entfaltung kommen. Note 2,5.

Marvin Friedrich: Verpasste in der 7. Minute seinen ersten Treffer für die Borussia, als er nach einer Hofmann-Ecke freistehend am Fünfer am Ball vorbei rauschte. In der Defensive überzeugte der 26-Jährige mit einem ausgezeichneten Stellungsspiel. Er entschärfte mehrere Hereingaben und war sehr stabil in den Luftduellen. Am Boden ließ er sich zweimal etwas zu leicht abdrängen, was aber keine Folgen hatte. Mit seinem unaufgeregten Passspiel strahlte Friedrich viel Sicherheit aus. Note 2,0.

Nico Elvedi: Lieferte nach seiner Pause wegen Sprunggelenksproblemen und einem grippalen Infekt eine beachtenswerte Leistung ab. Zunächst hatte er eine Kopfballchance nach einer Ecke von Hofmann, als Gulacsi den Ball über den Querbalken lenkte. In der Defensive überzeugte der Schweizer neben starkem Positionsspiel auch mit mehreren punktgenauen Eingriffen. Klasse, wie er gegen Silva klärte. Der 25-Jährige wirkte spritziger als zu Saisonbeginn und ließ auch im zweiten Durchgang nicht nach. Nach einer sehr guten Grätsche gegen Werner fasste sich Elvedi an den Oberschenkel, spielte aber weiter. Note 2,0.

Ramy Bensebaini: Ermöglichte Gvardiol nach einer Viertelstunde eine Gelegenheit, als er sich bei einer Freistoßflanke verschätzte. Ansonsten war Bensebaini sowohl defensiv wie offensiv gut im Spiel. Ein Dribbling in die Mitte sah zwar ein wenig nach einer Kamikaze-Aktion aus, aber der 27-Jährige weiß, was er macht. Bensebaini entwickelte einen unglaublichen Antrieb von hinten raus. Das Tor zum 3:0 war überragend: ruhige Brustannahme und dann der Chip - was für eine coole Socke. Danach war er komplett in Spiellaune und lieferte mehrere technische Kabinettstückchen. Die lockere Weiterleitung eines Balles in der Luft mit seinem linken Fuß war zum Zungenschnalzen. Note 1,5.

Julian Weigl: Trat mit einer herausragenden Selbstverständlichkeit auf und es machte den Eindruck, als ob er schon seit Jahren der Organisator dieser Mannschaft sei. Wenn die Borussen sich aus einer engen Spielsituation heraus kombinierten, war Weigl stets derjenige, der den freien Großraum fand. Der 27-Jährige drosselte das Tempo wenn nötig und spielte präzise Pässe. Sein Positionsspiel war erstklassig, er machte fast immer die richtigen Wege. Nur einmal ließ er sich von der Pressing-Begeisterung seiner Kollegen leiten und rückte unbedacht mit raus, was prompt einen gefährlichen Konter zur Folge hatte. Bemerkenswert war auch die Zweikampfführung des Ex-Dortmunders, der einige Male konsequent und hart dazwischenfunkte. Note 2,0.

Manu Koné: Findet langsam aber sicher zu seiner Topform zurück. Koné harmonierte sehr gut mit Weigl, spielte saubere Pässe oder setzte zu Sololäufen an. Der 21-Jährige war Ausgangspunkt mehrerer guter Angriffe. Seine Standhaftigkeit bei der Ballführung war großartig. Kein Leipziger konnte ihn so richtig bekämpfen, dass er den Ball verlor. Schlager z. B. kann davon ein Lied, oder einen Schlager, singen. Wie eine Kugel im Flipperkasten lief Koné hin und her, kreuz und quer und setzte sich fast immer durch. Note 2,0.

