Die Erwartungen bei den Anhängern von Borussia Mönchengladbach waren vor dem Topspiel beim Marketing-Projekt RB Leipzig realistisch gering. Der hochgezüchtete Topklub, der mal eben in der Winterpause noch einen hochtalentierten A-Nationalspieler Spaniens holen kann, würde trotz der räumlichen tabellarischen Nähe den Borussen klar die Grenzen aufzeigen – das war die einhellige Meinung.
Doch es kam anders. Die Gladbacher Borussen präsentierten sich in Leipzig in einer ausgezeichneten Verfassung. Sie hielten nicht nur mit, sie beherrschten RB fast eine Stunde im eigenen Stadion. Gladbach war an diesem Abend das aggressivere und bessere Pressingteam. Um ein Haar hätte der VfL die Leipziger mit ihren eigenen Mitteln geschlagen.
Die taktische Herangehensweise zeigt die Entwicklung
Die taktische Herangehensweise mit Dreierkette zeigt die Entwicklung, die Borussia genommen hat. Zakaria als zentralen Abfangjäger für die Pässe in die Tiefe auf Werner abzustellen, erwies sich genauso als Volltreffer wie die Ordnung im Mittelfeld durch die vorgezogenen Außenverteidiger. Der auf Schalke als alleiniger Sechser noch überforderte Hofmann machte in der offensiveren Rolle nicht nur wegen seines Tores ein starkes Spiel.
Die 2:0-Pausenführung war das hochverdiente Resultat der wohl besten Auswärts-Halbzeit der letzten Jahre. Bei einem Topteam mit so einer breiten Brust aufzutreten, war ein ganz starkes Ausrufezeichen. Dass es am Ende doch nur zu einem Punkt reichte, war wirklich ärgerlich. Das Slapstick-Tor zum Anschluss war ein Geschenk an Leipzig, ebenso wie Pleas Unbeherrschtheit.
Die Champions League ist in dieser Verfassung auf jeden Fall möglich
So ebneten die Borussen Leipzig den Weg zurück ins Spiel und die eigentlich verdiente Belohnung blieb aus. Dennoch kann man aus diesem Auftritt eine ganze Menge positiver Erkenntnisse mitnehmen. Der nach der lahmen Darbietung auf Schalke befürchtete Rückrundenabsturz zeichnet sich nicht ab, die Mannschaft hält in der Spitzengruppe mit. Die Champions League ist in dieser Verfassung auf jeden Fall möglich.
von Marc Basten