Teilweise fühlte man sich im Borussia-Park in den März dieses Jahres zurückversetzt. Damals waren auch die Bayern zu Gast und führten die Gladbacher regelrecht vor. Mit 5:1 triumphierte der Rekordmeister, während die Borussen völlig verzweifelt waren. Sie liefen nur hinterher, bekamen keinen Zugriff und wurden regelrecht abgefrühstückt.
Für Sommer, Ginter, Elvedi, Hofmann, Stindl und Plea, die heute genauso wie im März in der Startelf standen, dürfte sich ein Déjà-vu angebahnt haben. Schon wieder sahen die Gladbacher kaum Land gegen die Bayern, kamen immer den berühmten Schritt zu spät und hatten diesmal einzig und allein das Glück, dass die Münchener beim Ausnutzen ihrer zahlreichen Torchancen so schludrig waren. 14:1 Torschüsse pro Bayern zählten die Statistiker im ersten Durchgang. Bei aller Klasse aufseiten der Münchener – das war ganz schön bedenklich aus Gladbacher Sicht.
Dass Perisic der Führungstreffer kurz nach der Pause gelang, war nur die logische Fortentwicklung der Geschehnisse des ersten Durchgangs. Was dann allerdings passierte, zeigt die Entwicklung, die Borussia seit dem letzten Gastspiel der Bayern genommen hat. Der Ausgleich hatte sich zwar nicht angebahnt, aber er war doch dem geschuldet, dass die Mannschaft trotz der bis dahin schon fast erdrückenden Dominanz den Kopf oben behielt.
Dass ein Grundvertrauen in die eigene Stärke vorhanden ist, zeigte die anschließende Reaktion. Anstatt die Gladbacher sich darauf fokussierten, das glückliche Remis irgendwie über die Zeit zu schummeln, übernahmen sie die Initiative. Das war angesichts der Kräfteverhältnisse in der ersten Stunde ziemlich wagemutig. Doch es zahlte sich aus. Weil nun die eigenen Qualitäten zum Tragen kamen. Die sind zwar noch ausbaufähig, aber doch ausreichend, um die Bayern in Bedrängnis zu bringen.
Borussia spielte auf Sieg, wechselte offensiv und hatte mittlerweile den Zugriff, dem man im ersten Durchgang noch so hoffnungslos hinterher gehechelt war. Und am Ende kam das Glück des Tüchtigen hinzu. Ein Remis wäre sicherlich das gerechtere Resultat gewesen, doch diesen Prestigesieg nimmt man natürlich nur allzu gerne mit. Die Borussen haben gezeigt, dass sie nicht zufällig dort oben stehen, gleichzeitig dürften die ersten sechzig Minuten auch allen klar gemacht haben, dass man der Tabellenführung und sieben Punkten Vorsprung vor den Bayern zum Trotz von einer Meisterschaftsreife weit entfernt ist.
von Marc Basten