Jonas Hofmann: Begann mit zwei guten Ecken und markierte nach zehn Minuten den wichtigen Führungstreffer. Er war wachsam beim Rebound und schloss überlegt ab - das war kein blindes Draufhauen. Beim zweiten Tor nahm der 30-Jährige den Ball perfekt mit und rundete sauber ab. Ein Distanzschuss flog knapp vorbei, wobei allein der Mut zum Schuss schon lobenswert war. Hofmann tobte sich in den Phasen, als Borussia sehr hoch presste, richtig aus. Bei den Kontern in der zweiten Halbzeit hätte der Nationalspieler zwei weitere Tore erzielen können, als er jeweils aus ähnlicher Position frei zum Schuss kam. Diese Chancen vergab er aber keinesfalls kläglich. Als Thuram über links an einem Gegner vorbeizog, verpasste Hofmann den Moment, sich anzubieten. Note 1,5.

Christoph Kramer: Letzte Woche noch Innenverteidiger, diesmal ‘verkappter’ Zehner. Nach ein paar Orientierungsproblemen zu Beginn fand sich Kramer immer besser zurecht. Statt Sicherheitspässen spielte er Blitzpässe und erreichte fast immer einen Mitspieler. Beim Anlaufen war er unermüdlich und der Taktgeber. Kramer probierte viel, traute sich etwas zu und riss die Mannschaft mit. Enge Situationen löste er auf technische Art und die Leichtigkeit, mit der er über rechts ein Dribbling an der Grundlinie durchzog, war bemerkenswert. Natürlich arbeitete der 31-Jährige auch unermüdlich gegen den Ball - Grätschen inklusive. Am Ende hatte er fast 13 Kilometer auf dem Tacho. Insgesamt eine wirklich starke Leistung und ganz klar auch in dieser Rolle künftig eine Option. Note 1,5.

Lars Stindl: Wieder links in der offensiven Dreierreihe positioniert. Am Anfang kam ihm zwei-, dreimal Kramer in die Quere, danach passte die flexible Raumaufteilung sehr gut. Mit großem Spielverständnis setzte der Kapitän die Kollegen mehrfach perfekt ein. Er war quirlig, handlungsschnell und spielte seine Routine aus. Stindl fühlt sich offensichtlich wohl, wenn er um sich herum so viele Mitspieler hat, mit denen er kombinieren kann. Ein freier Schuss des 33-Jährigen nach einer Ecke wurde leider geblockt und auch seine weiteren Versuche waren nicht von Erfolg gekrönt. Das 3:0 bereitete Stindl mit einer gefühlvollen Hereingabe auf Bensebaini vor. Ganz stark war die Defensivarbeit von Stindl, der unermüdlich die Wege zumachte. Nach 82 Minuten räumte er den Platz für Wolf. Note 2,0.

Marcus Thuram: Blieb wieder ohne eigenes Tor und machte dennoch ein ganz starkes Spiel. Thuram war eine Dauerbelästigung für RB, denn mit jeder Aktion sorgte er bei den Abwehrspielern für Panik. Vor dem 1:0 drückte der 25-jährige den Kopfball klassisch nach unten - Gulacsi wehrte ab und Hofmann verwertete den Rebound. Vor dem 2:0 eroberte Thuram den Ball gegen Raum und spielte nach seinem Antritt den schönen Außenristpass auf Hofmann. Genial war die Aktion vor seinem Traumzuspiel auf Hofmann in der zweiten Halbzeit. Thuram war nie zu halten, zog einfach an mehreren Verteidigern vorbei und war trotz fehlender Abschlüsse unglaublich präsent. Note 1,5.

Hannes Wolf (82. Minute für Stindl): Musste wenige Minuten nach seiner Einwechslung mit einer schmerzhaften Schulterverletzung wieder vom Platz, nachdem er mit seinem Landsmann Schlager aneinandergeraten war. Sehr bitter für den 23-Jährigen. Ohne Note.

Patrick Herrmann (86. Minute für Wolf): Drei Pässe spielte er und alle kamen an. Ohne Note.

Nathan Ngoumou (90.+1 für Thuram), Stefan Lainer (90+1 für Hofmann) und Tony Jantschke (90.+1 für Weigl) waren ‘Applaus-Wechsel’. Ohne Note.

 

von Redaktion TORfabrik.de

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