Die Bäume wachsen in Mönchengladbach auch unter Daniel Farke nicht in den Himmel. Diese Erkenntnis kommt alles andere als überraschend, aber ein klein wenig hatte man in den letzten Wochen verdrängt, dass in Gladbach eine neue Zeitrechnung unter weiterhin komplizierten Rahmenbedingungen begonnen hat. Es machte sich vielerorts die ziemlich verwegene Annahme breit, dass die Mannschaft, die in fast unveränderter Zusammensetzung im letzten Jahr im Abstiegskampf steckte, nun plötzlich völlig gefestigt die Liga rocken würde.
Vor ein paar Jahren strapazierte ein Vorgänger von Daniel Farke die Phrase "Wir wissen, wo wir herkommen” etwas über, doch aktuell kann diese wieder aus der Mottenkiste geholt werden. Angesichts des gelungenen Saisonstarts und der allgemein als sehr positiv gewerteten Transferphase war die Euphorie vor dem Spiel gegen Mainz schon fast etwas zu groß geworden. Und das spiegelte sich dann auch irgendwie in der Anfangsphase auf dem Platz wider.
In der aktuellen Situation ist die Niederlage kein Beinbruch
Es bleibt dabei, dass sich diese Mannschaft mit aggressiv zu Werke gehenden Gegnern schwer tut, wenn sie nicht von Anfang an mit Vehemenz dagegen hält. Gegen Mainz fehlten zu Beginn ein paar Prozent an Galligkeit und Überzeugung, so dass die 05er in den ersten zwanzig Minuten das klar bessere Team waren. Immerhin wurden die Borussen nicht bestraft und kassierten kein Gegentor. Dennoch muss Daniel Farke hier ansetzen und die Mannschaft dahin bringen, dass sie wirklich ab der ersten Minute voll fokussiert ist.
Im weiteren Verlauf sorgten eine mangelhafte Chancenverwertung und der sehr unglückliche Verlauf in der Viertelstunde nach der Pause dafür, dass es am Ende die erste Saisonniederlage setzte. So etwas passiert im Fußball und ist in der aktuellen Situation kein Beinbruch. Auch weil die Mannschaft nach der roten Karte und dem direkt darauf folgenden Gegentor bei sich blieb und in Unterzahl sogar besser war als zuvor.
Alles ist ein fließender Prozess
Die Tendenz ist weiterhin positiv und der Weg, der in Mönchengladbach eingeschlagen wurde, erscheint vielversprechend. Daniel Farke bestätigt den guten Eindruck, den er von Anfang an hinterlassen hat. Natürlich muss abgewartet werden, wie sich das auf Strecke entwickelt. Das gilt auch für den ‘Farke-Ball’, den die Borussia spielen soll. Mittlerweile sollte jedem klar geworden sein, dass der Ballbesitz nur eine von vielen Facetten ist, die Farke sehen will. Vielmehr ist es ein sehr variabler und pragmatischer Fußball, der auf einer gefestigten Grundordnung basiert. Und hier gibt es noch viele Punkte, wo der Trainer ansetzen kann.
Von daher könnte die Niederlage gegen Mainz den positiven Effekt haben, dass alle die Sinne schärfen und sich klar machen, dass noch ein weiter Weg bevorsteht. Es werden weitere Anpassungen folgen, was alleine schon durch die Neuzugänge Ngoumou und Weigl logisch ist. Dazu wird es schon am Sonntag in Freiburg verletzungsbedingte Umstellungen geben (Plea fällt drei Wochen aus, Itakura ist gesperrt und Elvedi sehr fraglich). Alles ist ein fließender Prozess und in diesem wird das Spiel gegen Mainz nicht der einzige Rückschlag bleiben. Wichtig wird sein, dass alle die Bodenhaftung bewahren und konzentriert weiter arbeiten.