Borussia Mönchengladbach ist und bleibt ein Verein der Extreme. Das wissen die Fohlenfans seit Jahrzehnten und am Donnerstagabend wurde es mal wieder überdeutlich. Alles war angerichtet für den Einzug in die nächste Runde in der Europa League. Ein Remis gegen einen international mittelmäßigen Retortenklub aus der Türkei würde ausreichen und angesichts des Status des wochenlangen Tabellenführers in der Fußballbundesliga und als frisch gehypter Bayern-Besieger sollte das doch wohl nur eine Formsache sein. Doch Pustekuchen – die Fohlen vergeigten den Matchball auf eine Art und Weise, die traditionell als ‚typisch Borussia‘ bezeichnet wird.
Nun darf man sich wirklich grämen ob der Umstände, wie diese nach dem Spielverlauf unglückliche Niederlage zustande gekommen ist. Herrmann und vor allem Plea hätten die Sache längst klarmachen können und in der Nachspielzeit fehlten bei Thurams Pfostenkopfball nur Zentimeter zum Happy-End. Einen wirklichen Vorwurf kann man der Mannschaft nicht machen. Sie hat zwar nicht gut gespielt, aber auch nicht wirklich schlecht. Auch Marco Rose hat sich nicht verzockt, selbst wenn es im Nachhinein vielleicht doch schlauer gewesen wäre, auf den offensiven Wechsel der Türken zu reagieren und der Sicherung des einen Punktes gegenüber der Erzielung eines möglichen zweiten Tores größere Priorität einzuräumen.
Doch hinterher ist man bekanntlich immer schlauer. So ärgerlich es ist, man muss das Aus in Europa akzeptieren. Und betrachtet man Borussias Auftritt in der diesjährigen Europa League in seiner Gesamtheit, so ist es irgendwie auch folgerichtig, dass nun Endstation ist. Im Borussia-Park hat der VfL gegen Wolfsberg und Istanbul Başakşehir verloren. Zwei Klubs, denen, bei allem Respekt, zur gehobenen internationalen Klasse einiges fehlt. Nur AS Rom konnte daheim besiegt werden. Das war gleichzeitig Borussias bestes Spiel der Gruppenphase, doch auch hier benötigte man das Spielglück in Form des Siegtreffers in der Nachspielzeit.
Auswärts blieben die Borussen zwar ungeschlagen, aber sie bekleckerten sich keinesfalls mit Ruhm. In Istanbul gelang der Ausgleichstreffer nach einer sehr durchwachsenen Leistung erst in der Nachspielzeit, in Rom war der Last-Second-Ausgleich einer krassen Fehlentscheidung des Schiedsrichters geschuldet. Und auch wenn man in Graz gegen Wolfsberg gewinnen konnte, so war der Auftritt zumindest über eine Stunde lang alles andere als gut.
Somit hat die Mannschaft am Donnerstag gegen Istanbul Başakşehir letztlich den zweitstärksten Auftritt der Gruppenphase hingelegt. Dass das unter dem Strich nicht ausreicht, um in Europa zu überwintern, muss man eingestehen. Ungeachtet dessen, dass es komplett unnötig war, eine derartige Bruchlandung hinzulegen.
von Marc Basten