Hochgejubelt und dann heftig auf die Nase gefallen - die letzten Tage waren für alle Borussen extrem. Die Euphorie vom Last-Minute-Sieg gegen die Bayern hat sich ins Gegenteil gewandt. Zweimal innerhalb von drei Tagen verloren die Gladbacher in der Nachspielzeit. Vorbei ist der Traum von Europacupschlachten im Frühjahr, vorbei ist es mit dem Status Tabellenführer nach neun Wochen.
Von der Dramaturgie her ist es sicherlich außergewöhnlich, was hier passiert ist. Lässt man jedoch den ›Last-Minute-Faktor‹ außen vor, so ist es gar nicht so skurril und auch nicht gänzlich überraschend. Borussia war zwar bis zu diesem Sonntag ein verdienter Tabellenführer, aber selbstredend keine gewachsene Spitzenmannschaft, die von ihrer Struktur und individuellen Qualität her zwangsläufig einen Durchmarsch zur Meisterschaft hinlegen muss.
Die Zeit für etwas mehr ›Gladbacher Realismus‹ ist gekommen
Natürlich dürfen und müssen alle enttäuscht sein, dass man sich innerhalb von drei Tagen zweimal im letzten Moment die Butter vom Brot hat nehmen lassen. Doch auch wenn es wehtut, gehört es zum Entwicklungsprozess dazu. Bislang ist unter Marco Rose vieles gut und manches - im Verhältnis der tatsächlichen Leistung zum Endresultat - zu gut gelaufen. Das Momentum und das Spielglück waren oft auf Seiten der Borussen und es wäre töricht anzunehmen, dass man nunmehr automatisch alle Situationen, in denen es ›Spitz auf Knopf‹ zugeht, für sich entscheiden wird.
Die harte und schmerzhafte Landung auf dem Boden der Tatsachen sollte dazu führen, dass sich alle mal kräftig schütteln und die Dinge realistisch einordnen. Es war tatsächlich ein bisschen zu viel Brimborium in den letzten Wochen. Die Zeit für etwas mehr ›Gladbacher Realismus‹ ist gekommen. Also Ruhe bewahren, nicht mehr so viel quatschen, sondern den Fokus neu ausrichten und die letzten beiden Ligaspiele des Jahres mit voller Überzeugung erfolgreich gestalten.
von Marc Basten